Hüseyin Bahri Alptekin, „Heimat-Toprak“, 2001 Ausstellungsansicht  Exhibition view, MAK Wien Vienna, 2013 © MAK/Katrin WißkirchenZugegeben, kekinwien ist oft und gern im MAK. Und seit es unter der Leitung von Christoph Thun-Hohenstein steht, noch öfter.
Die Ausstellungsräume im Obergeschoss und der Kunstblättersaal werden jetzt wieder regelmäßig bespielt und das Haus atmet frische Luft.
Die Ausstellung ZEICHEN, GEFANGEN IM WUNDER. Auf der Suche nach Istanbul heute ist ein weiterer erfreulicher Mosaikstein im Bild, dass das Museum für Angewandte Kunst von sich zeichnet.

Für Istanbul in Wien war es schon allerhöchste Zeit, wenn die Bemerkung gestattet ist.
Nicht nur, weil sich die Stadt im letzten Jahrzehnt zum beliebten Hotspot für Bobo-Kurztrips entwickelt hat. Auch, weil viele türkisch-stämmige MitbürgerInnen in Wien leben und vor allem, weil zeitgenössische KünstlerInnen, die in Istanbul leben und arbeiten und/oder sich mit Istanbul auseinandersetzen, viel zu erzählen haben. Unbewusst angelehnt an die orientalische Tradition des Geschichtenerzählens und bewusst „ausgehend von der Bedeutung von Literatur für das Entstehen kollektiver Vorstellung über fremde Kultuern“ (MAK) ist die Schau kuratiert.

Bestimmend im Hauptraum ist die Intervention von Cevdet Erek, dem Nam June Paik Preisträger aus 2012: weiße, doppelt geführte Stoffbahnen bilden einen Raum im Raum, einen Körper Zobernig’scher Dimension, eine Interaktion mit dem Museum selbst und dem durch die Oberlichten einfallenden Tageslicht. Für mich eine ehrfurchtsgebietende Konstruktion, die mich aussperrt, obwohl sie Licht und Luft ist, eine sichtbar gemachte Barriere wie sie ein Österreicher ohne altösterreichische Wurzeln empfinden mag im Alltag in Wien. Einmal rundherum gehen und sich nicht dazugehörig fühlen, einmal hineinschleichen in den sakral anmutenden Lichtraum, nachdem man schüchtern die weißen Vorhänge geteilt hat, beeindruckt.

Ähnlich berührend die Vielfält der 33 Positionen, die für die Ausstellung zusammengestellt wurden. Stimmig für das MAK findet man viel Kunsthandwerkliches: Keramik, Textilien und eine eigens für die Schau angefertigten Perlenstickerei.
Das umfangreiche Vermittlungsprogramm kann die letzten Zweifler sicherlich überzeugen.

Eine Stunde kann man sich schon Zeit nehmen für die Erfahrung, dass Wien und Istanbul gar nicht so weit von einander entfernt sind wie manch einer glauben mag.

 

Murat Gök, „Border (Hammok)“, 2010 Courtesy PİLOT Gallery, Istanbul © Murat GökCevdet Erek, „re-Illumination“, 2013 Ausstellungsansicht  Exhibition view, MAK Wien Vienna, 2013 © MAK/Katrin WißkirchenAhmet Öğüt, „Stones to Throw“, 2011 © Bruno LopesHalil Altındere, „Boxing Bag“, 2012 © Halil Altındere

 

 

 

 

 

 

 

ZEICHEN, GEFANGEN IM WUNDER
Auf der Suche nach Istanbul heute 

MAK – Ausstellungshalle

Weiskirchnerstraße 3, 1010 Wien
Tel.: 01 / 711 36 -0
E-mail: office@MAK.at
website: www.MAK.at

Öffnungszeiten: Di 10.00 – 22.00 Uhr, Mi bis So 10.00 – 18.00 Uhr
Eintritt: regulär Euro 7,90, ermäßigt Euro 5,50
Jeden Dienstag 18.00 – 22.00 Uhr Eintritt frei, am 8.3.2013 Eintritt frei für alle Frauen. Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre immer frei.
Zur Ausstellung ist ein hervorragender Katalog erschienen, das umfangreiche Vermittlungsprogramm sei hiermit noch einmal empfohlen!
Auf die Suche nach Istanbul heute kann man sich noch bis zum 21. April 2013 begeben.

Teilnehmende KünstlerInnen:
Hamra Abbas / Murat Akagündüz / Yeşim Akdeniz / Eylem Aladoğan / Meriç Algün Ringborg / Hüseyin Bahri Alptekin / Halil Altındere / CANAN / Aslı Çavuşoğlu / Cengiz Çekil / Banu Cennetoğlu / Mutlu Çerkez / Antonio Cosentino / Canan Dagdelen / Lukas Duwenhögger / Cevdet Erek / Erdem Ergaz / Murat Gök / Nilbar Güreş / Sibel Horada / Emre Hüner / Aki Nagasaka / Olaf Nicolai / Marcel Odenbach / Ahmet Öğüt / Füsun Onur / Mario Rizzi / Nasra Şim-mes / Erdem Taşdelen / Cengiz Tekin / Güneş Terkol / İrem Tok / Uygur Yılmaz.

KuratorInnen: Simon Rees, Bärbel Vischer
Hauptsponsor: OMV

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