Buchcover: Margit Schreiner "Die Tiere von Paris"“Schreibt Thomas Bernhard Frauenliteratur?” , fragte Margit Schreiner im Titel ihres letzten Buches.
Die Antwort ist ja.

Margit Schreiner veröffentlicht jetzt “Ein raffiniert schlichtes Buch über aktuelle Fragen zur Vereinbarkeit von Kind und Beruf und die Rollen von Männern und Frauen” (Verlag Schöffling).

Ein Buch, das ich AUCH jedem Mann empfehlen will: “Die Tiere von Paris”.

 

 

Wir folgen der Stimme im Kopf der Erzählerin. Sie kann vertraut und fremd klingen, einmal von innen, einmal von außen kommen oder du erkennst sie als die eigene.
“Du willst dich um- und einstellen auf deine Arbeit. Und du weißt genau, wenn du dich nicht rechzeitig um- und einstellst, kannst du dann, wenn du dran bist, nicht loslegen, sondern mußt dich erst einmal um- und dann einstellen, was dich Stunden kosten kann und wenn du dich andersherum zu sehr einstellst, …dann kannst du gar nicht mehr, weil du übermotiviert bist. Dein Mann und du, ihr werdet schließlich gemeinsam feststellen, dass du eben nicht flexibel genug bist … ” (Die Tiere von Paris)

“Der Schriftsteller setzt sich nicht mit dem Vorhaben an die Maschine Literatur zu schreiben, sondern er schreibt.” ,sagt Schreiner, und will nicht zwischen Fiction und Faction unterscheiden. “Dort wo alles, selbst Autobiographisches fiktiv ist, wo Übertreibung, Ironie, Spott, Pathos, Understatement eine Rolle spielt, wackelt der Wahrheitsbegriff.”

Und die Tiere? Es geht eigentlich nicht um Tiere. Sie werden zu Bildern der wilden oder gezähmten menschlichen Natur. Die Riesenschildkröte im Jardin de Plant hat die Französische Revolution noch miterlebt. Um Notredame kreisen die Turmfalken. Und den Vogelmann von Montmartre kann es so wohl nur in Paris geben. “Die alten Frauen wären verloren ohne ihre verfetteten Hunde, die die übrig gebliebene Liebe und die wachsende Verzweiflung auf ihren abgeflachten Rücken tragen.” (Die Tiere von Paris).

Der Roman beginnt ebendort, aber das Bild von Paris verändert sich für die Erzählerin im Laufe der Handlung, die sich dann in Tokio, Italien, und vor allem Wien fortsetzt.
Tiere auch da: “Als ihr hinter euch etwas rascheln hört und euch umdreht, steht ein Fuchs vor euch. Seine Augen leuchten hell. Auf einmal läuft er weg wie nur Füchse laufen. Er trabt, schwebt auf seinen viel zu kurzen Beinen durchs Gras und durchs Gestrüpp.”

Ist das eines der Tiere aus “Haus, Frauen, Sex.”?
“Sollen sie doch ums Haus schleichen auf weichen Pfoten, sollen sie doch kommen durch irgend eine Lücke in der Mauer oder eine offene Hintertür oder ein angelehntes Fenster. Ich fürchte mich nicht. Ich habe mich nie gefürchtet, habe immer nur die Furcht der anderen vertrieben mit Besenstielen und Drohungen.”

Die subtilen Beobachtungen treffen mit Humor ins Schwarze.  Zugleich zielen sie weiter – etwa das Projekt der erzählenden Geografin über das Verirren, in dem man die Verirrungen in den Beziehungen erkennen kann. Das Gestrüpp durch das die Menschen sich zu schlagen versuchen, und sich dafür tierische, leichte Beine wünschen.

 

Margit Schreiner:
“Haus, Frauen, Sex.”, 2001
“Schreibt Thomas Bernhard Frauenliteratur”, 2008
“Die Tiere von Paris”, 2011
Alle erschienen bei Schöffling.

Rezensionen zu „Die Tiere von Paris“ u.a. in den Internet-Archiven von:  Neue Züricher Zeitung, Süddeutsche Zeitung, Der Standard, Die Presse.

 

„Die Tiere von Paris“ , Margit Schreiner, 2011, Schöffling.

erhältlich zum Beispiel bei:
Leporello
Liechtensteinstr. 17, 1090 Wien;  Singerstr. 7, 1010 Wien;  im Burgtheater, Dr.-Karl-Lueger-Ring 2, 1010 Wien

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Taborstr. 17A, 1020 Wien

 

 

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