So einen Film über zwischenmenschliche Beziehungen habt ihr noch nie gesehen.
The Lobster. Von Yorgos Lanthimos.
Es ist eine äußerst seltsame Welt, in der wir uns hier befinden! Menschen dürfen nur als Paare existieren. Ist jemand allein, kommt er in ein als Hotel getarntes Singlecamp und hat dort 45 Tage Zeit einen Partner zu finden. Scheitert das Vorhaben, verwandelt er sich in ein Tier seiner Wahl.
Auch David (Colin Farell) ist hier gelandet und versucht sein Bestes, um nicht in einen Hummer transformiert zu werden. Der Hummer ist tatsächlich das Tier seiner Wahl. Doch die Zeit scheint David davon zu rennen und die verbleibenden Tage werden weniger und weniger. Kurzerhand flieht er aus dem Hotel und landet bei den „Loners“. Diese leben im Wald und haben sich dem Singledasein verschrieben. Keine Beziehung, keine Liebe, keine Berührung, ansonsten folgen auch hier drakonische Strafen. In diesem Umfeld trifft der Held auf die Kurzsichtige (Rachel Weisz) und es kommt wie es kommen muss …
Dass es absurd und bitterböse wird, ist bereits nach den ersten Minuten unschwer zu erkennen. Welches Ausmaß an Absurditäten das Ganze annehmen wird, hingegen nicht. Auf der einen Seite zum Lachen, bleibt einem schon in der nächsten Sekunde genau dieses in der Kehle stecken, so verstörend und surreal muten zahlreiche Szenen an. Zum Beispiel, wenn die Menschen wie Marionetten durch die Gegend laufen und dabei völlig emotionslos und monoton sprechen.
Der Film wurde fast ausschließlich mit natürlichem Licht und ohne Make up gedreht. Hervorzuheben ist auch die Musik. Shostakovich, Stravinsky und Beethoven untermauern wunderbar die Dramatik. Und wenn David und die Kurzsichtige im Geheimen mit geteilten Kopfhörern Nick Cave und Kylie Minogues Where the wild Roses grow lauschen, dann hat dieser Film auch eine kurze, sehr romantische Seite.
The Lobster ist ein Film über Zwänge, Vorschriften und Erwartungen. Das System zählt, nicht das Individuum.
Und Yorgos Lanthimos, der mit seinem vorhergehende Film Dogtooth (Kynodontas, 2009) in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ für den Oscar nominiert war, treibt es in seiner bizarren Satire auf die Spitze.
Fazit: Sehenswert!
The Lobster – Hummer sind auch nur Menschen
2015, Irland / Frankreich / Griechenland / UK / Niederlande, 118min
Drehbuch: Yorgos Lanthimos, Efthymis Filippou
Regie: Yorgos Lanthimos
mit Colin Farrell, Rachel Weisz, Lea Seydoux, Jessica Barden, …
FSK 16 Jahre
Wer den Film noch nicht bei der Viennale sehen konnte, hat ab heute Gelegenheit dazu in unseren Kinos!
Davor: Fischessen im Goldfisch! Danach könnte es nämlich etwas schwierig werden einen Hummer zu verspeisen.
Für: ALLE
