die Wiener Zeitung berichtete am 22.5.2012 über Küssel et al., angeklagt wegen Wiederbetätigung.Manchmal, wenn man zum ersten Mal einem Zeitzeugen gegenübersteht, läuft einem die Gänsehaut rauf und runter.
Einer von vier Überlebenden.
Einer, der 1939 inhaftiert und 1945 aus dem KZ befreit wurde.
Bei der zweiten und dritten Begegnung ist man gefasster und hört genauer zu.
Seine Pension heute beträgt 600,- Euro.
In Österreich.

Er ist groß gewachsen, geht am Stock, hat noch seine eigenen Zähne und die Gesichtzüge erinnern ein wenig an den alten Kokoschka.
Freundlich ist er und gesprächig.

Immer geht es um damals.
Er hat zum ersten Mal in der Reichskristallnacht Prügel bezogen.
Die SS hat mit Gummiknüppeln so lange auf die Juden eingeschlagen bis sie tot waren oder zumindest nicht mehr geschrien haben. Er war klug, biss die Zähne zusammen und war still damals.
Er überlebte. Und wurde später deportiert.

Wie er das KZ überlebt hat, weiß ich nicht.
Aber, dass er jede Nacht davon träumt.
Und dass der KZ-Opferarzt gesagt hat, dass man gegen eine so schwere Psychose einfach nichts machen kann.

„Ich habe verziehen.“, sagt Herr H., und dass er das alles einfach nicht vergessen kann.
Sein Frau liegt im Pflegeheim, er besucht sie jeden Tag.
„Das kostet alles so viel Geld.“
Sie hat sich den Fuß gebrochen und musste auf eine andere Station mit intensiver Betreuung verlegt werden.
Aber bald kommt sie wohl wieder auf ihr Zimmer.

Im Oktober wird Friedrich H. 90 Jahre alt.

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