Seven North, Eingangsbereich des Restaurants, Bild (c) kekinwien.at

SEVEN NORTH

Beim Essengehen kann es manchmal nicht ums Essen gehen.
Warum ich beim Pressetermin eine Gänsehaut bekommen habe, und worüber die Foodies der Stadt jetzt etwas zu reden haben:
Wir waren essen: Seven North …

Tel Aviv oder?

Berlin, Istanbul, Kopenhagen, Amsterdam und zur Zeit ganz besonders beliebt eben Tel Aviv – Liebhaber*innen von Städtetrips waren nicht nur ein Mal dort und haben vielleicht sogar in einem Max Brown Hotel gewohnt. Die Kette mit dem Phantasienamen lobt sich selbst für ihre besonders gemütlichen Betten, den angeblich besten Kaffee und tolles Brot und Gebäck. Überprüfen kannst du das im 7. Bezirk regulär ab Euro 213 pro Nacht und Zimmer.

Die Einrichtung ist verspielt, witzig und erinnert mich ein wenig an das 25Hours oder eine abgespeckte Version des Andaz Vienna, das auch erst seit wenigen Wochen in Wien vertreten ist. Super finde ich, dass lokale Künstler*innen Auftragsarbeiten für die Zimmer liefern durften. Womit wir bei der Gänsehaut wären.

 

Max Brown Hotel Vienna, Rezeption, Bild (c) Claudia Busser - kekinwien.at

Max Brown Hotel Vienna, Rezeption, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at


Ist sie es oder ist sie es nicht?

Sie war es. Fünf ihrer Werke hängen in den öffentlich zugänglich Bereichen das Hauses, also auch im am 28. Mai 2019 eröffneten Restaurant Seven North: Renate Bertmann. Zusammen mit ihrem Mann nahm sie am gesetzten Abendessen anlässlich der Eröffnung des Restaurants teil. Was erstens niemandem eine Erwähnung wert war bei den diversen Eröffnungsreden und zweitens wohl auch nicht allen Influencer*innen, Blogger*innen und Journalist*nnen aufgefallen ist.

Ich war einfach nur glücklich! Und Dank der Ermutigung durch meine charmante keke Begleitung „hab“ fasste ich mir ein Herz und bat die Ikone der Feministischen Avantgarde um ein Foto – du kannst es weiter unten sehen. Wer ins Max Brown bzw. ins Seven North kommt, darf sich also ab sofort an den Arbeiten jener Künstlerin erfreuen, die heuer den Österreichischen Pavillon bei der Biennale in Venedig gestaltet hat und der die Eröffnungsausstellung der brandneuen Landesgalerie Niederösterreich in Krems gewidmet ist. Links im Bild freut sich übrigens die Kuratorin Idit Orn.

 

links im Bild Idit Orn, rechts Renate Bertlmann im Seven North Restaurant vor der Arbeit "Zärtliche Berührung"; 1976/2009, Bild (c) Claudia Busser - kekinwien.at

links im Bild Idit Orn, rechts Renate Bertlmann im Seven North Restaurant vor der Arbeit „Zärtliche Berührung“; 1976/2009, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

 

Es muss nicht immer Karfiol sein

Natürlich ist er hier genau so angekohlt und großartig wie im Miznon. Er kostet halt ein bisschen mehr, denn schließlich reden wir beim Seven North nicht von einem Imbiss, sondern von einem weitläufigen, feschen Restaurant mit offener Schauküche am Kopf des Raumes und einer von drei Seiten zugänglichen stylishen Bar.

In der Küche wuseln unglaublich viele Köche aus aller Herren Länder unter der Leitung von Marcin Pienkosz herum. Als Arbeitssprache und zur Kommunikation mit den Gästen benützt man Englisch. Die Essplätze bei der Küche haben eine ähnliche Qualität wie die im Miznon, nur dass im Seven North niemandes Namen durch den Raum gebrüllt wird, wenn das Bestellte fertig ist, sondern eine Glocke geläutet. Langweilig ist es dort jedenfalls nicht.

 

ein Teil des Küchenteams im Seven North am Tag der Eröffnung, Bild (c) Claudia Busser - kekinwien.at

ein Teil des Küchenteams im Seven North am Tag der Eröffnung, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

 

Let’s Get Loud

Leise, ruhig oder gar steif ist es im Seven North wohl nie. Fröhlichkeit heißt die Devise! Es gibt ein Mischpult und die Weltmusik wird schon beim Frühstück laut aufgedreht. Falls das werte Publikum in Sachen Partystimmung ein wenig lahmen sollte, sorgen die Kellner für Action. Wir wurden von der gesamten Servicemannschaft großartig versorgt, sehr aufmerksam und mit viel Schmäh. Spaß wird im Restaurant ganz groß geschrieben.

Auch an der Bar, deren Konzept aus der Meisterhand von Bert Jachman stammt, kann man zum Essen Platz nehmen, was ich Liebhaber*innen ausgezeichneter Cocktails sehr ans Herz legen möchte. Nettes Detail: Man hat an der Bartheke nicht nur die Haken für die Handtaschen nicht vergessen, sondern auch an Steckdosen gedacht.

 

Einblick ins Seven North, im Hintergrund die offene Küche, Bild (c) Claudia Busser - kekinwien.at

Einblick ins Seven North, im Hintergrund die offene Küche, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

 

Starkoch und Karfiolkönig

Eyal Shani ist der Betreiber beider Locations in Wien, also des Miznon und des Seven North und von rund einem Dutzend weiterer Lokale auf der ganzen Welt. Er hat den Karfiol im Ganzen zum Kult gemacht und wer keine Berührungsängste hat, dem drückt er einen Solospargel mit Dip direkt in die Hand – auf der Karte als „Spargel Blanc. Very personal.“ um Euro 3,00, sehr gute Produktqualität.) Der Mann ist ein geborener PR-Profi und hat das Restaurant in den ersten Tagen vor Ort begleitet, bis die Speisekarte ganz fix ist. Die vorläufige Version sieht so aus wie auf dem Foto gleich hier unten. (Eine deutschsprachige Karte konnte ich noch nicht ergattern und auch die Getränkekarte nicht, das ist aber kein Beinbruch, vor Ort wird dir sicher geholfen.)

 

1. Speisekarte des Seven North, Bild (c) kekinwien.at

1. Speisekarte des Seven North, Bild (c) kekinwien.at

 

Feines Porzellan ist gut, aber aus

Wie die Speisen präsentiert und serviert werden, fanden wir teils witzig, teils unpassend. Vermutlich bekommt man das Steak auf einem Teller eingestellt, ich hoffe es jedenfalls. Ich stehe einfach auf gutes Geschirr im Restaurant. Es muss nicht immer Limoges Porzellan sein, ich mag auch Steingut und Unkonventionelles. Im Imbiss esse ich von jeder möglichen und unmöglichen Unterlage und grundsätzlich alles, was irgendwie geht, (auch) mit der Hand. Was mich auch noch beschäftigt hat, war die Frage, was wohl letztlich mit den vielen Tomaten, dem Karfiol und dem Lauch passieren wird, die mit viel Geduld im Restaurant zur Dekoration aufgelegt worden waren?

 

Einblick in die Bar des Seven North Restaurant im Max Brown Hotel, Karfiol als Dekoration, Bild (c) Claudia Busser - kekinwien.at

Einblick in die Bar des Seven North Restaurant im Max Brown Hotel, Karfiol als Dekoration, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

 

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Am Eröffnungsabend konnten wir eine ganze Reihe von Gerichte verkosten. Das Seven North beschreibt seine Küchenlinie selbst als „Southern Mediterranean“. Es gibt eine Vielzahl an Vorspeisen, viel Gemüse, Pasta, ein bisschen Fisch und ein paar Fleischgerichte. Man sieht in der Küche viel offenes Feuer und einen Tabun, einem Pizzaofen ähnlich. Wir hatten folgende Kostproben:
(Anmerkung: Vermutlich entsprechen die Portionen auf den Fotos vom Pressetermin weiter unten nicht immer dem Originalgericht.)

  • „Spargel Blanc. Very Personal“ um Euro 3,00 wie oben erwähnt
    Ein geht um einen schönen Solospargel mit weißem Dip an der Spitze inklusive anzüglichem Scherz und viel Gelächter.
  • „Eggplant lines“ um 9,00 Euro.
    Auf eine Bodenfliese wird Tahini „aufgespachtelt“, obenauf kommt Aubergine. Das Gericht erinnerte uns insgesamt an Baba Ganoush, das Raucharoma war äußerst intensiv, ich hätte mir mehr Salz gewünscht.
  • „Freekeh“ um Euro 10,00
    Der lustige Kellner stellte das Gericht mit der Bezeichnung „our Wheat Bowl Salad“ ein. Er bestand aus Getreide, Joghurt und vielen frischen Kräutern (Koriandergrün, Minze, Dill, …) abgeschmeckt mit Zatar, Olivenöl und Zitrone. Erfrischend und leicht – wenn es ganz heiß ist draußen, darf es ruhig noch ein bisschen mehr Zitrone sein.
  • „One Slice of melting Arabic cabbage cake‘ sour cream“ um Euro 14,00
    Ein Krautkopf wird mit Gemüsefonds und im eigenen Saft bis zur zart schmelzenden Konsistenz geschmort und dann mit einem Klecks Sauerrahm serviert. Auch hier hätte Salz gepasst. Schmeckt wunderbar, aber der angenehme Eindruck erschöpft sich halt irgendwann.
  • „Golden Lamb Shawarma“ um 23,00 Euro
    Unser Kellner stellt es als „Lammspachtel“ ein und es schmeckt großartig! Das hausgemachte Pitabrot ist flach, das Lammfleisch ganz dünn auf der heißen Platte gegrillt, darüber kommt Crème fraîche, grünes Chili, Tomatensamen und herrliches Olivenöl.
  • Bruschetta mit Tomaten
    Vielleicht  ist das das „Two slices of a wood ovenm sourdough bread, Tomato’s seeds squeezed on crème fraîche“ um Euro 6,00, aber bei uns gab’s keine Crème fraîche, aber viel vom köstlichen Olivenöl. Sehr schön.
  • Wir hatten außerdem zwei Desserts („Nude chocolate cake“ und „Bananas candy wrapped in Dulce de Leche“ um jeweils Euro 8,00), an denen sicher noch gearbeitet wird.

Fazit: Wer kulinarische Höhenflüge oder beeindruckende Techniken der Hochküche erwartet, ist hier falsch.
Ein vergnügliches, gemütliches Lokal, besonders gut geeignet für gesellige Abende mit Freunden.

 

Bruschetta im Seven North Restaurant, Serviert auf einem Goldkarton, Bild (c) Claudia Busser - kekinwien.at

Bruschetta im Seven North Restaurant, Serviert auf einem Goldkarton, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

Eggplant lines, serviert auf einer bunten Fliese, Bild (c) Claudia Busser - kekinwien.at

Eggplant lines, serviert auf einer bunten Fliese, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

Lamm auf Pitabrot, Seven North, Bild (c) Claudia Busser - kekinwien.at

Lamm auf Pitabrot, Seven North, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

 

 

Seven North

Restaurant im Max Brown Hotel
Schottenfeldgasse 74, 1070 Wien
Tel.: +43 1 376 10 77
www.sevennorthrestaurant.com

Öffnungszeiten: So bis Do 12.00 – 1.00 Uhr und Fr, Sa 12.00 – 3.00 Uhr
Nichtraucherlokal, angrenzend an eine nett gestaltete Durchfahrt

 

Max Brown Hotel, 1070 Wien, Durchfahrt, Raucherplatz des Restaurant Seven North, Bild (c) Claudia Busser - kekinwien.at

Max Brown Hotel, 1070 Wien, Durchfahrt, Raucherplatz des Restaurant Seven North, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

 

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