Die BAWAG Contemporary zeigt mit Magnetics die erste Einzelausstellung des belgischen Künstlers Michaël Borremans in Österreich. Borremans ist ausgebildeter Fotograf, studierter Maler und Filmemacher.

Und ich hatte noch nie zuvor von ihm gehört.
Aber die vorab veröffentlichten Pressebilder machten neugierig: klassische Maltechniken und „contemporary“?

In Wien sind einige ausgewählte Gemälde zu sehen: wunderbar, es lebe die Malerei!
Und frei nach Christoph Thun-Hohenstein, dem Direktor des MAK ist alles heute gezeigte zeitgenössisch. D’accord.

Als Jugendliche hatten es mir Klimt und Olbrich besonders angetan, dann entdeckte ich die Impressionisten, fast erwachsen geworden die Expressionisten, denen ich bis heute treu bin.
Jetzt mag ich Markus Bacher, Lucian Freud, Herbert Brandl, Francis Bacon und Aaron van Erp.
Und seit 22.11.2012, der Ausstellungseröffnung, auch Michaël Borremans.

„Die Malerei von Michaël Borremans ist still, und ihre somnambulen Charaktere und tiefen Schatten sowie die Akzentuierung der Hände und Gesten erinnern bisweilen an Stummfilme, deren Handlung und Gefühle ebenso ausschließlich über Bilder transportiert werden. Eine wesentliche Erfahrung dieser „nature morte“-Bilder ist, dass sie die verzauberten Figuren so vollständig auf der Leinwand leben lassen, dass man sie sich nirgendwo sonst vorstellen kann.“ (Bawag Contemporary)

Viel kleiner als ich sie mir vorgestellt hatte, quasi im quadratischen Format der Sezessionisten, kunstvoll, gespenstisch oder charmant sind die Gemälde rahmenlos und mit viel Zwischenraum für ihre Wirkung gehängt.
Sie passen nach Wien als wären sie für diese Stadt im November gemalt worden. Dabei hat es von der Idee bis zur Eröffnung zwei Jahre gedauert, nicht zuletzt deshalb, weil Borremans in vielen, vor allem amerikanischen Museen oder in privaten Sammlungen hängt.

Es ist aber nicht das Morbide, das so anziehend wirkt: es ist die Tiefe, die Vielschichtigkeit der Malweise, die Kunst des Ausschnitts und des Weglassens. Die meisten gezeigten Arbeiten sind schlicht bezaubernd und es verwundert nicht, dass manch einer der zahlreichen Eröffnungsgäste lange vor einem Bild verharrt.
Für mich wird es die klassische Form der Ölmalerei so lange geben, so lange mich ein Bild berührt. Contemporary hin oder her.
Denn das ist es doch, was Kunst kann: etwas mit dem Betrachter machen.

M. Borremans umringt von Interessierten bei der Eröffnung.Michaël Borremans (geb. 1963 in Geraadsbergen, Ostflandern) lebt und arbeitet in Gent.10 and 11, 2006, 36cm x 42cmDie Ausstellungsarchitektur von propeller z gibt den einzelnen Werken viel Raum.

 

 

 

 

 

 

 

 

Girl with Feathers, 2010, 42cm x 36cmein Portrait von Borremanns TochterThe Case, 2009, 50cm x 42cm. Mein Lieblingsbild in der Ausstellung.The Skirt (2), 2005, 40cm x 50 cm 

 

 

 

 

Michaël Borremans MAGNETICS

BAWAG Contemporary
Franz-Josefs-Kai 3, 1010 Wien
Tel.: 059905 919
E-mail: office@bawagcontemporary.at
website: www.bawagcontemporary.at

Kuratorin: Dr. Christine Kintisch
Ausstellungsarchitektur:  propeller z
Die Ausstellung läuft seit 23. November 2012 und noch bis zum 17. Februar 2013.
Öffnungszeiten:  täglich 14.00 bis 20.00 Uhr, jeden Donnerstag um 18.00 Uhr kostenlose Führung
Eintritt frei!

Der Katalog wurde vom Hatje Cantz Verlag auf Wunsch des Künstlers in einem sehr ungewöhnlichen Format produziert – Tipp!
Die Begleitveranstaltungen jeweils am Mittwoch standen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels noch nicht fest, sind aber sicher demnächst auf der website zu erfahren.

 

 

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