Entdeckungsreise auf dem Vorgartenmarkt
Wo geht man in Wien am besten einkaufen, wenn man eine große Auswahl an Biolebensmitteln sucht?

Auf den Vorgartenmarkt,
direkt an der U1 zwischen Praterstern und Donauinsel.

An ‘der Ecken’, wo sich Wien derzeit am meisten verändert, liegt seit 1912 der Vorgartenmarkt inmitten des dreieckigen Stuwerviertels zwischen dem Max Winterplatz und der Vorgartenstraße.
Denn zu den ursprünglichen 15.000 Bewohnern des Stuwerviertels kamen gerade noch mal 25.000 WU-Studenten und in Kürze bis zu 20.000 Bewohner im Nordbahnviertel dazu. Wir sind mitten in einer neuen Gründerzeit!

Das ehemalige Überschwemmungsgebiet wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erstmals bebaut und in der Vorgartenstraße kam vor jedes Haus ein kleiner Garten. Nicht zur Zierde, sondern zum Anbau von Nutzpflanzen, die in der damals sehr dicht besiedelten Stadt die Versorgung mit Nahrungsmitteln erleichterten. Oft war dieser kleine Raum für die Bewohner ein hoch geschätztes Paradies. Warum nur hat man sich, mit dem Argument, es wäre doch viel moderner Gemüse im Supermarkt einzukaufen, als sich die Hände schmutzig zu machen, die Unabhängigkeit des Kleingärtnerns nehmen lassen?
Heute wird sie mit Urban-Gardenig zurück erkämpft …

Von diesen ehemaligen Vorgärten leitet sich der Name ‚Vorgartenmarkt‘ ab, und wer sich jetzt wundert, dass ich den auch als kleines Paradies bezeichne, war schon einige Zeit nicht mehr dort.

Dass sich die mieselsüchtige Stimmung so schnell ändert, war auch nicht wirklich abzusehen. Lange gab es keinerlei Motivation für Aktivitäten, die angeblich mangelnde Kaufkraft im 2. Bezirk machte mutlos. Doch dann kam – gerade zum richtigen Zeitpunkt – die Künstlerin Corona Gsteu von der Gebietsbetreuung ‚Stadterneuerung für den 2. Bezirk‘.

Sie schaffte es, die Leute zusammen zu bringen und auch, dass mehr miteinander und nicht übereinander geredet wird.
Sie iinitierte einen eigenen Marktstand für Kunstaktionen, die ‚Agora‘, und animierte auch die Standler_innen, etwa um ein gemeinsames großes Bild zu malen. Sie ist auch immer auf’s Neue bereit zu erklären, wozu all die verschiedene Kunst am Markt gut ist. Auch die wechselnden Studenten, die mit der ‚Agora‘ für mehrere Wochen ein Standl beziehen, kommen nicht einfach um ‚ihr Ding zu machen‘ oder abzufeiern, sondern fragen nach, was sich ‚der Markt‘ wünscht.
Mehr zum diesjährigen Projekt findest du unter:
https://www.facebook.com/forgartenmarkt?fref=ts und hier.
So entstehen Vorschläge zur Dach- und Mauerbegrünung, Photovoltaikanlagen auf dem Marktdächern genauso, wie auch ein gemeinsames und daher sehr internationales Kochbuch.

auf dem Vorgartenmarkt

Wirklich blüht und gedeiht ein Lebensmittelmarkt erst mit persönlichem Einsatz Einzelner, die bereit sind alles, was sie wissen und können, zu investieren.
Was auf dem Markt heute am meisten zählt, ist die gute Stimmung. Die macht, dass die Standler_innen einander schätzen, miteinander arbeiten, voneinander kaufen, sich gegenseitig im Prozess der Veränderung unterstützen. Und dass alle eingebunden werden: am Ende gewinnen nicht nur die Lokalbetreiber gegenüber den Verkäufern, die Vielfalt wird nicht zugunsten des automatisch gut gehypten, finanzstarken, aber doch immer gleichen Bobo-Angebots zerstört. Auf dem Vorgartenmarkt trifft man unterschiedlichste Familien, Paare und Singles jeden Alters, die hier mit Begeisterung einkaufen.

‚Wir wollen gar nicht größer werden‘, wirbt das Bioviertel,  ein Zusammenschluss von sechs Waldviertler Bio-Bauern, die eine Vermarktungsgemeinschaft gegründet haben und sich patriotisch ins Zeug werfen.
Gewinn für alle Nicht-Waldviertler, die hier zu Ab-Hof-Preisen eine große Auswahl an Produkten beziehen können. Vor dem Lokal lachen einen schon Waldviertler Fische an: frisch gebeizt, geräuchert, geschröpft, eingesulzt, … drinnen selbst gezüchtetes und geschlachtetes Waldviertler Fleisch vom Schwein, Kalb und Ochsen (12 Tage abgelegen). Es wird aber auch ausführlich gewurstet.

Zum Einkauf für den besten von allen Grillabenden (auch für Fisch!) würde ich nirgends anders hingehen, außer zu einem der Waldviertler Bioviertel Stände auf anderen Wochenmärkten in Niederösterreich und Wien.

Auf dem Vorgartenmarkt ist der zumindest drei Tage die Woche geöffnet:
Donnerstag von 8.00 bis 15.00 Uhr, Freitag 8.00 bis 18.00 Uhr und Samstag 8.00 bis 13.oo Uhr.
Am Samstag gibt es auf dem Platz einen zweiter Stand mit Brot und viel süßem Gebäck.

agora

Bioviertel

Daniel Samstag ist ‚der Adamah‘ vom Vorgartenmarkt.
Der Doppelstand hat sich prächtig entwickelt. Das Einzige, was zu wünschen wäre, ist, dass Daniel Samstag auch am Dienstag und Mittwoch aufsperren kann. Da er aufmerksam dem folgt, was von den Kund_innen nachgefragt und angenommen wird: bitte hingehen, die guten Bioprodukte erwerben und darüber plaudern, was einem gefällt – und auch über noch ausgedehntere Öffnungszeiten.

Der Schwerpunkt von Adamah liegt bei dem am eigenen Hof im Marchfeld auf 90 Hektar selbst Angebautem:
Gemüse und Kräuter, sowie Getreide, das selbst gemahlen wird, und Ölsaaten, die selbst gepresst werden. Zudem findet man Käse, Milch, Butter, Brot, Gewürze, Obst, Säfte, Limonaden, Bier und Wein von lokalen Bio-Produzenten. Für das Gemüse, das außerhalb der heimischen Saison von italienischen Vertragspartner_innen angeboten wird, pflegt er einen engen Kontakt – auch die Bananenproduzenten wurden von Adamah schon persönlich besucht!
Auf Samstags Visitkarte steht: ‚Berufung nicht Beruf‘.

Adamah auf dem Vorgartenmarkt: Donnerstag von 8.00 bis 15.00 Uhr, Freitag 8.00 bis 18.00 Uhr und Samstag 8.00 bis 13.00 Uhr.

Adamah

Palette

Einen wirklich schönen Stand zu haben,  ist schon auch eine Kunst, was der Palette gelingt.
Das Käseangebot ist perfekt, denn z.B. Käse vom Käseguru Gunther Naynar aus dem Lungau im Sortiment zu haben, muss man sich erst einmal erarbeiten!

In nichts an Qualität stehen dem nach: Wurst, Schinken, Brot, Gelees, Kaffee, Säfte, Bier, …  bis hin zur Chiche (Weltmeisterin!).
Dem, was man kennt, wird man nicht widerstehen können, durch den Rest muss man sich unbedingt durchkosten. Am großzügigen Doppelstand kann man auch gemütlich vor Ort probieren. Getreide, Reis und Honig gibt’s übrigens nach wie vor vom Vorgarten-Vorgänger-Stand Allram.
Eine Freude, wie gut alle miteinander sind – und das liegt sicher auch an der Vereinsobfrau der ‚Freunde des Vorgartenmarktes‘ Bettina Hradescni.

Sie kommt einem entgegen, wie man sich eine richtige Marktstandlerin vorstellt.
Auch nach 20 Jahren Standlerinnendasein versprüht sie noch so viel Begeisterung für ihre Produkte, dass man allein schon deshalb gerne bei ihr vorbeischaut. Mit Ehemann Roman betrieb die Konsumentenschutzsprecherin der Grünen die ‚Kaszeit‘ auf der Freyung, heuer haben sie sich fix auf dem Vorgartenmarkt verankert und die ‚Palette‘ mit viel ‚Bio‘ erweitert.

Palette: Dienstag bis Freitag von 7.00 bis 18.00 Uhr, Samstag 7.00 bis 13.00 Uhr

Gemüse

Ein auffallend schönes und gut sortiertes Gemüseangebot gibt es gleich gegenüber bei Akifov.
Einmal bleibt eine alte Frau mit ihrem Gehhilfe-Rollwagen stehen, schüttelt leicht den Kopf und betrachtet ausführlich die fein säuberlich ausgelegte Ware:  ‚Ihr habt immer so einen schönen Stand!‘  Die verschiedenen Kräutertöpfe wären was für das Fensterbrett oder den Balkon und man könnte sie auch, wenn schon nicht in den Vor-, dann vielleicht in den Hinterhofgarten pflanzen.

Der zweite Gemüsestand ist am anderen Ende vom Platz.
Bei Dragan Nucic finde ich besonders gutes saisonales Obst zu einem guten Preis. Auch das Gemüse ist von sehr guter Qualität. Zur netten Beratung kommt das Zustellangebot im Stuwerviertel.
Malinka gehört dazu, und hat am Markt die Blumenversorgung über.

geöffnet: Montag bis Freitag von 6.00 bis 18.00 Uhr und am Samstag von 6.00 bis 13.00 Uhr

Den Platz hat das Big Garten von Yanus Bayil (kommt vom Naschmarkt und aus der Dogan Familie) erobert, das größte der Lokale am Markt.
Ich sitze hier gerne für einen Kaffee oder besonders zum Frühstück. Durch Salate, Burger, Wraps, Köfte, Curry etc. muss ich mich erst durchkosten.
Am Samstag Vormittag ist/ißt man hier sehr lebendig mitten unter den Standeln.

Fleisch

In der Fleischerei M & K bietet Marco Mijacevic über das Übliche hinaus selbstgemachte Wurst, Grillwurst und Cevapcpci.
Besonders das Fleisch und die Knochen für eine klassische Suppe und gekochtes Rindfleisch werden hier gerne gekauft.
M & K ist eine Neuübernahme, – wer K ist, habe ich noch nicht erfragt.

geöffnet: Dienstag bis Donnerstag von 8.00 bis 18.00 Uhr, Freitag 7.00 bis 18.00 Uhr, Samstag 7.00 bis 13.00 Uhr

Neu ist auch daneben Bei Pranja von Drago Pranjic, mit Backwaren.
Gut, wenn mich die Schaumrollen-Sucht überfällt, weil die hier im Miniformat auftauchen. Vielleicht sollte ich auch einmal etwas Anderes probieren …
Wenn’s das Wetter zulässt, sitzt ein ‚Herren-Stammtisch‘ vor der Tür. Was immer da konsumiert und diskutiert wird, der Laden erfüllt einen Zweck.

geöffnet: Montag bis Freitag von 6.00 bis 18.00 Uhr, Samstag 6.00 bis 12.00 Uhr

Am Weinstand von Dr. Sailer reiht sich in den hohen Regalen eine große Auswahl von Weinen österreichischer Winzer aneinander.
Viele auch exclusiv, denn es sind nicht die großen Namen mit den großen Preisen. Hier kann man seine persönlichen Entdeckungen machen, sich auch gleich vor oder im durchaus attraktiven Stand niederlassen und verkosten. Das haben sich die Kund_innen gewünscht und wie es halt so ist, kommt die Hälfte der Einnahmen über die Ausschank, erzählen die freundliche Vinothekarin Nancy und Vinothekar Kurt.

offen: Donnerstag und Freitag ab 14.00 Uhr, Samstag ab 10.00 Uhr

Golden Fish von Chasidov führt natürlich Fisch, auch aus dem Süßwasser und auch lebend.
Daneben gibt es bunte Fischsalate und gebratenen Fisch zum Mitnehmen oder dort Essen.

offen: Montag 7.00 bis 14.00 Uhr, Dienstag bis Freitag 7.00 bis 18.00 Uhr und  Samstag 7.00 bis 12.30 Uhr

Nucic

big-garten

geld

Fisch

gefluegel

wasser

bioviertel1-

Mit dem Kleinsupermarkt Feinkost Juliya der Hyuliya Sabeva KG gibt es alles, was man sonst noch zum Kochen braucht könnte, gleich auf dem Markt.
Oder man kauft den angepriesenen,selbst gemachten Kümmelbraten und Semmelknödel oder die beliebten Fleischlaibchen – und spart sich das Kochen.

geöffnet: Montag bis Freitag von 6.30 bis 18.00 Uhr, Samstag 6.30 bis 13.00 Uhr

Fast hätte ich den sympathischen Geflügelstand übersehen, obwohl der wirklich groß ist.
Da liegt weit mehr ausgebreitet als ein Henderl. Für Aufschnittfans Putenwurst in allen erdenklichen Variationen, aber auch Rindfleisch und in der Saison Wild. Biohühner sollte man sich reservieren lassen und – im Herbst werde ich mir eine Bioente bestellen.
Sicher brät mir Christian Schneider ‚meine Bio-Ente‘ am Grill – oder?

offen: Montag bis Freitag von 7.00 bis 18.00 Uhr, Samstag 7.00 bis 13.00 Uhr

Bis zum Herbst hofft die Bäckerei Gragger auf alle Genehmigungen, um dann endlich ihren Bio-Holzofen-Brot-Stand eröffnen zu können.
Damit wird es die vielleicht beste Bio-Brotauswahl Wiens konzentriert an einem Ort geben: Gragger, Joseph in der Palette, Waldherr bei Adamah und das Waldviertler Brot am Samstag!

Am Samstag von 8.00 bis 14.00 Uhr auf dem Landparteienmarkt wird man, wenn man über die von der GB*2/20 und dem ‚Kulinarischen Erbe‘ initiierte Genußmeile flaniert, von Waren aus fast ganz Österreich überrascht: Wiener und Weinviertler Gemüse, Weinviertler Fleisch und Speck, Steirischen Produkte vom Wild, Burgenländischen Wein, Likör, Essig, Marmeladen, Vorarlberger Käse und noch viel mehr Spezialitäten, einiges in Bioqualität.

Aber das ist eine andere Geschichte und die sollte man, ohne sich von der Urlaubszeit abschrecken zu lassen, gleich selbst entdecken …

Treffen wir uns beim ‚Chillen‘ am Schmankerlpfad im September!
Termin: Freitag, 19. September 2014 von 15.00 bis 22.00 Uhr.
4sterne

 

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