Kurt Cobain: Montage of Heck

Nirvana, Smells like Teen Spirit, Courtney Love, Heroin, Club 27, …
Kurt Cobain war weit mehr. Dies beweist  eindrücklich die Dokumentation
Kurt Cobain: Montage of Heck.

Sonntag Vormittag. Soeben zig Interviews mit Brett Morgen reingezogen, Nirvana Videos detto. Also, Kopfhörer auf, Nevermind an. Los geht’s.
(♫♫ … I found it hard, it’s hard to find, oh well, whatever, nevermind … ♫♫)

Mit Musikdokumentationen ist es so eine Sache. Entweder sie beschwören einen Mythos oder versuchen die Realität abzubilden und historisch korrekt zu sein. Sei es, wie es sei. Eines steht jedoch außer Frage: Kurt Cobain, Montage of Heck ist exzeptionell und wunderbar anders.

Die Geschichte scheint hinlänglich bekannt. Vom unbequemen, ungeliebten, hin- und hergeschobenen Kind entwickelte sich Cobain zum Sprachrohr einer ganzen Generation und mutierte mit Nirvana und  dem Album Nevermind  zum Superstar. Mit nur 27 Jahren nahm er sich das Leben.

Der Film wirft einen Blick auf Kurt Cobain, der uns bis dato verwehrt geblieben ist. Einen „Mixed Media Film“ , eine „cinematic Adaptation“, so nennt es der Regisseur Brett Morgen. Interviews mit Familenmitglieder und Freunden, Super-8-Filme aus der Kindheit, Tagebucheinträge, Homevideos, Animationen, die Cobains Mixed Tapes Audios visualisieren sollen, und Konzertmitschnitten bilden eine Kollage der besonderen Art und zeichnen eine cobaineske Welt, die neu ist. (♫♫ … I’m so happy because today I’ve found my friends … they’re in my head … I’m so ugly but that’s ok ‚cause so are you … ♫♫)

Mensch oder Mythos

Durch 18 Kisten Material, das ihm Cobains Familie zur Verfügung gestellt hat, durfte sich Brett Morgen wühlen und entdeckte dabei so manchen Schatz. Es geht nicht unbedingt um Fakten, eher um Emotionen. Auch steht der Mensch und nicht der Mythos im Vordergrund.

Kurt Cobain, ein Allroundkünstler und ewig gequältes Genie, immer auf der Suche nach einer Familie, immer mit diesem verzweifelten Wunsch verstanden und geliebt zu werden. Musik, Photos, Zeichnungen, Skulpturen, Texte, … es gab wohl fast nichts, das er nicht nütze, um sich auszudrücken. (♫♫ … never met a wise man – if so it’s a woman … ♫♫)

Genau so rastlos ist auch diese Dokumentation. Experimentell, schnell in ihren Bildfolgen, laut, phasenweise fast anstrengend und dann wieder unglaublich intim und bewegend. Der Spagat ist gelungen.

(♫♫… I don’t know why I’d rather be dead than cool, I don’t know – every line ends in rhyme – I don’t know why – less is more, love is blind, … ♫♫)
Fertig. Minuten später ertappe ich mich dabei, wie ich gedankenverloren noch immer auf den Bildschirm starre. Diese Album muss man einfach zu Ende hören.


Kurt Cobain: Montage of Heck

2015, USA,145min
Drehbuch: Brett Morgan
Regie: Brett Morgan
mit Kurt Cobain, Courtney Love, Krist Novoselic, …
FSK 12 Jahre

Anmerkung: Viele werden sich wundern, warum Dave Grohl in den Interviews nicht zu Wort kam. Aus Termingründen kam es zu keinem Interviews mit ihm, so Morgen Brett.
Angeblich soll im Sommer ein Album mit Solomaterial von Kurt Cobain erscheinen.

Nach zwei komplett ausreservierten Vorstellungen des Films im Rahmen der Poolinale nimmt ihn das Gartenbaukino ab 3. Juni 2015 regulär ins Programm.

rating_4sterne

Dein Kommentar

keke Spam-Abwehr: *