Im Restaurant „Das Schick“ am Parkring gibt es einen neuen Koch.
Und was für einen! Wir durften unlängst im „Das Schick“ ein Degustationsmenü von Felix Albiez im Restaurant des Hotels am Parkring samt spannender Weinbegleitung genießen.
Küche aus Österreich, Weißweine aus Spanien. Ja wirklich, ausschließlich Weißweine!
Der Blick über die Dächer Wiens ist betörend, sowohl vom Restaurant im 12. Stock aus, als auch von der Raucherterrasse im 13. Stock. Man muss aber nicht rauchen, damit man hinauf darf. Irgendwie ist dieses Restaurant für manche immer noch ein Geheimtipp, obwohl man abgesehen von sehr angenehmer Gastgeberschaft hierorts schon eine ganze Weile hervorragend kocht, mittlerweile mit zwei Hauben bei Gault & Millau dekoriert.
Das Schick: Mit Aussicht auf Genuss
Ich finde das Lokal wunderbar für ein intimes Dinner zu zweit oder einen genussreichen Abend mit einem befreundeten Paar. Man vergisst die Welt und lehnt sich entspannt zurück. Die Atmosphäre ist nicht steif, das Publikum mit Ausnahmen nicht mehr ganz jung. Das Serviceteam funktioniert wie ein gut geölter, schnurrender Motor.
Wir hatten einen eigens für das Haus kreierten Schick-Cocktail von Falco Torini, der sonst in der Miranda Bar werkt. Der Drink hat als Basis Spanischen Brandy, die Säure liefert dezent ein Pflaumenbalsamico (Vom Fass), die Tiefe kommt vom Angosturabitter und die Leichtigkeit von einem Cava Rose, alles garniert mit Ananassalbei aus der Gärtnerei Bach. Sehr bekömmlich – man sieht sich damit schon öfter dem Sonnenuntergang zuprosten.

Der Hauscocktail des Schick von Falco Torini – kekinwien.at
Die Speisenfolge, die der neue Küchenchef Felix Albiez ganz in der Tradition des Hauses als österreichisch-iberisches Konzept weiterführt, war:
- Tapas Part I
Kaisergranat, mexikanisches Pfefferblatt, Wagyu-Mini-Burger, Iberico Lardo
Ein mundgerechtes krosses, mit den genannten Zutaten belegtes Stück Blatt wurde als Flying Buffet zum Cocktail serviert. Die Aromen bereiten den Gaumen sehr gut auf das Folgende vor. Der Speichel fließt.
- Tapas II
„verkohlter“ Amur Karpfen, Kamille
Zu Tisch! Denn da sollte man sitzen, wenn der Happen Fisch am Spieß serviert wird. Spektakulär und tatsächlich schwarz verkohlt, das Finish bei Tisch passiert mit Trockeneis. Der Karpfen ist rundherum rauchig und ein kleiner Klecks schwarzen Knoblauchs gibt dem Appetizer Spannung über die Optik hinaus. Die Kamille habe ich nicht geschmeckt, ich gestehe.
- Das Sauerteigbrot ist übrigens hausgemacht und sehr gut, dazu werden Butter und Chilli Salz gereicht.

Der (absichtlich) verkohlte Karpfen wird mit Trockeneis auf Esstemperatur gebracht, Foto (c) Claudia Busser – kekinwien.at
- Wildfang-Reinanke vom Millstättersee, Kren, Saiblingskaviar, junge Radieschen, Sauerklee
Eine erstaunlich frische, lebendige Kombination, sehr angenehm rund, wenn man alle Komponenten auf ein Mal probiert. Aber schaute man sich um, war den meisten der anderen Gästen wohl eine Spur zu viel „Grünzeug“ auf dem Teller. Da blieb ein klein wenig übrig. Sehr witzig die Präsentation als ganzer Fisch und wunderbar auch die Idee die Fischhaut als Chip obenauf zu servieren. Endlich hat das mal jemand verstanden, dass die Haut knackig bleiben soll. Ich fand es toll.

Wildfang Reinanke, Foto (c) Claudia Busser – kekinwien.at
- Sashimi vom Zander, Wallerleber, Portulak, Gurke, fermentierte Sojabohne
Auch hier ist der erste Eindruck die Frische, transportiert durch Fisch und Gurke. Die Wallerleber klang gelesen interessant, fiel aber zu bitter aus und stiehlt dem Zander die Show für mich. Sonst sehr erfreulich.

Sashimi vom Zander, Foto (c) Claudia Busser – kekinwien.at
- Tatar vom steirischen Wagyu, „Bach“ Salat, Eidottercreme, Rindermark
Super das Tatar, handgefiezelt, grob genug, genau richtig in der Struktur, etwas zu viel Süße insgesamt und leider eingepackt in einen geschmacksneutralen Teig, quasi Cannelloni. Sehr großzügig und wahnsinnig gut die Markknochen und das getoastete oder gar in Schmalz gebackene hausgemachte Schwarzbrot. Die beiden letzten Komponenten des Gerichts könnten auch allein stehen, ein gutes Salz dazu, himmlisch! Überhaupt, spätestens bei diesem Gang fehlte es mir, das Salz, und das passiert mir nicht oft.
Obenauf auf dem Tatar thronte knackiger, gut abgeschmeckter Salat (von der Gärtnerei Bach) und hier war mir jetzt das „Grünzeug“ zu viel. Vielleicht, weil die Eidottercreme zu zurückhaltend war geschmacklich und sich der stimmige Eindruck beim Lesen der Karte in zu viel Vorfreude umgewandelt hatte? Vielleicht ist insgesamt noch ein wenig zu viel Verspieltheit in diesem Gericht?

Tatar, Rindermark, Salat, Eidottercreme, Schwarzbrot, Foto (c) Claudia Busser- kekinwien.at
- Huchen vom Gut Donau, Aal, Bronzefenchel, Dillöl, Gewürzapfel
Der Huchen war grandios! Ein leider zu selten servierter Fisch, auch Donaulachs genannt, der seit einigen Jahren in Österreich gezüchtet wird, da die Wildpopulation bedroht war. Das Fett des Aal kommt gut dazu, das Dillöl von der Karte habe ich nicht geschmeckt, in der Pipette konnte man Petersilienöl nach Lust und Laune auf das Gericht träufeln. Netter Gag. Super der Gewürzapfel, wieder ein lebendiges Element. Ausgezeichnet.

Huchen im Restaurant Schick, Foto (c) Claudia Busser – kekinwien.at
- 24-Stunden Beinfleisch vom Wagyu, junger Knoblauch, Spinat, Kartoffel-Ziegenkäseknödel, Morcheln
Das Fleisch wurde tatsächlich so lange bei 72 Grad Celsius gegart und war dementsprechend zart. Ich weiß, viele Menschen haben das gern, wenn das Messer praktisch durch ein Stück Fleisch fällt, weil es so zart ist. Der Geschmack war sehr fein, stimmig der junge Knoblauch dazu, Tupfer von Zwiebelcreme, die Morcheln blieben im Hintergrund dagegen, schönes Safterl. Der Blattspinat und die tollen, aber sehr intensiven Ziegenkäseknödel kamen extra. Da ging es mir wieder so wie beim Tatar: Spinat und Knödel sind toll, anderswo ein eigener Gang, aber zu viel zum eleganten Wagyu. Ich bin jetzt einfach fürchterlich unbescheiden und denke, da geht noch mehr durch Reduktion … aber das ist vielleicht ein zu philosophischer Ansatz. Es war sehr gut, es hat uns sehr geschmeckt!

Wagyu, junger Knoblauch, Zwiebelcreme, Morcheln, Foto (c) Claudia Busser – kekinwien.at
- Rote Rüben, Kakao, Avocado, Blutampfer
Die Rübe kam als Eis, der Kakao als „Schokladenerde“, die kleinen Blättchen vom Blutampfer (eh klar, von der Gärtnerei Bach) spendeten eine leicht säuerliche Note, überraschend geht die Avocado nicht unter, sonder rundet alles wunderbar ab. Da konnte die Küche die Spannung halten, Chapeau. Nicht zu süß, überraschend, ein perfekter Abschluss.

Rote-Rüben-Eis, Dessert im Restaurant Das Schick, Foto (c) Claudia Busser – kekinwien.at
Die Weinbegleitung bestritt die zauberhafte Expertin in Sachen spanische Sitzengewächse Beate Espinoza-Mayr von der Bodega Rioja in Lustenau ausschließlich mit Weißweinen. Das muss man sich mal trauen! Meistens ganz und gar stimmig mit viel Überraschendem. Ich vertraue euch die Details im folgenden Foto an:

Die Weine zum Degustationsmenü im Das Schick – kekinwien.at
Fazit: Das sollte man sich gönnen! Die Degustationsreihe „Mit Aussicht auf Genuss“ im Restaurant „Das Schick“ verspricht einen kulinarisch höchst erfreulichen Abend mit Aussicht und Einsichten. Aber auch an anderen Tagen gibt der neuen Küchenchef Felix Albiez à la carte oder in einem der angebotenen Menüs haltlosen Grund zur Freude.
Restaurant „Das Schick“
im Hotel Am Parkring, Parkring 12, 1010 Wien
Tel.: +43 1 514 80 417
E-mail: parkring@schik-hotel.som
web: www.das-schick.at
Öffnungszeiten:
Mo bis Fr 12.00 – 15.00 und 18.00 – 22.30 Uhr; Sa, So und Feiertag, sowie 3. Juli bis 3. September 2017 von 18.00 – 22.30 Uhr;
Küche mittags bis 14.30 Uhr, abends bis 22.00 Uhr
Degustationsmenü: inklusive aller Getränke, auch Mineralwasser und Kaffee um Euro 129,00 pro Person.
Keker Tipp für die nächsten Schwerpunktabende, weil früh buchen ist schlau …
- Sherry-Dinner: Montag, 29. Mai 2017 um 19.00 Uhr
- Shooting-Starwinzer Rene Barbier und Sara Peréz: Dienstag, 24. Oktober 2017 um 19.00 Uhr