Die Geschichte wie ich Theodora wieder traf und warum „Buffet“ eine krasse Untertreibung sein kann.

Oder: Konstantin Filippou hat das „o boufés“  eröffnet.

rechts die Schank, Blick ins obere Stockwerk - kekinwien.at

rechts die Schank, Blick ins obere Stockwerk – kekinwien.at

Es ist ein Aprilmittag im Juni und wir pilgern in die Dominikanerbastei 17 im 1. Bezirk. Das ist gleich neben dem Mekka der Liebhaber von Taube und nordischer Reduziertheit gepaart mit höchster Raffinesse auf Speisetellern, also neben dem Restaurant Konstantin Fillippou.

Wir treten ein, Blick nach rechts: die Schank. Blick nach links: gut zehn Sitzplätze im Augenwinkel, alle besetzt. Die Wände ganz Berlin Chic: shabby. Sonst alles Schwarz.

Sieht gut aus, denkt man sich, und dass es sich da wohl fein an der Bar stehen lässt abends. Und wenn dann toute Vienne kommt, führen vielleicht die von den Tischen mit denen an der Bar Schmäh und ich halte mich an Theodora. Ah, Blick heben: witzige Lampen! Also doch nicht alles bierernst im neuen Bistro des Griechen. Vor allem aber nicht Bier, sondern Wein, raw wine, orange, natural: rund 300 Positionen. Heureka!

Im oberen Stockwerk mit über zwanzig Plätzen herrscht gestalterische Strenge, aber im Service dafür freundliche Lockerheit, die allerdings begleitet von hoher Kompetenz, wie man beim Nachfragen bemerken kann. Ein bisserl schneller dürfen die jungen Leute noch werden bis zur offiziellen Eröffnung, aber dafür gibt’s ja soft openings. Die sind sicher ganz schön fit, weil Gastraum oben, Schankraum in der Mitte, Küche und Weinschränke unten im Keller – viele Stufen …

Blick von oben zum Eingang - kekinwien.at

Blick von oben zum Eingang – kekinwien.at


Was über das „o boufés“ in der österreichischen Zeitung stand, war kompletter Schwachsinn.

Darauf sollte man den Koch und Inhaber Konstantin Filippou eher nicht ansprechen bitte. Richtig ist, dass es keinen Businesslunch gibt im Bistro, sehr wohl aber dem Ort und Konzept angepasste Preise. Die Speisekarte bietet abseits der Tagesangebote rund zwanzig Verführungen, die bei Euro 3,50 losgehen und mit Euro 28,00 die Decke erreicht haben. Das macht einen Durchschnitt von rund Euro 12,20 – ich hab’s ausgerechnet. Für Euro 13,00 gibt es zum Beispiel gebackenes Kalbsbries mit Verjus und grünen Oliven. Ich sag’s nur. Die Portionen fanden wir ziemlich groß: nach drei Gängen baten wir innerlich kurz um das Minzblättchen.

Pia und ich verkosteten die Schweinenasen-Chips (Euro 3,50) mit geräuchertem Sauerrahm. Sehr lustig und knusprig. Die Chips zerschmelzen am Gaumen und geben ein zartes schweinisches Aroma frei, da ist der Sauerrahm dazu schon fast zu deutlich im Vergleich. Das Brot sollte man unbedingt dazu bestellen, passt perfekt. Dazu gönnten wir uns die „Schlachtplatte“ Charcutertie: Pancetta Salbei (ich schmelze), Salami die Cinta, Rinderschinken (auch perfekt) begleitet von Perlwieberl und Cornichons – da müssen wir an Pastrami im Reisinger’s denken.

rechts die Schweinenase ... - kekinwien.at

rechts die Schweinenase … – kekinwien.at


Theodora schmiegt sich in die Aromen.

Ich habe sie am Lugeck kennengelernt und sie ist jeden Cent wert. (1/8 um Euro 6,00, 2014, Grüner Veltliner / Sauvignon Blanc, Weingut Ogg, Neusiedlersee, Hügelland).
Die Huldigung der Orange Weine in diesem Lokal ist die konsequente Folge einer sich seit ein paar Jahren abzeichnenden Entwicklung. Es gibt immer mehr gute, ja phantastische naturbelassenen Weine, die definitiv gekommen sind um zu bleiben. Gmischta Sotz, 2014, Andert, Neusiedlersee, Hügelland um Euro 3,50 schmeckt auch nicht blöd! Am besten bestellt man flaschenweise, teuer ist hier nur das eine oder andere Achterl.

Danach kamen Sepia und Makrele. Die Sepia ruhte auf einer molligen Blunzen und die beiden konnten echt gut miteinander (das sieht man gut am Bild ganz oben …). Das Paar aus (gehobeltem) Fenchel und Orangenfilets tanzte obenauf und der Rucola verhinderte, dass das Ganze kitschig wurde (um Euro 15,00). Die Makrele (um Euro 12,00) war ganz sie selbst und hatte sicher noch nie davor eine Liaison mit Bröselkarfiol.
Wir waren einfach nur glücklich. Und aus purer Genusssucht bestellten wir auch noch die beiden Desserts.

Makrele & Karfiol - kekinwien.at

Makrele & Karfiol – kekinwien.at


Im „o boufés“ wird ein Grieche zum Punk und denkt an Kopenhagen.

Jetzt kommt’s. Beim Warten tranken wir Espresso, einen Grandoro, einen der besten Kaffees seit langem: Regenwald, wenig Sonne, 100% Arabica, mildes Röstaroma, keinerlei Bitterkeit, sehr feine angenehme Säure.
„Das Essen hier erinnert mich an das punks.“ Ich hab’s gedacht und sie gesagt, pia, nicht Theodora. Bingo. Und von mir aus dürfte es noch ein bisschen weniger sein: den Dillezweig weglassen dort und die Petersilie da auch. Großer Geschmack wie hier kommt aus Mut und Einfachheit und dafür muss man verdammt viel können …

Es ist schön immer wieder beeindruckt zu werden so wie im „o boufés“.

Die Desserts bleiben in nichts hinter den anderen Gängen zurück. Filo, die Fülle nicht zu süß (um Euro 8,00) und insgesamt eine Wucht. Die Schokolandenpave (auch Euro 8,00) kommt unter anderem mit Vanilleeis, das das in den besten Eissalons der Stadt übertrumpft – eine erfreuliche Überraschung.

Fazit:
Ich werde es Barbara zeigen, Christof, Franziska und Harry unbedingt! Theodora ist ja schon da.
Dieses Lokal wird jede Stunde, die es geöffnet hat, voll sein.
Ich würde jetzt sofort reservieren!

Schokoladenpave & Filo - kekinwien.at

Schokoladenpave & Filo – kekinwien.at


o boufés

Dominikanerbastei 17, 1010 Wien
Tel.: +43 1 51 2222 910
Reservierung: nur telefonisch!
web: www.konstantinfilippou.com
Öffnungszeiten: Mo bis Fr 11.30 – 15.00 und 17.30 – 24.00 Uhr, feiertags geschlossen
Küche: 12.00 – 14.00 und 18.00 – 22.30 Uhr
Nichtraucherlokal; Schanigarten aus derzeit zwei Tischen, die man aber reservieren kann, für 2016 ist eine deutliche Erweiterung in Planung.

Die Phase des soft opening begann am 18. Juni 2015, im September soll es einen offiziellen Akt geben. Mittags kann man jetzt noch einfach hingehen und kriegt ziemlich sicher einen Platz, aber das kann übermorgen schon ganz anders sein …
(„o boufés“ bedeutet “ das Buffet“, sprich: o bufes.)

o boufés - kekinwien.at

o boufés – kekinwien.at

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