Die Köchin und der Präsident haben wir an einem dieser Tage gesehen, an denen man gern ins Kino gehen will – um des Kinos willen. Das Studium diverser Programmzeitschriften ergab nichts. Filme, die man sehen wollte, hatte man schon gesehen. Die anderen wollte man jetzt immer noch auslassen. Man einigte sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. Und hatte Glück.

Hortense Laborie (Catherine Frost) ist Köchin. Und was für eine! In Frankreich, genauer gesagt im Trüffelparadies Périgord.
Eines Tages wird sie mit einem Wagen der Regierung aus ihrer ländlichen Idylle und Autarkie nach Paris chauffiert: sie soll für den Präsidenten der Republik persönlich kochen, im Élysée-Palast. Nur die einfachen Mahlzeiten für ihn persönlich und seine privaten Gäste.
Die ebenso erfahrene wie unkonventionelle Köchin stößt erstaunlich bald an ihre Grenzen: die Etikette und die starren Regeln im Palast; die männlichen Kollegen in der Großküche, die mit ihrem Benehmen zwischen Diva und Macho pendeln; die Gesundheit, ihre und die des Präsidenten, machen ihr zunehmend zu schaffen.

Eingerahmt wird Hortense Geschichte um Trüffel, Gänsestopfleber und geschmorten Lachs im Wirsingmantel samt Weinbegleitung von der Gegenwart. Sie kocht gegen viel Wertschätzung und ein nenneswertes Salaire für die männliche Crew einer Forschungsstation in der Antarktis. Ihre glamouröse Vergangenheit als Köchin auf höchster Ebene wird dort von einer neugierigen Reporterin in Rückblicken aufgerollt.

Dass die Geschichte auf dem Leben von Danièle Delpeuch, der ehemaligen Leibköchin François Mitterands beruht, lässt einen diese leidenschaftliche, geradlinige Frau kennenlernen wollen. Hand auf’s Herz, wieviele große weibliche Köche haben es schon ins Rampenlicht geschafft?

Es ist das reine Vergnügen Hortese am Originalschauplatz im Élysée beim Nachdenken über, Vorbereiten für, Zubereiten, Kochen und Essen von authentischen französichen Gerichten zuzusehen. Denn letztlich ist ‚Die Köchin und der Präsident‘, Story und Themen hin oder her, eine liebevolle Ode an die Französische Küche.
Alles Kulinarische drängt in der Vordergrund, was aber niemanden stören wird – denn, wer mit Essen und und Kochen nichts am Hut hat, wird nicht in diesen Film gehen. Und sollte es auch nicht tun, da der Film obwohl mit der Richtigen Portion Humor gewürzt außerhalb der Küche doch gehörig schwächelt.

Für Francophile, begnadete Esser und Kocher.

 

 

 

Die Köchin und der Präsident

2012, F, 95min
Drehbuch: Étienne Comar, Christian Vincent 
Regie: Christian Vincent
mit Catherine Frot, Jean D’Ormesson, Hippolyte Giradot

FSK 0 Jahre
Website des Films (mit Rezepten): http://www.dieköchinundderpräsident.de/
Der Film läuft seit 21.12.2012 in einigen Wiener Kinos.
Mit Hungerattacken nach dem Kino ist zu rechnen: Le Bol, Beaulieu, Skopik und Lohn,…

Dein Kommentar

keke Spam-Abwehr: *