Wenn ich einkaufen gehe, passiert es mir immer wieder, dass ich
denselben Unsinn kaufe.
Auf dem Markt ist das meist etwas, das es an einem anderen Stand besser
und billiger gäbe.

Warum gehe ich immer in dieselbe Falle?
Fällt schöneres Licht auf die Produkte, bin ich weniger bedrängt vom Markttreiben, ist das Personal sympathischer?
Es dauert meist einige Zeit, bis sich Wünsche und Bedürfnisse mit einem bestimmten Markt zusammenraufen.
Beim Erst-Besuch ist man meist davon fasziniert, was es hier wieder alles Neues gibt.
Nach dem Erst-Einkauf meist frustriert, dass man das, was man sich vorgestellt hat, nicht mit nach Hause gebracht hat.
Aber wie beim Zen macht für mich die Faszination der immer wiederkehrende Praxis den gelungenen Marktbesuch. Immer bessere Produkte zu bekommen ist aber nicht nur die Draufgabe.

Jede Woche werde ich geübter im Besuch des samstäglichen Bauernmarkts auf dem Karmelitermarkt.
Da ich aber keine reine Sonntagsköchin bin, brauche ich auch unter der Woche Frisches.
Reduziert auf die fix gebauten Stände hat der Karmelitermarkt wochentags ein völlig anderes Gesicht. Ohne die Dekoration an überbordenden, herrlichen Produkten ist seine Schönheit durchaus herb. Auch der Blick rund herum ist divers: vom Luxus-Dachbodenausbau bis zur überladenen Fassade aus der Nachlese der Phantasten.

 

 

 

 

 

 

 

Die Obst und Gemüsestände sind es, bei denen ich hier noch gar nicht durchblicke. Alle vier sind sie um einiges teurer als die umliegenden türkischen Supermärkte, dafür gibt es aber auch weit mehr Angebot. Jetzt etwa Preiselbeeren (schwedische), heimische Steinpilze und Isabella-Trauben. Besonders schön: die große Orangenpresse vor dem Standl nahe der Haidgasse und der Krauthobel bei dem an der Krummbaumgasse.

 

 

 

 

 

 

 

Ein Hendlstand, der Pferdefleischhauer und ‘Charlys Eck’ erinnern mich an die Trautmann-Krimis, die hier gedreht wurden (Autor: Ernst Hinterberger). Noch vor ein paar Jahren war der Karmelitermarkt nur für derlei Milieustudien interessant.

Ein zeitgemäßerer Geflügel- und Wildstand hat auf Nachfrage das Bioangebot nur tiefgefroren,
da warte ich lieber auf’s Wochenende…
An zwei Ecken blühen Blumen – ganz die bei uns übliche Saisonware.
Eine Trafik mit an das ‘Kreative-Publikum’ wohl angepasstem, alternativem Zeitschriftenangebot.
Ein Türkisch-Griechischer Stand ohne Frischware, nett sortiert. Ich hab mir trotzdem nichts gefunden – irgendwie wundert mich immer die eher mäßige Qualität der Oliven.
Ein durchschnittlicher Bäcker mit viel Süßem.
Ein Feinkoststand namens Feinkost.
Da gehe ich aber lieber gleich zu ‘Kaas am Markt’. Das ist nämlich hier die Perle: Brot u.a. von Kasses, Produkte vom Labonca-Schwein, Thumschinken, ein feines Käsesortiment und viel Eingemachtes, sowie ein täglich wechselndes Menü. Vor der Tür jetzt eine Auswahl von Wiens wahrscheinlich bestem ‘Eisgreisler’.

Für all das lohnt sich der etwas weitere Einkaufsweg!

 

 

 

 

 

 

 

Zur Belohnung (für’s schwierige Einkaufen?) möchte ich noch ‘auf einen Drink’.
Dass das Marktachterl schon wieder zugesperrt hat, mag daran liegen, dass es insgesamt und im Detail wie bei den Gartenmöbeln und Kellnern an Leichtfüßigkeit mangelte. Vielleicht sind auch andere Gäste hier patzig bedient worden?
Der Istraka-Imbiss schien mir zu ‘g’spitzt’, als dass ich ihn, bevor er wieder geschlossen hat, einmal ausprobiert hätte. Wahrscheinlich hab ich da was verpasst.
Demnächst macht Frau Kaas, wie man hört Eigentümerin von beidem, daraus etwas in der Art eines ‘Bio-Cafe’.
Das ‚Tewa‘ und das ‚Madiani‘ sind zurecht gut besucht, an kühleren Herbsttagen sitzt man aber
am feinsten in der Sonne im ‘Zimmer 37’, außerdem gibt’s Vegetarisches und Delikatessen zum Mitnehmen, die Atmosphäre ist beiderseitig entgegenkommend.

Man könnt den ganzen Tag auf dem Markt verbringen und manche machen das.
Nicht immer sind’s die Künstler, von denen alle Berichte über das Karmeliterviertel schreiben; eher jene, die der Kunst des Lebens nachhängen – anscheinend.

 

 

 

 

 

 

 

 

Karmelitermarkt

2. Bezirk zwischen Leopoldsgasse, Haidgasse, Krummbaumgasse und im Werd

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 6.00 Uhr bis 19.30 Uhr, Samstag von 6.00 Uhr bis 17.00 Uhr

Gastronomie: Montag bis Samstag von 6.00 bis 22.00 Uhr

 

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