Skulptur, Heinz Frank: die Texte auf den Zettel sind nicht Titel, sondern Zeil des ObjektsBis zum 16.6. 2013 versucht man mit Unruhe der Form. Entwürfe des politischen Subjekts der Grundidee der Secessionsbewegung zu folgen und der künstlerischen Entwicklungen unserer Zeit Raum zu geben. Das „Ästhetischen und Politische haben wieder eine gemeinsame Agenda wie in den 1920er oder 1960er Jahren“. (Pressetext)

Wie letzte Woche versprochen werden bemerkenswerte Einzelheiten zur Ausstellung in der Secession und in den Räumen von xhibit jetzt nachgereicht.
Der Anteil der Secession am dreiteiligen Ausstellungsparcours ist über alle Maßen anspruchsvoll und ambitioniert kuratiert.

Im zentralen, lichtdurchfluteten Hauptraum kann man von Objekt zu Objekt schlendern und sich wundern.
Ob man die Achsen zwischen den Werken, die Dreiecke bilden, bemerkt, ist fraglich. Der Kurator Georg Schöllhammer findet „die kleinen Gespräche von Arbeiten miteinander“ wichtig. Doch die einzelnen Positionen sprechen durchaus für sich.

So wie „Open Form – Game on an Actress‘ Face“ von Kwie Kulik. Im hunderteiligen (!) Werkkatalog hat es laut Begleitbüchlein die Nummer 5:
ein 35mm- Film, in dem das damals durch eine Fernsehserie öffentlich gewordene Gesicht von Ewa Lemasńka zur Leinwand einer Gruppenarbeit wird. Ein zwei Minuten 39 Sekunden langes Innehalten, das sich lohnt.

Ebenso wie die Auseinandersetzung mit den Arbeiten von Tanja Widmann (Nummer 21) und den Skulpturen von Heinz Frank (Nummer 20).

 

Unruhe der Form, Secession, Installationsansicht, Foto © Oliver Ottenschlaeger

 

Xhibit an der Akademie der bildenden Künste, also einem Ort von Forschung und Lehre, präsentiert Unruhe der Form unter maximaler Auslastung der Räumlichkeiten und Schaffung vieler neuer Räume im Raum für die Objekte, vorwiegend Videoarbeiten.

Starker Tobak ist das HD-Video „The Pixelated Revolution, Eine nicht-akademische Lecture“ von Rabih Mroué (20min, Nummer 47): eine ernüchternde Analyse unseres medialen Wahrnehmungverhaltens inklusive Tod eines Kameramannes.

Meine Lieblingsarbeit ist „Akulliku“, eine Videoinstallation zum Thema Kokablätter und Kokain von 2013: bitte unbedingt die UN-Rede von Evo Morales und die hypothetische Antrittsrede als Präsident von Pablo Escobar beim Eingang lesen!
Dem „Referendum Project“ von Akira Takayama, 2011 – 2013: 20 aus 440 ausgewählte Interviews mit japanischen Mittelschülern zu 26 Themen im Lichte der Katastrophe von Fukushima, darf man sich getrost länger widmen. Berührend.
„Schau’n Sie sich das an!“ (K.Farkas)

 

Unruhe der From, Rabih Mroué: The Pixelated Revolution, Ausstellungsansicht im xhibit, Akademie der bildenden Künste Wien Foto © Armin Bardel

Unruhe der Form, Mapa Teatro: Akulliku, Foto © Armin BardelUnruhe der From,  Akira Takayama: Referendum Project, Ausstellungsansicht im xhibit, Akademie der bildenden Künste Wien, Foto © Armin Bardel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich will übrigens dass das aufhört, dieser blöde Trend, dass man Werken keine Beschreibung und Information mehr zuordnet, sondern nur eine Zahl.
Ich will nicht in Zettelsammlungen oder Begleitbüchern herumsuchen müssen.
Ich will eine Arbeit betrachten und den Blick auf die Beschriftung daneben an der Wand schweifen lassen können.
Ich will wissen dürfen,von wem, wann, wie und warum.
Wenn man mich deswegen bequem schimpft, ist mir das einerlei.
Und es wird ja wohl nicht verboten sein, Kunst best möglich zu inszenieren, oder?

Ein ähnliches Konzept, nämlich eine überbordend voll gestopfte Begleitveranstaltung zu den Wiener Festwochen zu sein, verfolgt wohl auch WWTBD „What Would Thomas Bernhard Do“, ein Festival, das seit 17.5. bis zum 26.5.2013 mit 100 Veranstaltungen in zehn Tagen täglich von 14.00 Uhr bis 2.00 Uhr die Kunsthalle bespielt. Überfordernd. (Die Besprechungen in den Medien sind eher mau.)

Uns bleiben immer noch die Partys.
Die von WWTBD und von Into the City / music and politics, das Wien noch bis zum 15. Juni 2013 an verschiedenen Orten beschallt.
Man wünscht sich einen Klon. Mindestens einen.

 

 

Unruhe der Form. Entwürfe des Politischen Subjekts

 

Festwochen-Service Telefon: 01 / 589 22 22
E-mail: festwochen@festwochen.at
website: www.festwochen.at

Ausstellungsdauer: bis 16. Juni 2013
Öffnungszeiten: Di bis So 11.00 – 18.00 Uhr
Parcous Pass: regulär Euro 8,50

Führungen und Vermittlungsprogramme: 
Secession: jeden Sa um 15.00 Uhr und jeden So um 11.00 Uhr, eine Stunde.
Kunstvermittler stehen in der Secession kostenfrei für Fragen zur Verfügung: jeden Sa 11.30  – 14.30 Uhr und So 12.00 – 14.00 Uhr.
Schwerpunktführung in der Secession: jeden Do 16.00 Uhr und So 10.00 Uhr, Euro 1,50, eine Stunde.
„Große Runde“ durch alle drei Ausstellungsorte, vorab zu buchen, maximal 20 Personen, zwei Stunden, gesamt Euro 55,00.
Führungen buchbar unter: kunstvermittlung@secession.at und unter 01 / 587 53 07 – 11.
Festwochen jugendfrei: Spezielles Programm für Jugendliche ab 16 Jahren unter: jugendfrei@festwochen.at.
In der Secession stehen außerdem auch Audioguides zur Verfügung.

Secession
Friedrichsstraße 12, 1010 Wien
Tel.: 01 / 587 53 07-34
E-mail: office@secession.at
website: www.secession.at

Akademie der bildenden Künste
Schillerplatz 3, 1010 Wien
Tel.: 01 / 58816-0
E-mail: info@akbil.ac.at
website: www.akbil.ac.at

KünstlerInnen:

Secession:  Thomas Arzt, Neïl Beloufa, Banu Cennetoğlu, Carola Dertnig, Jimmie Durham, Gustav Ernst, Antonio Fian, Heinz Frank, Franzobel, Dora García, Thomas Glavinic, Dmitri Gutov, Hannah Hurtzig, Schorsch Kamerun, Hassan Khan, Július Koller, Chris Kondek, KwieKulik, Henrik Olesen, Boris Ondreička, Yasemin Özcan, Ewald Palmetshofer, Judith Nika Pfeifer, Ad Reinhard, David Riff, Kathrin Röggla, Ferdinand Schmatz, Franz Schuh, Tino Sehgal, Akira Takayama, Vladimir Tatlin, Tris Vonna-Michell, Jeronimo Voss, Tanja Widmann

Akademie der bildenden Künste Wien: Keti Chukhrov, Tim Crouch, Cordula Daus, Barbara Ehnes, Tim Etchells, Mapa Teatro, Rabih Mroué, Marina Naprushkina, Johannes Porsch, Milo Rau, Akira Takayama

KuratorInnen: Karl Baratta, Stefanie Carp, Matthias Pees, Hedwig Saxenhuber, Georg Schöllhammer

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