Ginverkostung bei Del Fabro
Dem Geheimnis der Wacholderbeere auf der Spur.
Gin, eine Verkostung.

Etwas mehr als dreißig Sorten hat er schon hinter sich.
Nachdem Harald, eine passionierte Wiener Barfliege, in den vergangenen Monaten immer wieder zu hören bekam, dass Gin nun auf der »spirituosen« Überholspur wäre und jede Bar, die etwas auf sich hält, zumindest 15 Sorten im Portfolio haben sollte, wollte er einmal dem Geheimnis der Wacholderbeere auf den Grund gehen. Was liegt da nicht näher, als sich in die Obhut des selbsternannten Ginspezialisten der Stadt zu begeben: Im Torberg von
Gerald Gsöls befinden sich nicht weniger als 235 Gins im Sortiment und der Wirt ist noch immer auf der Suche nach weiteren Sorten.
Nu ja, etwas mehr als dreißig Arten hat er schon durchprobiert, der Harald. Ob er es bis zu seiner Pensionierung schafft, alle zu verkosten?
Und ob er sich dann noch an den Unterschied, die verschiedenen Geschmacksaromen der ersten Gins erinnern kann, ist mehr als fraglich.

Wie dem auch sei: Der Gin ist eine der prominentesten Spirituosen in der weiten Welt der American Bars, nicht wegzudenken und essenzieller Geschmacksträger bei Gimlet, Martini, Negroni und – last, but not least – dem GT, Gin Tonic. Aber selten wird er interessanterweise als Single-Shot getrunken, im Gegensatz zum Wodka, der meist auf erheblich weniger Geschmacksvarianten verweisen kann, als der Gin.
Gibt es einen ursächlichen Grund dafür? Liegt es an Wien, am festland- und zentraleuropäischen Kulturtrinkerkreis, dass die Spirituosen, die sich vom niederländischen Genever ableitet und von britischen Soldaten im 17. Jahrhundert auf die Insel verschleppt wurde und da zum Gin wurde, nur als Bestandteil von Cocktails und Longdrinks ihr Dasein fristet?

Nun ist man doch neugierig geworden und man wendet sich an ausgemachte Spezialisten.
Und wo findet man die am besten? Untertags, nicht am Bartresen und mit einer unzählbaren Auswahl?
In Wien am besten bei Del Fabro
 in zwanzigsten Bezirk, naturgemäß. Dort führen Rafael Topf und Herbert Reinhardt das Regiment über die fast unglaubliche Anzahl von mehr als 600 Spirituosen aus allen Herren Länder. Ein wahres Schlaraffenland für einen Bar-Aficionado – und das Beste:
Jeder kann da hingehen, etwas kosten und einkaufen!

»Das Del-Fabro'sche Wartezimmer«

Aber zurück zum Gin.
Und da gleich ins kalte Wasser – Rafael schlägt eine Blindverkostung vor. Herbert bereitet acht Sorten Gin vor. Die ersten vier eher nach traditioneller – sprich lediglich Getreide mit Wacholderbeeren, quasi ohne zusätzliche Aromen –, die anderen vier, etwas moderner, teilweise mit zusätzlichen Kräutern, Früchten oder Zucker angereichert.

Und los geht’s.
Plötzlich bemerke ich, wie schwierig es ist, acht Spirituosen innerhalb relativ kurzer Zeit zu verkosten, deren Volumsalkoholprozentsatz meist über 40% liegt, den oft prägenden Ethylalkohol einmal beiseite zu lassen und auf den Sukkus der einzelnen Spirituose zu kommen. Nach ein paar langen Minuten (umsomehr wenn der absolute Profi Rafael neben einem eifrig schmeckt und seine Notizen macht) komme ich langsam auf den Punkt und schmeckt etwas heraus, das auch in Worte zu kleiden ist: trocken, vegetal, fruchtig, zitronig, Vanillenote, süßlich, Kräuter, angenehmer Abgang, etwas rauchig, mild, scharf, usf – die Gin-Verkostung als Synonymworkshop.

Ginverkostung

In der ersten Runde standen folgende Gins auf dem Programm von Herbert:
Gibson’s, Bombay Sapphire, der Klassiker Tanquerray und als französischer Gastact der Citadelle Gin. Ein Gin, der neben dem Routinier Tanquerray auch am besten und vortrefflichsten in Erinnerung blieb.
In der zweiten Runde folgten der Botanical’s London Dry Gin, der Sipsmith, einer der ersten sogenannten Garagen-Gins, der Monkey 47 und – wieder ein Kuckuckskind im Nest der britischen Produkte – ein Dry Gin der Destillerie Keckeis aus dem vorarlbergerischen Rankweil. Als Führende des zweiten Durchgangs erwiesen sich der Botanical (angenehmes Aroma aus Kräutern, Wurzeln, Koriander) und der Österreicher: Der Keckeis-Gin besitzt zwar anfänglich eine gewisse Schärfe, aber die Komposition aus Zitrusfrüchten, Bitterschalen und Blütenblätter überzeugt dann um so mehr im Abgang.

Und bekehrt?
Steht Gin nun als Single-Spirituose auf meiner persönlichen Barkarte?
Nein, nicht wirklich. Aber nun kenne ich wieder ein paar interessante Marken mehr, die ich in den »Watering Holes« als vortreffliche Ausgangsbasis für meine Martinis, Gimlets, Negronis und GTs bestellen kann.
Cheers!

Ginverkostung mit Rafael Topf von Del Fabro

Das Torberg
Strozzigasse 47, 1080 Wien
Tel.: 0664 / 22 03 757  (10 Uhr bis 2 Uhr) und 01 / 956 34 79  (17 Uhr bis 2 Uhr)
E-mail: grinz-ing@gmx.at
web: www.dastorberg.at
Öffnungszeiten: Mo bis Sa 17.00 – 2.00 Uhr

Del Fabro
Nordwestbahnstraße 8-10, 1200 Wien
Tel.: 01 / 330 22 00
E-mail: getraenke@delfabro.at
web: www.delfabro.at
Öffnungszeiten: Mo bis Fr 7.30 – 17.00 Uhr

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