Oh, wie schön ist Miami!

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Ein Rückblick auf die Art Basel und Art Week in Miami.

An allem war das »Christuskind« schuld.
Die vergangene Art Week in Miami Beach und Miami, rund um die Art Basel, zirka 20 anderen Kunstmessen, begleitet von zahlreichen Ausstellungseröffnungen in Museen und privaten Sammlungen, stand unter besonderen Sternen: Noch nie seit die weltweit renommierteste Kunstmesse ihre Zelte in der tropischen Art-Deco-Stadt am Atlantik aufgeschlagen hat, war die Messewoche dermaßen verregnet. Die Angebotspalette von Nieselregen, konstantem Schauer bis hin zu sturmflutartigen Starkregen legte während der Woche immer nur kurz Pausen ein. Kurze Unterbrechungen, die von den Besuchern dafür genutzt werden konnten, von einer Messe zur anderen, von einer Sammlung zur anderen vielleicht doch noch zu Fuß gehen zu können.

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Headline »Miami Herald«

Für diese Wettermalaise soll – laut verschiedenen Medienberichten – das »Christuskind«, »das Kind« oder »der Junge« verantwortlich zeichnen. Je nach gewählter Übersetzung werden die schon ungewöhnlichen Strömungen, Stürme von »El Niño« meteorologisch immer unberechenbarer (Klimawandel!) und spucken daher den Kunst-und-Strand-Aficionados der Art Week in Miami Beach ordentlich in die Suppe. Insoweit, da in dieser Woche die meisten Gäste naturgemäß planen, neben Kunstkonsum auch eine ordentliche Packung vorweihnachtlicher Sonnenstunden mit in ihr graues, kaltes Winterrefugium in den USA oder in Europa mitzunehmen.
Nebbich. In diesem Jahr blieb der Konsum auf Kunst und deren Werke beschränkt.

General Impression, Art Basel Miami

General Impression, Art Basel Miami

Ein Umstand, der letztendlich den Messen, Sammlungen und sonstigen Präsentationen und Ausstellungen zugute kam. Denn die Zeit, die Interessierte nicht am Strand zubringen konnten, verbrachten sie natürlich bei Kunstevents. Denn sonst gibt es untertags nicht so viel zu tun in Miami – wenn es eben noch zu früh ist, die tollen, schicken Bars der Stadt zu besuchen.

Das belegen die Besucherzahlen der einzelnen Messen, die zwischen 15 und 20 Prozent über jenen des Vorjahrs gelegen sind. Diesen Trend kann der Autor belegen, der als Stammgast der Metropole – heuer zum zwölften Mal vor Ort – in diesem Jahr Messen und Ausstellungen intensiv wie selten zuvor besucht und sich damit ein profundes, qualitatives Update der Qualität einzelner Kunstmessen und Privatsammlungen verschafft hat.

Metaforms, Collins Park auf der Art Basel Miami, Foto (c) Christof Habres-kekinwien.at

Metaforms, Collins Park auf der Art Basel Miami, Foto (c) Christof Habres – kekinwien.at

Die Art Basel Miami Beach und weitere Kunstmessen

Die 14. Ausgabe der Art Basel Miami Beach verlief für Galerien und Aussteller durchschnittlich bis ganz gut.
Den »Run« auf Künstler und Kunstwerke, als sich Sammler und Käufer innerhalb der ersten Stunden der Messe die neuesten Arbeiten angesagter Künstlerinnen und Künstler unter den Nagel rissen, gibt es nicht mehr. Durch die konstante Wirtschaftskrise sind die meisten der »Golden Boys« (d.h.: Spekulanten, die Kunst rein als Zierde und Wertanlage betrachteten und deswegen erstanden) ausgestorben und die Ernsthaftigkeit professionellen Sammelns hat wieder überhand gewonnen. Was auch bedeutet, dass Kaufentscheidungen später getroffen werden. Was in diesem Jahr wegen der Unwetter bedeutete, dass Galeristen oft bis zum Schlußtag warten mussten, um zu wissen, ob zugeschlagen wird oder nicht.

Man kam ja ohnehin mehr als einmal auf die Messe.
Sogenannte »Blue Chips«, wie Picasso, Warhol, Twombly (mittlerweile), Basquiat, Bacon, Bourgeoise, Wool, Matisse, Duchamp und Co gehen immer: Für Sammler dieser Kategorien ist es kein Problem zweistellige Millionen-Dollar-Beträge zu investieren, wie zum Beispiel der Verkauf des Francis Bacon Werks »Man In Blue VI« der New Yorker Galerie Van de Weghe (für 13,5 Millionen US-Dollar) beweist.

Edmund de Waal, Art Basel Miami, Foto (c) Christof Habres - kekinwein.at

»Scherbe«, Edmund de Waal, Art Basel Miami, Foto (c) Christof Habres – kekinwein.at

Aber neben den Stars sind zahlreiche spannende neue (oder wieder zu entdeckende) Positionen vertreten: Wie zum Beispiel die kleine, feine Skulptur »Scherbe« von bekannten Autor und erfolgreichen bildenden Künstler Edmund de Waal (bei Max Hetzler, 75.000 US-Dollar), die düsteren Arbeiten eines Miguel Ángel Rojas aus Kolumbien bei Espaivisor, oder die beeindruckende Installation von Julio Le Parc bei Nara Roesler aus Sao Paulo – um nur einige wenige Beispiele zu nennen. 

Am Ende der Messe waren allgemein die Verkäufe (bei generell hoher künstlerischer Qualität) gut und weitgehend zufriedenstellend, aber keineswegs berauschend. Jedoch an einer der Ausgaben (Basel Miami Beach, Hongkong) der Art Basel teilgenommen zu haben, ist für viele Galerien schon eine (werbewirksame)  Auszeichnung.

Survey_espaivisor_Miguel Ingel Rojas, Art Basel Miami

Installation Miguel Ingel Rojas, espaivisor gallery, Art Basel Miami

 

Art Week: Sidesteps in Miami

Die beste Kunstmesse neben der Art Basel ist die vor drei Jahren ins Leben gerufene »Untitled«.
Die Organisatoren dieser Satellitenmesse haben die Show nicht nur selbstbewusst in einem Zelt am Strand in der Nähe der Hauptmesse platziert, sondern auch die Auswahl der etwas mehr als 60 Galerien sehr gezielt und mit hoher Qualität vorgenommen. Die Kunstmesse ist architektonisch gut konzipiert und lässt Besuchern ausreichend Platz zur Betrachtung. Am Ende der Messe war hier die Stimmung bei den meisten Galeristen sehr gut bis euphorisch: Zahlreiche Stände waren ausverkauft.

Untitled, Sapphire, Carolina Gómez, Rincon Projects, Art Basel Miami, Foto (c) Christof Habres - kekinwien.at

Untitled, Sapphire, Carolina Gómez, Rincon Projects, Art Basel Miami, Foto (c) Christof Habres – kekinwien.at

Unter den jubelnden Galerien waren etwa Steve Turner aus LA (mit Werken des jungen argentinischen Künstlers Joaquín Boz), Alarcón Criado aus Sevilla (mit einer beachtlichen Werkserie über Mark Rothkos Geburtsort Dvinsk von Nicolas Grospierre), Andrea Meislin Gallery aus NY (mit einer fordernden Installation von Assaf Evron), Chelouche Gallery aus Tel Aviv (mit den spannenden Videoprojekt über die Dreyfuß-Affaire von Nir Evron), Rincon Projects aus Bogotá (mit den geheimnisvollen Leinwänden von Carolina Gómez und den Arbeiten von Silvina Arismendi) und die Ron Mandos Galerie aus Rotterdam (mit den erstaunlichen, vielschichtigen Architekturskulpturen des kubanischen Künstlers Inti Hernandez).

Die »Untitled« wurde innerhalb weniger Jahre zu einer ausgezeichneten Plattform (für Verkäufe, aber auch für Kuratoren und Musemsdirektoren) für die jüngere Generation von Galeristinnen und Galeristen. Top!

Design Miami, »künstlerischer« Eingriff, Foto (c) Christof Habres -kekinwein.at

Design Miami, »künstlerischer« Eingriff, Foto (c) Christof Habres -kekinwein.at

Art Basel Miami Beach

web: www.artbasel.com/miami-beach
Next show in Miami Beach: December 1 – 4, 2016.

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