Urlaub nach dem Fall im AzW

Ruine des Hotel Palace, Haludovo Resort bei Malinska/Krk, Kroatien, Architekt: Boris Magas 1972 02.jpg, 9,9 MB © Daniele Ansidei 2011

Urlaub nach dem Fall – ist eine sehenswerte Ausstellung im Architekturzentrum Wien.

Die Schau über die Transformationen sozialistischer Ferienarchitekturen an der kroatischen Adriaküste zeigt Bettenburgen, Hotelbunker und Resort-Ruinen nach dem Zerfall Jugoslawiens.

Ich mag verlassenen Orte so wie das Südbahnhotel, das ja auch einmal der Erholung von Feriengästen diente. Gestern hui, heute pfui. Gebäude mit teils richtungsweisender Architektur fallen den geopolitischen und sozioökonomischen Entwicklungen zum Opfer. Einst glamourös, dann verfallen, schlummernd, irgendwie renoviert oder überbaut sind sie stumme Zeugen großer Ideen der Vergangenheit, vom Scheitern und vom Gelingen.

AzW Wien, Foto (c) Andrea Pickl - kekinwien.at

AzW Wien, Foto (c) Andrea Pickl – kekinwien.at

 

Die Architektur in Tourismusgebieten stellt sich anderen Herausforderungen als denen des sozialen Wohnbaus z.B. , bei dem auch viele Menschen in möglichst nicht zu großen Wohneinheiten untergebracht werde. Die „Urlaubsarchitektur muss zwei menschliche Bedürfnisse erfüllen:
1. Die Sehnsucht nach dem Meer soll gestillt werden. Ergo haben möglichst alle Wohneinheiten Balkon mit Meerblick.
2. Alles soll schöner sein als zuhause oder zumindest moderner. Ich denke, dieser Anspruch macht Architekten Spaß.

Das AzW rollt die Entwicklungen an der Küste Kroatiens von etwa 1955 bis heute anhand von sieben ausgewählten Projekten auch mittels einer 15 Meter langen dicht dokumentierten Zeitschiene auf. Es gibt Pläne, Modelle, Tondokumente, großformatige Fotografien.

Nimmt man sich mindestens eine halbe Stunde Zeit, gewinnt man einen guten Einblick, was am letzten Samstag trotz Schönwetters übrigens außer uns noch überraschend viele andere Besucher taten. Die Ausstellung eröffnete mir einen weiteren Aspekt von Tourismus an sich.  Architektur von Urlaubsdomizilen unterliegt anderen Gesetzmäßigkeiten, das habe ich bisher einfach hin-, aber nicht wahrgenommen.

Man könnte also beim nächsten Sommerurlaub in Kroatien den einen oder anderen Seitenblick  wagen und einplanen.

 

"Urlaub nach dem Fall", Azw Wien, Foto (c) Claudia Busser - kekinwien.at

„Urlaub nach dem Fall“, Azw Wien, Foto (c) Claudia Busser – kekinwien.at

 

Urlaub nach dem Fall
Transformation sozialistischer Ferienarchitektur an der kroatischen Adriaküste

Architekturzentrum Wien (AzW)
Museumsplatz 1, 1070 Wien
Tel.: +43 1 5223115
web: www.azw.at

Ausstellungsdauer: noch bis zum 30. November 2015
Öffnungszeiten: täglich 10.00 – 19.00 Uhr
Tickets: 8,00 EUR / ermäßigt 6,00 EUR / StudentInnen: mittwochs freier Eintritt von 17.00 -19.00 Uhr
Kuratorenführung: 28.11.2015 um 17.30 Uhr

Mit Beiträgen von:
Daniele Ansidei, Arhitektura, Zoran Balog, CCN-images, Čovjek i Prostor, Marko Dabrović, Antonia Dika, Nikolina Džeko, Cemal Emden, Damir Fabijanić, Fotoklub Split, Michael Hieslmair, Hrvatski muzej arhitekture, Ryan Jeffery, Jana Jocif, 3LHD, Miran Kambič, Julie De Luca, Boris Magaš, Maistra, Rikard Marasović, Norbert Mappes-Niediek, Maroje Mrduljaš, Branimir Medić & Pero Puljiz – de Architekten Cie., Boris Podrecca, Andrea Seidling, Kerstin Stramer, Tabanlıoğlu Architects, Wolfgang Thaler, Touristkomerc, Urbanistički institut Hrvatske, Valamar, Cat Vinton, Michael Zinganel

Kurator: Michael Zinganel
Historische Beratung: Maroje Mrduljaš und Norbert Mappes-Niediek
Projektkoordination Az W: Katharina Ritter

(Beitragsbild: Ruine des Hotel Palace, Haludovo Resort bei Malinska/Krk, Kroatien, Architekt: Boris Magas 1972 © Daniele Ansidei 2011)

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