Ausstellungsansicht / Exhibition view Mein Körper ist das Ereignis. Wiener Aktionismus und internationale Performance / My Body ist he Event. Vienna Actionism and International Performance, mumok, Wien, 6.3. – 23.8.2015 Photo: mumok/Laurent Ziegler
Ausstellungsansicht Mein Körper ist das Ereignis. Wiener Aktionismus und internationale Performance Photo: mumok/Laurent Ziegler

„Mein Körper ist die Absicht, mein Körper ist das Ereignis, mein Körper ist das Ergebnis.“ (Günther Brus)

Das mumok zeigt seit 6. März und noch bis zum 23. August 2015 die Ausstellung Mein Körper ist das Ereignis einen Überblick über den Wiener Aktionismus und internationale Performancekunst.

Wer mich kennt weiß, dass der Wiener Aktionismus es mir angetan hat. Begonnen hat das alles zu Schulzeiten und gipfelte damals in meinem Maturaspezialgebiet. Und das an einem katholischen Privatgymnasium. Wenig überraschend waren meine Professorin und ich so ziemlich die einzig Enthusiasmierten. Seit damals hat mich diese Künstlergruppe nicht wieder losgelassen. Deshalb war diese Ausstellung im mumok für mich ein Pflichttermin.

Brus und Nitsch versus Yoko Ono und Marina Abramovic

Der Fokus liegt insgesamt auf der Performance.
Aktionen von Günter Brus, Otto Mühl, Hermann Nitsch oder Rudolf Schwarzkogler werden dabei Arbeiten internationaler Künstler wie Marina Abramovic, Chris Burden, Paul McCarthy, Yoko Ono, Ion Grigorescu oder VALIE EXPORT gegenübergestellt.
Im Mittelpunkt steht der Körper – vom Träger einer im Raum erweiterten Malerei bis schließlich hin zum Objekt der Analyse.

 

Carolee Schneemann Meat Joy, 1964–2008 16mm-Film transferiert auf DVD, Farbe, Ton / 16mm film transferred to DVD, color, sound 10:35 Min  Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, erworben/acquired in 2008 © Carolee Schneemann/Bildrecht Wien, 2015 Photo: mumok

Carolee Schneemann
Meat Joy, 1964–2008
16mm-Film transferiert auf DVD, Farbe, Ton / 16mm film transferred to DVD, color, sound
10:35 Min
Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, erworben/acquired in 2008
© Carolee Schneemann/Bildrecht Wien, 2015
Photo: mumok

 

Folgende Themenbereiche werden behandelt:

  • Performative Ereignisse als Überschreitung der Grenze von Literatur und Musik
    Das literarische Cabarets der Wiener Gruppe (Friedrich Achleiter, Konrad Bayer, Gerhard Rühm und Oswald Wiener).
  • Erweiterung von Malerei und Skulptur
    Der menschliche Körper als erweitert Form der Malerei. Farben und Pigmente werden durch Lebensmittel, Blut etc. ersetzt.
    Eines der bekanntesten Beispiele hierzu ist der „Wiener Spaziergang“ von Günther Brus 1965.
    Auch Tomislav Gotovac lief 1971 als Befreiungsgeste nackt durch Belgrad.
  • Körperanalyse
    Der Körper als Objekt der Analyse.
    Man setzte sich mit Körperfunktionen auseinander: Atmen (Abramovic, Brus), Blinzeln (Yoko Ono), Urinieren, Sexualität, Geburt etc.
  • Selbstverletzung
    Die radikalste Form der Analyse des Körpers, weil vorsätzliche Verletzung desselben.
    Die Arbeiten „Zerreißprobe“ von Günther Brus “ und „Art must be beautiful, Artist must be beautiful“ von Marina Abramovic  seien hier stellvertretend genannt.
  • Rituelle Praktiken
    Das Orgien Mysterien Theater von Hermann Nitsch, …

Eines ist sicher: All diese Künstler mit ihren „radikalen“ Ideen waren ihrer Zeit weit voraus.

 

Wiener Gruppe: Franz J. Hubmann, Friedrich Achleitner, H.C. Artmann, Konrad Bayer, Gerhard Rühm, Oswald 2 welten (2. literarisches cabaret), 1959 s/w-Fotografie /  b/w photograph © Franz J. Hubmann, Friedrich Achleitner, H.C. Artmann, Konrad Bayer, Gerhard Rühm, Oswald Wiener Photo © museum moderner kunst stiftung ludwig wien museum moderner kunst stiftung ludwig wien, erworben/acquired in 2007

Wiener Gruppe: Franz J. Hubmann, Friedrich Achleitner, H.C. Artmann, Konrad Bayer, Gerhard Rühm, Oswald
2 welten (2. literarisches cabaret), 1959
s/w-Fotografie / b/w photograph
© Franz J. Hubmann, Friedrich Achleitner, H.C. Artmann, Konrad Bayer, Gerhard Rühm, Oswald Wiener
Photo © museum moderner kunst stiftung ludwig wien
museum moderner kunst stiftung ludwig wien, erworben/acquired in 2007


Im mumok wohnt der Wiener Aktionismus immer im Keller …

Die Ausstellungsästhetik ist großartig!
Man betritt das erste Untergeschoss und ist in der Sekunde „geflasht“. Bei gedimmtem Raumlicht offenbaren sich auf riesigen Leinwänden aufgeblasen diverse Aktionen. Beeindruckend.

Das dritte Untergeschoss dann wieder ganz anders. Im Zentrum angeordnet eine Unzahl an Fernsehgeräten mit Performances und an den Wänden Fotostrecken diverser Aktionen. Die Aufnahmen bestechen teilweise dadurch, dass sie Dynamik auch auf Fotos greifbar machen.

Ich hatte persönlich das Glück an einem Samstagmorgen  ganz allein durch die Ausstellung zu spazieren. Dann ist die Intensität der Eindrücke kaum zu toppen.

Keker Tipp: Das Handout, das im 3. Untergeschoss erhältlich ist, bitte unbedingt mitnehmen! Es gibt einen wunderbaren zusätzlichen Einblick in die Welt der Performancekunst der 1960er und 1970er.

Alles in allem hervorragend kuratiert!

Yoko Ono Eye Blink, 1966 16mm-Film transferiert auf DVD, s/w, stumm / 16mm film transferred to DVD, b/w, silent 35 Min Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, erworben/acquired in 2004 © Yoko Ono

Yoko Ono
Eye Blink, 1966
16mm-Film transferiert auf DVD, s/w, stumm / 16mm film transferred to DVD, b/w, silent
35 Min
Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, erworben/acquired in 2004
© Yoko Ono

 

Mein Körper ist das Ereignis. Wiener Aktionismus und internationale Performance

mumok, das museum moderner kunst stiftung ludwig
Museumsquartier, Museumsplatz 1, 1070 Wien
Tel.: 01 / 52500-0
E-mail: info@mumok.at
website: www.mumok.at

Öffnungszeiten: Mo 14.00 – 19.00 Uhr, Di bis So 10.00 – 19.00 Uhr, Do 10.00 – 21.00 Uhr
Eintrittspreis: regulär 10,00 Euro
Ausstellungsdauer: 6. März bis 23. August 2015
Kuratorinnen: Eva Badura-Triska mit Marie-Therese Hochwartner

Hinweis des mumok: „Erwachsenen mit Minderjährigen wird empfohlen, sich die Ausstellung vor einem gemeinsamen Besuch alleine anzusehen.“
Von 24. bis 25. April 2015 findet im Zusammenarbeit mit ImPulsTanz ein Symposion zur Ausstellung statt – Details dazu findest du hier.

 

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