webDie ARD hatte eine Themenwoche mit dem Titel „Zum Glück“. Ich habe daraus nur eine Doku gesehen. „Sowas wie Glück. Eine Reise mit Anke Engelke“. Sie sucht das Glück, geht dazu in die Kinderkrebsklinik und begleitet den kranken Tobi und seine Mutter, sie besucht eine Kommune und bringt die „Muffligen“ zum Singen. Jeder einzelne Muffler wurde untersucht und es wurde bewiesen: Singen macht glücklich. Der Chor der Muffligen wurde also zum Chor der Glücklichen. Anke Engelke weint völlig unpeinlich, wenn ihr die Mutter von Tobi sagt, dass …
Nein, ich muss stoppen, denn ich fange schon wieder an.
Beim Anschauen in der ARD-Mediathek habe ich eben mitten im Büro losgeschluchzt und konnte nicht mehr aufhören.

2013 war bis jetzt kein glückliches Jahr für mich. Bei genauer Betrachtung gab es natürlich glückliche Momente. Aber diese Momente hatten immer etwas Rührendes, Melancholisches, Träne-im Knopfloch-Habendes. Ich kann mir auch derzeit keinen Film anschauen, ohne danach mindestens einen Tuchentzipf auswringen zu müssen. Und das sind wahrlich keine Melodramen, sondern eher so nach dem Motto: Großvati umarmt Pezi. Bereits dann öffnen sich bei mir die Schleusen. Mir werden die Augen nass, wenn ich vor dem Supermarkt eine alte Frau sehe, die kraftlos an der Einkaufswagenschlange rüttelt. Pegelanstieg auch, wenn jemand an der Haltestelle in sein Handy sagt: “ Ich weiß, dass wir uns gleich sehen, ich wollte aber jetzt deine Stimme hören.“
Gestern sah ich einen dreibeinigen Hund. Aus war’s. Dem Hund ging’s aber gut.

Es ist wie bei Hochzeiten. Da weinen ja viele vor lauter Freude über das Glücklichsein des Brautpaares. Aber nur anfänglich. Ich unterstelle, dass spätestens nach zehn Sekunden alle ihre unaufgeräumten Sorgen und Desaster ihres Lebens beweinen und nur die Gelegenheit nutzen, es endlich ‚mal raus zu lassen. Bei der letzten Hochzeit habe ich versehentlich die Pashmina meiner Sitznachbarin in der Kirche zum Abwischen der Tränen benutzt. Bevor ich schneuzen musste, gebat sie mir Einhalt. (Saugt ohnehin nicht gut so eine Pashmina). Sind Stellvertretertränen erlaubt? Sind Tränen überhaupt erlaubt? Sollten wir nicht immer strahlen wie ein frisch lackiertes Hutschpferd‘? Mir sind Menschen, denen es immer gut geht, suspekt.

Jetzt muss ich nur noch Weihnachten in einer kleineren Besetzung überstehen.
Dann kommt Silvester und dann der Frühling.

Und der wird sicher zum Weinen schön.

Zur Reportage mit Anke Engelke >

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