„Stubentor, Ausstieg links…. Bitte zurücktreten, Zug fährt ab.“
Mit der U-Bahn zum U-Bahnfilm Trains of Thougths.
Das hat doch was, wie ich finde.

Timo Novotnys neuer Dokumentarfilm hatte im Zuge des Human Rights Filmfestival Österreichpremiere im Gartenbaukino.
Sechs Städte, Wien, New York, Los Angeles, Tokyo, Hongkong und Moskau und ihre Untergrundverkehrssytemen: „Die U-Bahn reflektiert die Gesellschaft und das Leben in einer Stadt.“ (Timo Novotny im Interview für die Presse).

Es ist ein bisschen so, als ob man mitfahren würde. Man lässt sich treiben, hört zu, wenn Menschen erzählen, steigt aus.
Dank der genialen Zeitrafferaufnahmen und Sequenzen, die an Musikvideos erinnern, hat das Ganze phasenweise etwas tranceartiges. Und dazwischen: immer wieder Stimmen aus dem Off, die ihre Gedanken schweifen lassen, kleine Geschichten erzählen. Dass sich die intensiven, hypnotischen Klangwelten der Sofa Surfers perfekt in dieses Puzzle einfügen, ist ja wohl klar.
Dem Zuschauer erschließt sich Spannendes in Sachen Mikrokosmos U-Bahn.

Die „Pusher“ in Tokyo und im Gegensatz dazu die fast menschenleeren Stationen in L.A., die eher an eine Filmkulisse erinnern. Da ist Moskau mit seinen „Palästen der Arbeiterklasse“ und New York, mit den wahren “ trains of thoughts“: hier funktioniert kein Mobiltelefon und die Menschen sind gezwungen sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Dazwischen immer wieder Wien.

Material von 60 Festplatten hat Timo Novotny von seinen Reisen in den Untergrund nach Hause gebracht, so erzählt er nach der Filmpremiere. Auf die Frage von The Gap nach Novotnys Lieblingsubahnlinie in Wien gesteht er, dass er eigentlich lieber zu Fuss geht oder Fahrrad fährt, aber die Stationen U3 Westbahnhof und U1 Südtirolerplatz haben es ihm durchaus angetan.

Nach der Premiere dieses wirklich gelungenen Films im Gartenbaukino trete ich, voll mit Eindrücken, den Heimweg an: mit der U-Bahn.
Und dieses Mal verzichte ich auf auf mein „subwayface“ und schaue die Menschen in der U3 einfach ‚mal an.

 

 

 

 

Trains of Thoughts

2012, Österreich, 84min
Drehbuch: Timo Novotny
Regie: Timo Novotny
Musik: Sofa Surfers
Der Film läuft im Moment in vielen Wiener Kinos.

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