Alberto Giacometti, Außenansicht des Leopold Museums im MQ bei Nacht
Ich liebe ihn.
Immer schon.
Das Leopold Museum zeigt jetzt eine große und großartige Werkschau: Alberto Giacometti.

Auf den ersten Blick haben mich damals die anmutigen, schlanken Gestalten fasziniert. Das Filigrane der Physiognomien im Gegensatz zum Brutalen, Groben der Oberflächen der Skulpturen. Die Bacon’sche Düsternis in den Gemälden. Der geniale Strich in den Zeichnungen.

Jeder muss doch sofort erkennen, dass er den Werken eines ganz Großen der Moderne gegenübersteht, dachte ich damals. Es muss einem einfach den Atem verschlagen vor Begeisterung, oder?

Das Leopold Museum würdigt einen „Pionier der Moderne“ und stellt ihn in der umfangreichen Schau ins künstlerische Umfeld der Zeitgenossen. Für mich hätte es das gar nicht gebraucht.
Ich hätte mir lieber Stille und eine lange, schmale Bank gewünscht im Hauptraum mit dem überlebensgroßen, schreitenden Männern und den verkleinerten, stehenden Frauen, damit ich dort meine Andacht unlimitiert halten kann. Und mehr vom berühmten Spätwerk, also auch weniger von den Werken auf dem Weg dorthin.

Bild: (c) Leopold Museum/APA-Fotoservice/B (Nadine Bargad)

 

Die Ausstellung führt durch Giacomettis Leben (1901 – 1966): der malende Vater, die kubistische Phase, die surrealistische, die jahrelange Krise, das (berühmte) Alterswerk in Skulptur, Zeichnung und Malerei.
Die beiden Räume mit dem malerischen Spätwerk und den oben schon erwähnten Skulpturen sind besonders gut gelungen: das Bronze der Wandfarbe umhüllt die Arbeiten diskret und im angenehmen Halbdunkel entsteht die Aura eine Sakralraumes. Allein deswegen lohnt der Besuch.
Den Künstler selbst kann man in zahlreichen Schwarzweißfotografien und in einer 50-minütigen Dokumentation näher kennenlernen – spricht man Französisch.

Insgesamt eine sehr ambitionierte, große Retrospektive mit 150 Exponaten, 87 davon vom Schweizer selbst, geeignet sowohl für den ersten Kontakt, als auch zum Wiedersehen mit dem Künstler.
Eine halbe Stunde ist das absolute Minimum, mit drei kann man genießen.
Mein Lieblingswerk: die Figurine , die den Kopf von Simone de Beauvoir darstellt.
Fazit: Alte Liebe rostet nicht.

 ALBERTO GIACOMETTI | Borgonovo bei Stampa/Schweiz 1901–1966 Chur/Schweiz Annette | 1951 Öl auf Leinwand | 81 x 65 cm Kunsthaus Zürich, Alberto Giacometti-Stiftung, Zürich © Alberto Giacometti Estate/Bildrecht, Wien 2014

GORDON PARKS | Kansas 1912–2006 New York Ohne Titel [Alberto Giacometti] | Paris, Frankreich, 1951 Silbergelatineabzug The Gordon Parks Foundation | © Foto Courtesy of The Gordon Parks Foundation © Alberto Giacometti Estate/Bildrecht, Wien 2014
Alberto Giacometti, Pionier der Moderne

Leopold Museum
MQ, Museumsplatz 1, 1070 Wien
Tel.: 01 / 525 70 -0
E-mail: office@leopoldmuseum.org
web: www.leopoldmuseum.org

Dauer der Ausstellung: bis 26. Jänner 2015
Preise: regulär Euro 12,00, zahlreiche Ermäßigungen
Öffnungszeiten: täglich außer Dienstag 10.00-18.00 Uhr, donnerstags bis 21.00 Uhr
Katalog, Begleitprogramm, Führungen.
gratis Überblicksführung jeweils um 15.00 Uhr am 7., 8., 14., 21. und 25.12.2014  – Anmeldung am Infostand ab einer Stunde vor Beginn empfohlen (begrenzte Teilnehmerzahl)

Kuratoren: Franz Smola, Philippe Büttner
In Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Zürich und der Alberto Giacometti-Stiftung, Zürich

 

4sterne

 

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