Homme Less - kekinwien.at

Ein Leben zwischen Sein und Schein:
Homme Less, ein Film von Thomas Wirthensohn.

Ein silbergrauer Beau Anfang 50, scheinbar direkt aus einem Werbekatalog entsprungen: Anzug, Hemd, Krawatte, polierte Schuhe, auch die Frisur sitzt. Ein Mann mit Charisma. So lernen wir Mark Reay in New York City kennen.
Doch der Schein trügt. Dieser Mann führt ein Doppelleben. Und er spielt seine Rolle perfekt, immer allerdings von der Angst begleitet aufzufliegen. Mark Reay ist in Wirklichkeit obdachlos. Doch er erfüllt nicht das allgemeine Klischeebild dazu.

Vom Land der (un)begrenzten Möglichkeiten. Schein statt Sein.

In den 1980iger noch ein gut gebuchtes Männermodel schlägt sich Mark nun untertags als Modefotograf und Filmkomparse durch. Er besucht Parties, trifft schöne Frauen und bewegt sich in der Modeglitzerwelt mit großer Selbstverständlichkeit.
Am Abend aber kehrt er nicht in sein Appartment zurück. Das Einzige, was ihm geblieben ist, ist ein Dach in New York, wo er mit einer Plastikplane zudeckt übernachtet. Das Fitnessstudio dient als Waschmöglichkeit und bietet zudem Stauraum für die letzten persönlichen Habseligkeiten wie Kamera, Laptop und das Modelbook von früher.

Die Kontraste im Leben des Mark Reay könnten größer nicht sein. Trotz allem scheint sein Tagesablauf geregelt und organisiert, immer natürlich auch damit beschäftigt seine Realität vor anderen zu vertuschen.

Es ist eine ganz persönliche Geschichte, die uns der Vorarlberger Thomas Wirthensohn hier erzählt, ohne dabei auf die Tränendrüse zu drücken. Kennengelernt haben sich die beiden in den 1980iger als beide als Models tätig waren. Jahre später traf man einander wieder und Mark erzählte dem nun als Filmemacher tätigen Wirthenson seine berührende Geschichte.
Zwei Jahre begleitete der Regisseur den Überlebenskünstler bei seinem Alltag in New York mit der Kamera. Erhellende Erklärung wie es zur Obdachlosigkeit gekommen ist, liefert der Film dabei keine.
Es ist nicht wichtig, es ist einfach so.

Fazit: Der „Amerikanische Traum“ kann auch ein Albtraum sein – und guter Stoff für eine kurzweilige, berührende Doku.

Homme Less
2014, Österreich, 87min
Drehbuch: Thomas Wirthensohn
Regie: Thomas Wirthensohn
Soundtrack: Kyle Eastwood, Matt McGuire
mit Mark Reay

Der Film läuft seit 18. September 2015 – und vermutlich nicht sehr lange – im Topkino.
Wer mehr zum Film wissen möchte: Hier geht’s zum Interview von Doc NYC von Mark Reay und Thomas Wirthensohn.

 

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