Naga - Schmuck und Asche, eine Ausstellung im Museum für VölkerkundeDas Nagaland ist ein ziemlich unbekanntes Stück Erde im Nordosten Indiens an der Grenze zu Burma. Will man als Tourist dorthin und liest im Lonely Planet das kurze Kapitel, wird man schnell wieder von der Idee abkommen: zu beschwerlich klingt alles, ist es doch schon mühsam dorthin zu kommen. Man liest von ehemaligen Kopfjägern, von Unruhen und Rebellen, die für die Unabhängigkeit kämpfen.

Das touristische Erkunden scheint nicht einfach zu sein!
Doch wer sind eigentlich die Bewohner dieses Landes, Naga genannt, die zusammen aus über 30 verschiedenen Ethnien bestehen?
Eine Ausstellung im Museum für Völkerkunde gibt Aufschluss und Einblick in die Kultur dieses Landes und in den Versuch die kulturelle Identität der Naga zu bewahren.

 

 

Bei jeder meiner Indienreise blickte ich neugierig auf die Landkarte im Reiseführer. Kaum jemand kennt dieses Land, kaum jemand kann davon berichten.
Beim indischen Nationalfeiertag am Tag der Republik sah man sie in der Parade in handgewebten kurzen Röcken (die einzigen mit kurzen Röcken) tanzen, prunkvoll geschmückt. Die Gesichter in ihrer Physiognomie völlig anders als die der Inder.

Einmal traf ich in Kalkutta Dokumentarfilmer, die von ihrem mehrmonatigen Filmdreh im Nagaland seltsame Musikinstrumente mitbrachten. Voller Aufmerksamkeit lauschte ich den dazugehörigen Geschichten.

 

 

 

Irgendwie passte dieses Land doch gar nicht zum hinduistischen Indien, auch nicht zum angrenzenden buddhistischen Burma. Umso geheimnisumwobener und reizvoller erschien mir diese kulturelle Enklave mit ihren Bewohnern.

Natürlich konnte ich mir die zur Zeit laufende Ausstellung im unteren Stockwerk des Völkerkundemuseums nicht entgehen lassen. Während die Museumsaufsicht mürrisch zwischen Kopfjagdtrophäen und Webmustern auf und ab trabte, habe ich mir sehr aufmerksam die einzelnen Exponate angeschaut. Über 400 sollen es sein, gesammelt vom Wiener Ethnologen Christoph Fürer-Haimendorf am Anfang des vorigen Jahrhunderts.

 

 

 

Der Schmuck, die Musikinstrumente, die komplizierten Codices der Webmuster in der Kleidung, die häuslichen Strukturen und die Struktur der Dorfgemeinschaft bis hin zu den Grabbeigaben und den berüchtigten Kopfjägern geben Aufschluss über die Kultur und die hohe Ästhetik der Ahnen (Schmuck).

Man lernt aber auch einiges über den kulturellen Zerfall und die Zerrüttung des Landes durch Kolonialisierung, Missionierung und den blutigen Auseinandersetzungen mit der indischen Armee (Asche). Am Ende kann man sich sehr gut in das schwierige Unterfangen der Identitätsfindung dieser Ethnien einfühlen.

 

 

 

Interessant sind auch die Videoaufzeichnungen, die die heutigen Dorfbewohner zu Wort kommen lassen. Wenn man die Ausstellung mit dem Audio Guide erkundet, erfährt man noch viel mehr, vor allem auch von der Arbeit eines Museumsethnologen in der Feldforschung im Hinblick auf die Enstehung der ethnographischen Ausstellung.

Sehr zu empfehlen!
Die Schau läuft noch bis zum 11. Juni 2012!

 

 

 

 

Naga – Schmuck und Asche

Museum für Völkerkunde
1010 Wien, Heldenplatz
Tel.: 01 /  525 24- 0
E-mail: info@ethno-museum.ac.at
website: www.khm.at und www.ethno-museum.ac.at

Öffnungszeiten: täglich außer Dienstag von 10.00 bis 18.00 Uhr.

Eintrittspreise: Erwachsene 8,00 €, Audio Guide 2,00 €
Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren können die Ausstellung kostenlos besuchen.

Keker Tipp: Den Ausstellungskatalog „Naga Identitäten. Zeitenwenende einer Lokalkultur im Nordosten Indiens“ (2008, Snoeck Publishers, Gent, 463 Seiten) kann man im Museumsshop um 49,95 € erwerben. Hierin erfährt man noch einiges mehr über die faszinierende Kultur der Naga.

 

Dein Kommentar

keke Spam-Abwehr: *