Der Markt treibt’s bunt im September.
Wer glaubt, dass man vom Küssen schwanger wird?
Viele machen große Augen, wenn man über den Zusammenhang von Gemüse und Samen spricht! Wer nicht gärtnert, vergisst leicht, dass es sich um Pflanzen handelt, und aus dem allerersten Sexualkundeunterricht die Sache mit den Bienen …
Früchte wachsen aus Samen, die in den Früchten heranreifen, wenn niemand dazwischen pfuscht.
Fruchtgemüse hat jetzt im Herbst Hochsaison: Tomaten, Auberginen, Zucchini und Kürbisse, Paprika, Chilis, auch die bunten Hülsenfrüchte wie Fisolen und Bohnen.
Schmecken einem auf dem Markt (wo sonst!) in der Schote gekaufte frische Bortolotti-Bohnen besonders gut, kann man ein paar Kerne übrig lassen, trocknen und im nächsten Frühling aussäen, um neue Pflanzen zu züchten. Genau so funktioniert das mit Winter-Kürbissen (z.B. Hokkaido, Butternuss, Spagettikürbis), Tomaten, Paprika und Chilis, die man auf dem Markt kauft.
Sommer-Kürbisse (z.B. Zucchini, Rondini und Patissions), sowie Auberginen isst man unreif.
Diese und auch Fisolen müsste man folglich selber groß ziehen und sie ausreifen lassen, um keimfähige Samen zu erhalten.
Im Österreichischen unterscheiden wir sprachlich die Fisolen als Schoten mit unreifen Bohnen.
Bei manchen schmeckt die ganze Fisolen-Hülse genauso gut wie später die ausgereifen Bohnen-Früchte. Bei manchen Bohnen-Sorten isst man nur das eine, bei anderen das andere.
Frische Bohnen muss man übrigens, anders als getrocknete, vor dem Kochen nicht einweichen.
Bohnen kann man auch getrocknet zum Verzehr auf dem Markt offen kaufen, sonst meist fertig in 1/2 kg Packungen abgefüllt, und sie nach den Eisheiligen im Mai aussähen, anders als Tomaten-, Paprika- und Chilisamen, die nur im Samenhandel zu erhalten sind. Gute Sorten sind dann oft nicht billig.
Hybridpflanzen, die vor allem große Firmen produzieren, sind mit Absicht unfruchtbar gezüchtet, damit man kein eigenes Saatgut gewinnen kann und in Abhängigkeit von der Samenfirma bleibt.
Leider werden auch Hybridpflanzen als Bioware verkauft. Man sollte sich also wieder einmal genau interessieren oder z.B. Ware mit dem Demeter Gütesiegel kaufen.
Der wunderbare Kreislauf vom Samen zur Frucht funktioniert aber nur, wenn Bienen und andere Insekten nicht von Pflanzenschutzmitteln und anderen Umweltgiften beeinträchtigt sind. Ihre Arbeit mit dem Wattestäbchen zu übernehmen ist im Labor eine brauchbare Methode, großflächig im Anbau von Gemüse und Obst aber nicht denkbar.
Der Herbst ist in Jahresverlauf die Zeit um Samen für das nächste Jahr zum Anbau zu gewinnen, aber auch um die Samen zu trocknen und sie als Gewürz zu verwenden!
Wer etwa Gewürzfenchel (eine andere Sorte als Gemüsefenchel) auf dem Balkon oder im Garten angebaut hat, kann jetzt ernten.
Das ganze Jahr über gelingt das noch schneller – und oft schon zu sehr wuchernd- mit Senfkörnern, man kann aber auch deren Blätter essen und schon ist das Wuchern kein Problem mehr.
Schnittlauch, der nicht regelmäßig zur Verwendung geschnitten wird, beginnt selbstverständlich auch zu blühen, die zarten violetten Blüten schmecken sehr gut. Die Samen sind als Gewürz weniger interessant und es macht schon mehr Mühe Schnittlauch aus Samen zu ziehen, als auf dem Markt die Pflanzen zu kaufen.
Bei Basilikum sollte man immer alle Knospen entfernen, denn blüht der Stock erst einmal, schmecken die Blätter nicht mehr so fein. Im Herbst kann man ihn dann, wie man es auch mit anderen Gartenpflanzen macht (Kresse, Rukkola, Radieschen uvm.), ausblühen lassen, um einige Samen für das nächste Frühjahr zu gewinnen – wenn man nicht faul ist!
Sonnenblumenkerne aus der Abteilung „getrocknete Früchte und Nüsse“ von den Standler_innen sollen bei Menschen mit grüneren Daumen als meinen schon aufgegangen sein. Schöne Blüten und die Lust am Experimentieren sind dann aber wohl interessanter als ein großer eigener Ertrag.
Nicht nur aus den klassischen Ölfrüchten (Mais, Raps, Sonnenblumen, …) und Nüssen, sondern aus fast allen Samen werden heute feine Öle gewonnen.
Das scharfe Senföl lieben die Inder seit jeher und ein Gewürzöl wird heute selbst aus den winzigen Tomatenkernen produziert. Nicht zu verwechseln mit den Paradieskörnern (lat.: Amomum melegueta, Amomum grana paradis), einem arabischen Gewürzsamen.
Bei uns, wie sonst kaum irgendwo bekannt, und vor allem in der Steiermarkt beliebt, ist das Kürbiskernöl.
Nur durch das Rösten der Samen des speziellen Ölkürbisses entsteht der typische Geschmack. Kalt gepresstes Kürbiskernöl ist relativ geschmacksneutral.
Die Kerne der Winterkürbisse kann man backen oder braten wie uns das Jamie Oliver gezeigt hat. Gerne werden sie auch geknabbert wie z.B. in der Türkei, das soll sogar gesund sein, ganz sicher gesünder als Chips oder anderes Knabbergebäck.
Spezielle mexikanische Kürbiskerne sind gemahlen ein beliebtes Gewürz, Saucen werden damit angedickt und erhalten ein nussiges Aroma (Mole-Rezepte!). Ähnlich verwendet man in Indien ungemahlene und gemahlenen Mohnsamen.
Wer erfindungsreich ist, kann ein Menü unter der gleichzeitigen Verwendung von Blüten, Frucht und Kernen vom Kürbis und vielleicht mit einem Hauch Kürbiskernöl zaubern.
Das ist wie Sommer, Herbst und Winter mischen, und das wird ohnehin alles immer mehr eins.