Gallink, Bild (c) Christof Habres - kekinwien.at

Gallink.

Die Reise von irischen Whiskey-Fässern als aromatischer Joker zur finalen Reifung eines steirischen Craft-Beers: das »Gallink«

Midleton, Irland, September 2017.

Gerade noch geschafft. Es ist immer noch dasselbe. Wenn irgendwo eine Beginnzeit mit Schule oder »Academy« in Verbindung steht, dann erzeugt das – unbewusst – bei mir einen verzögernden Effekt. So auch hier beim Vorlesungsbeginn der Irish Whiskey Academy der Midleton Distillery.

 

Verkostungsgläser, Bild (c) Christof Habres - kekinwien.at

»A regular day at the Academy – the tasting sessions«, Bild © Christof Habres – kekinwien.at

 

Obwohl es diesmal eher am gemütlichen Taxifahrer lag, als an meiner Bereitschaft wieder einmal die Schulbank zu drücken. Denn, was kann einem Interessierten und Aficionado besseres passieren, als am Produktionsort eingehend in die Geschichte, die Hintergründe, Produktionsweisen, Rezepte, Lagerung, das Blenden und andere Geheimnisse der bekanntesten irischen Brennerei, der »Irish Distillers LTD« mit den famosen und vielfältigen Whiskeys von Jameson, Redbreast, Powers, Green Spot oder Midleton eingeführt zu werden? Gerade in Zeiten, in denen der irische Whiskey weltweit eine Renaissance erlebt, die viele Beobachter in Staunen versetzt!

Die Steigerungen der Verkaufszahlen von – zum Beispiel Jameson – bewegen sich seit einigen Jahren immer im zweistelligen Bereich. Aber es ist nicht nur der Verkauf, der für Aufsehen sorgt, sondern auch die Vielfalt und neue Produkte lassen das Herz von Whiskeyliebhabern höher schlagen. So wurde in den vergangenen Jahren die tradierte Palette irischer Whiskeys mit vielen spannenden und ausdrucksstarken Erzeugnissen enorm erweitert – seien sie torfig oder rauchig, fruchtig oder trocken und in unterschiedlichen Fässern (von Sherry bis Bordeaux) gefinisht. Und Neues ist hinzugekommen: wie Teeling, eine alte Tradition und Familie, ungemein facettenreiche, kreative Produktpalette und vor kurzem eröffnete Destillerie in Dublin oder der Roe & Co, ein Blend von Diageo, ebenfalls Anknüpfung an eine ehemalige Destillerie.

Aber zurück nach Midleton. Die exklusive »Irish Whiskey Academy« vermittelt den Studenten in kurzer Zeit sehr intensiv, was alles hinter der Herstellung steckt und worauf essenziell geachtet werden muss. Vom Wasser, Getreide, Malzen, Brauen, Destillieren bis zur Erstabfüllung in amerikanische, gekohlte Ex-Bourbon Weißeichenfässer bis zur Lagerung darin – für mindestens drei Jahre. Und um solche Fässer und ihre Reise in die Steiermark geht es hier – vom Herbst 2017 bis zum Mai 2018. Die Reise in die Welten und die Entdeckungen mancher Geheimnisse des irischen Whiskeys werden hier demnächst behandelt.

Die Odyssee der Fässer

 

Besichtigung der Fässer, Bild (c) Christof Habres - kekinwien.at

Besichtigung der Lagerhallen, Bild © Christof Habres – kekinwien.at

Fässer, Detail, Bild (c) Christof Habres - kekinwien.at

Die Whiskey-Fässer, Detail, Bild © Christof Habres – kekinwien.at

 

Vor Beginn der Reise der irischen Whiskeyfässer bis zum steirischen Bier sind zwei Faktoren zu berücksichtigen.

Erster Faktor: Fässer sind ein rares Gut.
Hochqualitative Fässer, aus allen Regionen der Welt, die in der immer noch wachsenden Alkoholindustrie (Wein, Bier und Spirituosen) eingesetzt werden, werden immer mehr zu einem äußerst stark nachgefragten Handelsgut. Die Alkohol-Produktion übersteigt oft das Angebot an geeigneten und vorgeschriebenen Arten und Qualitäten. Daher trachtet jeder Brauer, Weinbauer und Brennmeister danach, das Fassmanagement zu optimieren und Fässer so lange und gut zu nutzen wie irgend möglich.

Zweiter Faktor: Irischer Whiskey und Bier bilden eine hervorragende Symbiose.
Das wunderbare Menü – ein Pint und ein Shot – gilt quasi als Tagessuppe in den meisten Pubs und Bars in Dublin. Daher liegt das Konzept, die beiden Produkte irgendwie zu verbinden auf der Hand. Jameson hat dies mit dem Launch seines Caskmates vor ein paar Jahren schon erfolgreich gestartet: In Fässern, worin die Franciscan Well Brauerei in Cork ein Stout gelagert hat, wurde Whiskey gelagert und das Endprodukt konnte dabei um einige schöne, subtile Aromen zulegen, nämlich etwas Hopfen, Kakaobohnen und Mandel.

Das Gallink Craft Beer

Beim »Gallink« Craft-Beer wurde das Prinzip nun umgedreht. In Kooperation von Jameson Irish Whiskey (Pernod Ricard) mit der jungen, ambitionierten Brauerei »BEVOG« wurden fünfzehn Fässer aus Irland in die Steiermark gebracht und für die Lagerung eines exklusiven Biers verwendet.

Kosmopolitisches Brauen

Der zweite Teil der Reise. Am Stadtrand von Bad Radkersburg.
Das äußerste Ende des Landes – die Grenze zu Slowenien ist ein paar hundert Meter entfernt – haben überaus engagierte Bierbrauer unter der Federführung des Slowenen Vasja Golar die BEVOG ins Leben gerufen. Vasja, ein manischer wie humorvoller und auf unbedingte Qualität bedachter Braumeister, hat das Biermachen von der Pieke auf gelernt. »Vieles habe ich mir durch Bücher beigebracht«, erzählt er mir aus seiner Biografie. »Dann lange experimentiert, bis ich wusste, in welche Richtung es bei den Produkten gehen soll.« Vasja und sein Team riskieren es, bei Rezepturen oft unkonventionelle Wege abseits des Mainstreams zu beschreiten und versuchen keine Kompromisse zu machen. Dass mit Vasjas Hang zur Perfektion und Vielfalt keine großen Mengen zu produzieren sind, versteht sich fast von selbst. Dafür zeichnet sich die Produktpalette durch einen frischen wie erfrischenden Zugang aus. Wie beim »Zo«, »Smoked Pils« oder beim »Hagger Blend 0615«.

Ein Barrel Aged Black IPA

Und nun das »Gallink« von Mastermind Vasja. Das streng limitierte »Barrel Aged Black IPA« durfte fast ein halbes Jahr in den erwähnten Jameson-Fässern reifen, bis es in die auffälligen Flaschen mit der schön designten Papierverpackung abgefüllt wurde. »Die Geschmackskomponenten des Biers und die Aromen der Fässer ergänzen sich perfekt. Die Kombination ergibt ein exquisites Bier«, unterstreicht Vasja. Das erste Verkosten unterstützt den Anspruch der steirisch-slowenischen Biermacher: vollmundig, mollig-kräftig, doch erfrischend, mit Noten von Karamell, etwas Schokolade, eine reizvolle wie angenehme Balance zwischen bitter und leichter Süße. Bei etwas mehr Temperatur im Glas bringen sich am Gaumen die holzigen Noten der Whiskeyfässer mit etwas Vanille dezent ins Spiel. Ein unbestritten außergewöhnliches Craft-Bier!

Zieleinlauf

Wien, Gumpendorfer Straße. Im Tempel der Craft-Beer-Liebhaber. Anfang Mai 2018.
Biersommelier und Craft-Beer-Zampano Markus Betz präsentiert im Beerlovers das Ergebnis der Kooperation von Jameson und der BEVOG-Brauerei. Wobei Markus der Matchmaker in diesem Projekt gewesen ist. Er konnte aufgrund seiner ausgewiesenen Expertise der österreichischen Brandmanagerin von Jameson, Stephanie Madacs, die Brauerei in der Steiermark empfehlen und damit nahm der spannende Plan seinen Ausgang. Nun liegt es exklusiv am Team des »Beerlovers« das »Gallink« an den Mann und – mit stark steigender Tendenz – an die Frau zu bringen.

Aufgrund der limitierten Auflage des vorzüglichen Biers – lediglich 9000 Flaschen wurden abgefüllt – sollte man bei dem überaus fairen Preis von 4,90 Euro ernsthaft in Erwägung ziehen, einige Flaschen für das private Lager zu erstehen. »Die Qualität wird bei richtiger Lagerung – trocken, Zimmertemperatur – auf Jahre bestehen bleiben«, versichert Markus Betz.
Slainté & Prost!

 

Bevog-Launch, Gallink, Bild (c) Nina Kurnik

Bevog-Launch, Gallink, Bild © Nina Kurnik

 

 

Gallink

Limitiertes »Barrel Aged Black IPA«, das für einige Monate in Jameson-Whiskey-Fässern gelagert wurde.
BEVOG Brauerei, Bad Radkersburg – www.bevog.at
Exklusiv erhältlich bei Beerlovers (1060 Wien, Gumpendorfer Straße 35 – www.beerlovers.at)
Preis pro 0,33l Flasche: 4,90 Euro

 

Dein Kommentar

keke Spam-Abwehr: *