WEB ist zerrissen...Die schlanksten Personen in meinem Umkreis sind hoch nervös.
Es sei im Herbst immer so, dass nur ein Blick auf das Marmeladeneinschussloch eines ordinären Krapfens reiche, damit das Gewicht, das man mit sich rumschleppt, steigt, sagt man.
Man nehme stündlich zu, sagt man.
Wenn nicht minütlich.

Und während ich erzählt bekomme, wie oft sich betreffende Personen zur Vorbeugung fleißig schwitzend in Körperteiltraining üben, ertappe ich mich dabei, abwertenden Blickes die Damen und Herren zu mustern, um ihrem Selbstbildwahnsinn ein wenig unter die vollschlanken Arme zu greifen. Mein Blick wandert auf und ab – schön langsam – und bleibt dann an den typischen Fettzellenzusammenrottplätzen stehen: Bauch, Hüften, Oberarme. Ich seufze. Dann wird der Kopf leicht zum Lovehandleblick geneigt und ich gebe mit gekräuselten Lippen vor, links und rechts Hosenbundüberschwappendes zu sehen.
Das kann was! Wenn mir mein Visavis leicht verstört dann ganz stolz die hohe Frequenz des körperlichen Aktivismus kundtut, empfehle ich gerne ein viertes Mal pro Woche zum Training zu gehen.

Dann erfolgt aber gleich anschließend die persönliche Grundlagenerforschung.
Ja, ich gebe es zu, ich bin ein Zerissener. Ich bin auf Menschen neidisch, die so viel Konsequenz an den Tag legen und regelmäßig ihren der herbstlichen Verfettungsgefahr ausgesetzten  Körper stählen. Im Grunde bewundere ich diese Motivierten, wenn sie laufen oder Yoga, Gym, Pilates, Zumba, Wumba, Ramba, Zamba machen, oder was es da alles gibt.
Die Weitsicht, dass der nächste Sommer bestimmt kommt, habe auch ich. Nur der künftige Sommer ist mir jetzt völlig wurscht. Darum werde ich auch nächsten Sommer leiden und grünen Auges jene Badenden beobachten, die den Herbst und den Winter genutzt haben, ihren Sommerbody zu kreieren.

Nun zu etwas ganz anderem:

In diesen Tagen traf ich berufszufälligerweise Jean Ziegler und durfte mit ihm ein Stündchen plaudern.
Mit dem ehemaligen UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung über Herbstfetteinlagerungen zu sprechen, käme mir nicht in den Sinn. Könnte man aber.

Er ist Realist und humorig und er weiß, dass die Probleme der Welt ortsbezogen höchst unterschiedlich sind. „Reiner Zufall, dass wir nicht in Afrika hungern, sondern in Europa leben, weiß sind und relativ gut abgesichert!“
Alle fünf Sekunden verhungert ein Kind.

Buchtipp:

Wir lassen sie verhungern
Die Massenvernichtung in der  Dritten Welt
Jean Ziegler

1. Ausgabe 10.9.2012, gebunden, 320 Seiten, C.Bertelsmann Verlag
ISBN-13: 978-3570101261
gesehen um Euro 20,00

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