Konstantin Filippou hat sein eigenes Lokal eröffnet

Im neuen Restaurant von Konstantin Filippou gibt es vor allem eines: nichts zu meckern.Und das ist mir in Wien sehr lange nicht mehr passiert.

Ein graues Ecklokal, zweihundert Quadratmeter verteilt auf ein Extrazimmer für zehn Personen, die Küche und den Gastraum für rund dreißig Esser. Zwei Glückliche können direkt an der Anrichtestation für die Amuse Gueules und manche Vorspeise Platz nehmen. Das nächste Mal buche ich sicher dort.

Graue Stumpenkerzen auf den Tischen, keine Textilien, hoher Lautstärkepegel, wenn das Restaurant voll ist, ungewöhnlich und entspannt.
Der Eichenboden gekalkt, die Holztische extra angefertigt. Man berührt sie gern und kann kein Tischtuch ankleckern. Die Stühle bequem, ein wenig wie aus einem Gemeindezentrum in Kopenhagen. Überhaupt Dänemark: das Konzept, die Schlichtheit, das Essen können die Anleihen nicht verleugnen. Und wir müssen jetzt nicht mehr weit reisen für kulinarische Vergnüglichkeiten von internationalem Format.

Restaurant Konstantin FilippouDer Koch ist keine Dreißig, ein Michelin Stern, drei Hauben aus der Zeit im Novelli und schon ein eigenes Lokal. Chapeau.

Das „Kellnerballett“ ist beeindruckend eingepielt, angenehm immer zur rechten Zeit am rechten Ort – man achte darauf, wenn zwei synchron den Fonds in deinen hochwandigen Teller gießen! Erstklassiges Service kann auch unaufgeregt sein.

Hier sei auch gleich ein Gespräch mit dem Sommelier Leopold Kiem empfohlen, der schon bei Gordon Ramsay arbeiten durfte. Seine Weinbegleitung war überraschend, mutig, passend; der Süßwein aus Slowenien zum Dessert hat mich besonders begeistert, denn beim Paarlauf von Wein und Schokolade habe ich mir früher oft die Scheidung gewünscht.

Vorspeise

FischgangHauptgangDessert

 

 

 

 

Angesichts der unglaublich moderaten Preise in der Eröffnungsphase für das Vergnügen aus der High-End Küche fragt man sich, wie sich das dauerhaft ausgehen soll.
Okay, im Weinkeller finden sich nicht die klassischen und teuren „großen Namen“, es wird durch den „Zwang“ zu vier oder sechs Gängen pro Tisch einheitlich wenig Ausschuss geben. Aber selbst wenn das Restaurant von Montag bis Freitag immer voll ist, drehen sich die vierzig Plätze zumindest am Abend wohl nur ein Mal und werden von geschätzten acht Spezialisten in Küche und Keller betreut.
Wir werden einfach oft hingehen.

Und was ist, wenn Filippou die Ideen ausgehen?
Schließlich hat er schon im Interview für Rolling Pin 2011 (siehe Video unten!) von Gänseleber mit knuspriger Hülle außen und flüssiger Birne innen als „Signature Gericht“ gesprochen. Wir haben jetzt die Variante in Ente genossen, auf dem zweiten Teller geschichtet mit Zunge in Kombination mit Erbse. Ja, war himmlisch.

Man liest die Speisekarte und denkt: „Ich kann mir nicht vorstellen, was ich lese. Diese Kombination habe ich noch nie versucht. Aber ich weiß, dass er es kann. Im Grunde ist völlig egal, was ich bestelle.“ Stimmt. Konstantin Filippou hatte eine Küche mit dem „Blick auf das Wesentliche angekündigt: dem reinen Geschmack“. Die bringt er auch auf die Teller und Schalen.
Und falls ihn die Muse einmal nicht mehr küsst, dann esse ich mit dem allergrößten Vergnügen von da an immer dasselbe.

Für Menschen, die etwas vom Essen verstehen oder Essen verstehen wollen.
Nicht für’s erste Date, sonst möglichst oft.

 

Restaurant Konstantin Filippou 

Dominikanerbastei 17, 1010 Wien
Tel.: 01 / 5122229
E-mail: restaurant@konstantinfilippou.com
website: www.konstantinfilippou.com
Telefonische Reservierung täglich von 10:00 – 11:30 Uhr und 15:00 – 16:30 Uhr, bequemer online.

Öffnungszeiten:
Mo bis Fr 12:00 – 15:00 Uhr (Küche bis 14:00 Uhr) und von 18:30 – 24:00 Uhr (Küche bis 22:30 Uhr), Samstage sind auf Anfrage für Gruppen buchbar, Feiertage geschlossen.

Nichtraucherlokal; Businesslunch um Euro 22,- für zwei Gänge; Stehtische für Raucher vor der Haustür; seit 3.7.2013 schöner Schanigarten für 40 Personen; Kitchentable für Zwei mit Einblick in die Küche.

Tipp: Bestimmen sie das Tempo der Speisenabfolge mit – es muss nicht immer ein Quickie sein.

Menü 2 vom 19.4.2013

  • Entenleberparfait, Zunge, Erbse, Birne. *
  • Meeräsche, Erdnuss, Kohlrabi, Brioche. *
  • Schweinebauch, Zwiebel, Ei, Aal, Sauerklee, Rollgerste.
  • Rochen, Kalbskopf, Paprika.
  • Taube, confiertes Haxerl, Quitte, Karfiol, Taubenlebercreme, Sherry. *
  • Schokolade, Weichsel, Malz, Bier-Eis, Crumbles. *

4 Gänge *: Euro 68,00, Weinbegleitung um Euro 47,00
6 Gänge:  Euro 89,00, Weinbegleitung um Euro 64,00
Gedeck: Euro 4,50 (Preisupdate vom 10.5.2015!)

rating_5sterne

 

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1 comment

  1. club

    der neue Falstaff Giude ist da:

    „KONSTANTIN FILIPPOU IST NEUEINSTEIGER DES JAHRES
    Wohl kaum eine Neueröffnung hat 2013 so eingeschlagen wie jene von Filippou. Statt Respekt für seinen Mut schlug ihm aus der Branche Skepsis entgegen: Ein modernes Fine-Dining-Restaurant mit Menüs würde nicht funktionieren, hieß es. Weit gefehlt.“

    Wir gratulieren ganz kek!