Unter All-you-can-eat stellt man sich gemeinhin etwas Anderes vor. Ich zumindest denke da an Buffetessen beim Chinesen oder sonstwo. Für wenig Geld essen bis ich aus allen Nähten platze. Die Speisen sind dabei oft glutamatgetränkt oder haben anderlei ungustiöse Probleme: sie sind verkocht und angedorrt.
Kurz gesagt, All-you-can-eat hat wahrlich ein Imageproblem. Wer so denkt wie ich, wird im Harry’s Time eines Besseren belehrt. Hier wurde dieses Konzept neu erdacht.
Wer sich nämlich für Harry’s Abendmahl entschieden hat, bekommt ein Überraschungsmenü mit so vielen Vorspeisen, Zwischengerichten, Hauptgängen und Nachspeisen kredenzt wie sie/er wünscht. Dabei werden jeweils kleine, anmutig angerichtete Portionen serviert, sodass man sich gut und gerne durch einen Großteil der Speisekarte kosten kann. Da kommt sehr Feines auf den Teller: regionale Produkte bilden die Grundlage für die heimische Küche mit internationalen Einflüssen. Die Häppchen sind wirklich ausgezeichnet und tatsächlich ausgezeichnet auf Gault Millau Niveau mit einer Haube.
Nach dem Gruß aus der Küche bekommen wir ein Selleriesüppchen im Gläschen (sehr lecker) mit rohen Selleriestückchen und einer Scheibe Roastbeef serviert. Auch die Anrichtung lässt das Gourmetherz höher schlagen: Hier isst wahrlich das Auge mit. Dann erfreut uns Frischkäse aus dem Waldviertel mit Vogerlsalat (angerichtet auf einer Schieferplatte), gefolgt von Rindercarpaccio und Zander mit Roten Rüben (beides auf großen weißen Tellern). Als letzte Vorspeise wird uns ein ausgezeichnetes Grammelknödelchen auf Kraut serviert. Die Zwischengerichte umfassen Suppen, Risotto- und Nudelgerichte.
Das Highlight waren bei uns die Eiernockerln mit Trüffelspänen (ich hätte nie gedacht, dass sich das geschmacklich so gut ergänzt). Bei den Hauptgerichten eröffnet als erster Gang Fisch den Reigen, gefolgt von diversen Fleischgerichten: Lachs, Mangalitzaschwein, Kalbsrücken, und mmmh (da läuft mir schon wieder das Wasser im Mund zusammen) ein recht rohes, aber umso leckereres Beiried, das auf der Zunge zergeht.
Wir können nicht mehr anders, als nun endlich zu den Nachspeisen überzugehen. Wir starten mit dem berühmten Schokotörtchen, dessen flüssiger Schokoinhalt sich beim Anstechen über dem Teller ergießt. Dann wird uns Zweierlei vom Topfen serviert und als krönender Abschluss (dann ist definitiv Schluss!) Buchteln (winzinge Buchteln in einer länglichen Schale, wo sie in Reih und Glied aufgefädelt sind), dazu in einem Schälchen Vanillesauce und im zweiten Marillenröster. Eine wahre Augenweide.
Am Ende sind wir rund und glücklich. Es war eine abendfüllende geschmackliche Unterhaltung.
Und so viel ist sicher: das letzte Abendmal war das sicher nicht.
P.S.: Man kann natürlich auch á la carte bestellen. Zum Überraschungsmenü kann man auch eine Weinbegleitung wählen. Wer sein Tröpfchen lieber individuell bestellt, hat die Qual der Wahl: Die Weinkarte ist riesig.
Harry’s Time
Dr.-Karl-Lueger-Platz 5, 1010 Wien
Tel.: 01 / 512 45 56
E-mail: emailformular http://www.harrys-time.at/index.php?alias=kontakt
website: www.harrys-time.at
Öffnungszeiten: Mo bis Fr 11.00 – 1.00 Uhr, Sa 18.00 – 01.00 Uhr
Reservierungen sind auch online (ab 18 Jahren) möglich
Abendkarte: Vorspeisen ab € 4,90 / Hauptgerichte ab € 17,50 / Nachspeisen ab € 8
Harry’s Abendmahl: € 65
Raucher-und Nichtraucherbereich; Garten; eigener Raum für geschlossene Gesellschaft für bis zu 60 Personen buchbar.
