Der Maler ohne Pinsel hat seiner erste Einzelausstellung in Österreich: Yorgos Stamkopoulos.
Die erst im Februar diesen Jahres gegründete Galerie Nathalie Halgand in der Stiegengasse zeigt Arbeiten des in Berlin lebenden Griechen unter dem Titel „Soul Remains“.
Unten rauscht der Verkehr der Wienzeile vorüber, oben im Mezzanin leuchten die ausgestellten Bilder in einer auf Hochglanz mit viel Geschmack und Mut zur Reduktion renovierten Altbauwohnung. Schöner Erker, schöner Parkettboden und schöne Menschen bei der Vernissage am 30. Juni 2016.

Stamkopoulos bei Halgand, der Künstler ist anwesend, Foto (c) Claudia Busser-kekinwien.at
Ich bin auf facebook über die Ankündigung zur Eröffnung gestolpert. Die unaufgeregten, hellen Bilder ließen mich beim Durchscrollen auf der Suchen nach „Ichweißnichtwas“ stoppen. Pia erging es genau so. Und ein paar anderen, die man so kennt und eigentlich nicht kennt …
Stamkopoulos folgt auf Clemens Behr und Simon Mullan, allesamt junge aufstrebende Künstler. Halgand kommt aus dem Galeriebusiness, war sie doch jahrelang zusammen mit Nicholas Platzer die (jetzt geschlossene) Inoperable Streetart Gallery. Streetart ist hier nicht mehr das Konzept, sondern „die Entdeckung und Förderung von aussagenkräftigen jungen Positionen und der Aufbau einer jungen Sammlergeneration.“ (Pressetext)
Ob sich die „junge Sammlergeneration“ die Preise hier leisten kann? Und wenn ja, wird eher passend zur Sitzgruppe eingekauft oder tatsächlich eine private Sammlung aufgebaut? Wie bewertet man das Potential eines Künstlers? Sind Preise von Euro 1.500,- für 50 x 40 cm bis 210 x 170 cm um 7.245,- Euro angemessen?
Am Eröffnungstag zeigte die Preisliste nach kaum einer Stunde Laufzeit der Ausstellung quasi bereits vier rote Punkte für „verkauft“.

Yorgos Stamkopoulos, Soul Remains; Foto (c) Andrea Pickl – kekinwien.at
Yorgos Stamkopoulos, lebt und arbeitet in Berlin
Mehr über den Künstler wissen zu wollen ist immer gut. Auf seiner website entdeckt man facettenreiche Arbeiten, immer nicht gegenständlich. Und, mit Verlaub, die in Wien gerade gezeigten Arbeiten gefallen mir am besten. Sie strahlen für mich Ruhe aus. Die Technik finde ich interessant: Airbrush, Spray – und Zufall.
Seit zehn Jahren hat der Künstler also keinen Pinsel mehr verwendet. Er bezeichnet den Entstehungsprozess als „Blinde Malerei“. Ein paar Eckdaten zur Ausbildung des 1983 in Katerini (Griechenland) geborenen Künstlers laut website:
2003-2008 Athens School of Fine Arts
2006-2007 Erasmus-Programm in der Universität der Künste Berlin
2007-2008 Gaststudium an der Universität der Künste Berlin
2010-2011 Onasis Foundation Scholar in der Universität der Künste Berlin

Yorgos Stamkopoulos, Soul Remains, Foto (c) Andrea Pickl -kekinwien.at

Yorgos Stamkopoulos, Soul Remains, Foto (c) Andrea Pickl -kekinwien.at
Sammler werden ist nicht schwer, Sammler sein …
Die Verknüpfung von Geld und Kunst ist immer diskussionswürdig. Manche Werke werden „ungschaut“ in Speicher versenkt, die Hochsicherheitstrakten gleichen. Als reines Spekulations- und Anlageobjekt werden diese Objekte vorwiegend auf Messen gekauft und sofort weggeschlossen. Manche Sammler lassen Computermodelle erstellen, die die Entwicklungen auf dem Kunstmarkt und das Potential von Künstler vorausberechnen sollen. Manche Sammler kaufen Kunst, weil sie es können. Und manche, weil es chic ist zu sammeln.
Keine Wertung, eine Feststellung.
Kunst entsteht für mich auch in ihrem Betrachter. Kunst, die niemand sieht und erlebt, ist tot.
Neue Sammler braucht das Land!
Fazit: „Schau’n Sie sich das an!“ (Karl Farkas)

Yorgos Stamkopoulos, Soul Remains, Foto (c) Andrea Pickl -kekinwien.at
Yorgos Stamkopoulos SOUL REMAINS
Galerie Nathalie Halgand
Stiegengasse 2 / 3 Mezzanin, 1060 Wien
Tel.: +43 650 24447 79
E – mail: info@galeriehalgand.com
web: www.galeriehalgand.com
Öffnungszeiten: Mi bis Fr 12.00 -18.00 Uhr, Sa 11.00 – 15.00 Uhr und nach Vereinbarung
Die Ausstellung läuft seit 30. Juni und noch bis zum 30. Juli 2016.

schwer in ordnung – 3 sterne – kekinwien.at