Oh BoyDer Gegensatz könnte nicht größer sein.
In der Vorschau werden die Trailer dreier Komödien gezeigt, die auch niederste Unterhaltungsgelüste nur schwer werden befriedigen können.
Oh Boy (Regie: Jan Ole Gerster) könnte ein Kommentar dazu sein und ist doch der Titel eines feinen Deutschen Films.

Schwarz-weiß tauchen wir in die Berliner Physiognomie ein.
Wir sehen nicht die Ikonen der Stadt, sondern die kennzeichnende Peripherie. Das Tempo der Kamerafahrt entschleunigt jeden Besucher aus dem Alltagstrott und bleibt in der Langsamkeit. Der Jazz sitzt.

Tom Schilling ist Niko Fischer.
Niko Fischer ist ein Twentysomething, ohne Kurs, mit Rückgrat und Bedacht. Wir folgen ihm durch einen Reigen an Episoden, in denen andere Etablierte wie Ulrich Noethen und Marc Hosemann parlieren. Niko testet das Existenzminimum, während er Menschen achtsam abtastet, zündet da den inneren Zorn seines Gegenübers und erntet dort spontan tiefe Sympathie.
Er bleibt sich treu und erreicht Stillstand.

Keine Angst, der Film ist keine Hirnwichse. Wir erleben ernste und kurzweilige Unterhaltung, die im ersten Erleben wissendes Lächeln produziert und im Nachgang Tiefenwirkung zeigt.
„Oh Boy“ ist Jan Ole Gersters Abschlussarbeit an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin.
Very well done!
Während des Studiums realisierte er mehrere Kurzfilme und verfasste für den Omnibusfilm „Deutschland 09 – 13 kurze Filme zur Lage der Nation“ (2009) gemeinsam mit Wolfgang Becker das Drehbuch zu dessen Beitrag „Krankes Haus“. Ein paar Jahre zuvor war Gerster als persönlicher Assistent von Becker an dessen Erfolgsfilm „Good Bye, Lenin!“ (2003) beteiligt.
Merken Sie sich den Namen. Schauen Sie sich das an.

 

Oh Boy
2012, Deutschland, 83min
Drehbuch: Jan Ole Gerster
Regie: Jan  Ole Gerster
mit Tom Schilling, Alexander Altomirianos, Inga Birkenfeld,…

Oh Boy läuft im Moment in vielen Wiener Kinos.
Die LOLA in Gold im Rahmen des Deutschen Filmpreises für den besten Spielfilm ging 2013 an „Oh Boy“.

Dein Kommentar

keke Spam-Abwehr: *