grace, restaurant. vorspeise - kekinwien.at

grace: Seit 14. Juni 2016 hat dieses neue Restaurant geöffnet.
Wir waren am 15. 2016 Juni da.

Versuch einer Lokalempfehlung – in tiefer Dankbarkeit, dass ich hier hemmungslos subjektiv sein darf.

Neulich habe ich zum wiederholten Mal beschlossen, nie im Leben selber ein Lokal zu betreiben. Man mögen mich notfalls daran erinnern bitte! In Österreich, in Wien ist das nicht nur wegen der Betriebsanlagengenehmigung und anderer Stolpersteine eine geradezu herkulische oder auch tantalische Aufgabe. Trotzdem macht momentan praktisch jede Woche  ein neues Lokal auf. Wo sollen bloß die vielen Esser herkommen?
Petra und Oliver Lucas haben es mit dem Restaurant „grace“ auch gewagt.

Der große Gastraum im grace von der Küche aus kommend - kekinwien.at

Der große Gastraum im grace von der Küche aus kommend – kekinwien.at

 

Er war Souschef im Steirereck, in einem der besten Restaurants des Landes, ist aber auch Literaturwissenschaftler und Quereinsteiger in die Gastronomie. Sie war für HR in einem Unternehmen zuständig, hat eine Ausbildung in der Gastronomie und studierte dann noch Wirtschaft. Beide haben eindeutig das „Gastrovirus“. Und das braucht man auch.

Als ein netter im Grätzel wohnender Freund dem jungen Paar den Tipp gab, dass das Traditionsgasthaus Weidinger im 4.Hieb, auch nicht weit vom Domizil der beiden Lucas gelegen, wegen Pensionierung geschlossen wird, waren hingehen und zuschlagen eines. „Den Weidingers“ gehört angeblich das ganze Haus, was gut ist für den Betrieb des riesigen, malerischen Gastgartens im Innenhof, denn dann klappt’s auch mit den Nachbarn. Und schlecht, denn nach Jahrzehnten im Betrieb denselben zu verkaufen und tatsächlich loslassen ist sicher nicht leicht.

Im Grace findet jede/r seinen Lieblingsplatz.

Stüberl. grace. kekinwien

Stüberl. grace. kekinwien

 

Was die Nachfolger in wenigen Wochen im Interieur auf die Beine gestellt haben, ist beeindruckend. Für die Innenausstattung wurde kein Profi verpflichtet, aber das Ergebnis ist so professionell, dass die allein verantwortliche Wirtin sich wohl leicht als Interior Designerin ein zweites Standbein schaffen könnte. Sehr einladend der Schankraum mit Stammtisch. Das Stüberl links konserviert geschickt die Tradition mit dunkler Wandvertäfelung und flaschengrünen Butzenscheiben. Die bequeme hellgrau bezogene Bestuhlung und die sehr fesche, modernen Leuchten bringen Eleganz hinein. Der große Raum auf dem Weg zu Küche und Garten wirkt freundlich, irgendwie sommerlich und jugendlich frisch.

Auf der Karte versucht sich die Küche auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Acht Gerichte: Vor-, Zwischen-, Haupt- und Nachspeise. Gegessen werden kann alles ebenfalls à la carte, was ich allerdings auch wegen des nicht berauschenden Preisleistungsverhältnisses nicht empfehlen würden. Vier, sechs oder acht Gänge sind die Devise!

Hier kommt als Zitat die Speisekarte vom 15. Juni 2016, die Gerichte mit Sternchen habe ich gegessen oder gekostet:

vor

grünspargel

schafkäse, grapefruit und earl grey

14,00

kürbis * (Beitragsbild)

tomaten, lavendel und liebstöckel

12,00

zwischen

scholle

karotte, kokos und zitronenkraut

19,00 / 27,00

saibling *

zucchini, paprika, walnussblatt

18,00 / 26,00

 

grace. zwischengericht. kekinwien

grace. zwischengericht. kekinwien

haupt

reh *

weißer spargel, buttermilch und maiwipferl

28,00

 

grace. zur hauptspeise reh. foto (c) kekinwien.at

grace. zur hauptspeise reh. foto (c) kekinwien.at

perlhuhn

eierschwammerl, erbse und rucola

26,00

nach

marille *

frangipane, sauerampfer und verbene

11,00

erdbeere *

topfen, holunder und zitrone

11,00

vier gänge 48,00 – sechs gänge 66,00 – acht gänge 84,00

wein 0,1 l – vier gänge + 26,00 – sechs gänge + 39,00 – acht gänge + 52,00. (Zitat Ende)

Petits Fours im grace: Marshmallows und sehr gute Eispralinen - kekinwien

Petits Fours im grace: Marshmallows und sehr gute Eispralinen – kekinwien

Die Preise für die Menüs sind überaus fair kalkuliert, die der einzelnen Gerichte könnte man überdenken, finde ich. Die Weinkarte ist spannend und wurde laut Presse  vom „Naturweinhändler Weinskandal, von Philipp Schäfer aus Graz und von Weinwolf“ bestückt. Ich denke eher an flaschenweisen Genuss. (Die Weinbegleitung habe ich nicht ausprobiert.) Was die „Hauscocktails“ betrifft: Sie sahen bunt, frisch und wirklich einladend aus, aber da bin ich einfach für alle Zeiten verdorben und sage: Bitte probiert sie aus und sagt mit dann bescheid. Danke!

grace: Gnade, Charme,Tischgebet

Das sind ein paar Übersetzungsangebote für „grace“. Tatsächlich begründen die Österreicherin und der Londoner bei ihrem ersten medialen Auftritt in der Presse die Namensgebung für das Lokal so: „Das heißt ja nicht nur Gnade, sondern auch Tischgebet. Und somit auch irgendwie Dankbarkeit“. Schön.

Charme zeichnet auf jeden Fall die gesamte Servicemannschaft aus.
Das Lokal selbst auch. Der Garten ist traumhaft: Altbaumbestand, Lauben, ein leicht kitschiges Salettl, das vom Nachbarn herüberschaut, viel Platz, Kies, Kräuter, hübsche Möbel und Schirme. Man sieht buchstäblich die fröhlichen Hochzeitsgesellschaften, die Taufen am Samstag zu Mittag und die Sponsionsfeiern an lauen Sommerabenden vor sich. Und vielleicht den einen oder anderen Heiratsantrag in der Laub ganz rechts …

Eine Gnade ist es sicher in Wien eine Lokalität zu finden, aus der man etwas machen kann und darf. Und auch wenn man einander gefunden hat, so wie es bei diesem liebenswürdigen Ehepaar zu sein scheint, ist es schon auch eine Gnade. Wer das nicht glauben mag, liest in Das Ende der Liebe nach.

Stromausfall und Gastrokritiker

Das Tischgebet. Tja, was soll ich sagen?
Oft hast a Pech!
Am Tag 1 fiel der Strom aus. Komplett. In der Küche. Für mehrere Stunden.
Für den Tag 1 hatten sich die Gastrokritiker Florian Holzer (Falter, Freizeitkurier, …) und Severin Corti (Rondo / Standard) angesagt. Die testen nicht zusammen, nur dass hier kein falscher Eindruck ensteht. Sie kamen und warteten. In der Küche wurde im Schein von Taschenlampe und Kerzen gekocht. Und das ist jetzt gar nicht romantisch gemeint. Der Strom fiel nämlich nach dem ersten Gang aus und man möchte mit niemanden aus dem entzückenden Team des Grace getauscht haben an so einem ersten Tag …

Am Tag 2 fiel der Strom wieder für eine Stunde aus. Ich war da.
Der Umgang mit dieser Misere war ehrlich und offen. Es gab für meine Begleitung, den wunderbaren Autor Max Gruber, den manch eine/r auch von Des Ano kennt, ein phantastisches Rehfleischlaberl und zwei Achterl auf Haus. Perfekter Umgang mit schwierigen Situationen. Kann auch nicht jede/r.

 

Rehfleischlaberl! grace - kekinwien.at

Rehfleischlaberl! grace – kekinwien.at

 

Gebet. Ja, ich muss etwas Konkretes zum Essen sagen.
Das ist nicht so einfach, weil man die liebenswürdigen Menschen und das hübsche Lokal schon beim ersten Besuch ins Herz schließt.
Ich sage jetzt einfach nur: Gehet hin in Scharen.
Es wird noch ein bisschen dauern, bis zum Beispiel die Portionen ein ganz klein wenig größer werden und die Saucen viel dichter und deutlicher. Es wird ein bisschen weniger gewollt schmecken mit der Zeit, dafür einfach besser.

Fazit: Das grace hat Potential. Die Wirtin ist zauberhaft am Gast und der Koch kann kochen. Man wünscht diesen Menschen von Herzen, dass sie es schaffen ihren Lebenstraum vom eigenen Lokal erfolgreich zu verwirklichen!

kleiner Einblick in den Garten des grace  - kekinwien.at

kleiner Einblick in den Garten des grace – kekinwien.at

 

grace
Danhausergasse 3, 1040 Wien
Tel.: +43 1 503 10 22
E – mail: office@grace-restaurant.at
web: www.grace-restaurant.at

Öffnungszeiten: Di bis Fr ab 18.30 Uhr, Sa 12.00 – 15.00 Uhr und ab 18.30 Uhr
Nichtraucherlokal, großer Innenhofgarten

 

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