Faszination Japan, Hauptraum im Bank Austria Kunsforum Wien ©Alistair fuller/www.alistairfuller.com ©Alistair fuller/www.alistairfuller.com ©Alistair fuller/www.alistairfuller.com ©Alistair fuller/www.alistairfuller.com

Faszination Japan

Dieses Licht!
Mit der Ausstellung ‚Faszination Japan‘, Monet • Van Gogh • Klimt, begeistert das Kunstforum UniCredit Bank Austria mit mehr als 150 Exponaten seit 9. Oktober 2018 und noch bis zum 20. Jänner 2019 die Massen.
Und mich …

Im Subtitel der Schau sind drei Künstler als Publikumsmagneten angeführt. Tatsächlich beinhaltet diese Ausstellung aber hochkarätige Arbeiten noch einiger weiterer „Superstars“ von etwa 1860 bis weit nach der Jahrhundertwende. Sie alle waren fasziniert von Japan, ja man sprach sogar von einer regelrechten „Japomanie“, einer äußerst intensiven Begeisterung für die Ästhetik und Bilderwelt des Fernen Ostens. (Die Liste aller teilnehmenden KünstlerInnen findest du ganz unten im Artikel bitte!)

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Ausstellungseinblick, Faszination Japan © Alistair fuller/www.alistairfuller.com

Ausstellungseinblick, Faszination Japan © Alistair fuller/www.alistairfuller.com

Ausstellungsansicht, zentral: Felix Valloton © Alistair fuller/www.alistairfuller.com

Ausstellungsansicht, zentral: Felix Valloton © Alistair fuller/www.alistairfuller.com

 

Lernen von anderen

Man sammelte damals buchstäblich alles, was man in die Finger bekam. Und handelte auch damit wie zum Beispiel Gustav Klimt. Van Gogh etwa galt als der größte Japonist seiner Zeit. Die Künstler des Westens waren begeistern von den Arbeiten, der Kunstfertigkeit, der völligen Andersartigkeit der Kunst des Fernen Ostens und ließen sich inspirieren. Werner Rosenberger schrieb in der Tageszeitung Kurier: „Ohne Japan keine klassische Moderne.“ Lässt man die Ausstellung auf sich wirken, stimmt man völlig zu, wenngleich man diesen Gedanken davor nicht hatte.

 

Kasushika Hokusai, 36 Ansichten des Berges Fuji: Unter der Welle bei Kanagawa, um 1830, Farbholzschnitt, 25,3 x 37,5 cm, MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst/Gegenwartskunst, Wien © MAK/Georg Mayer

Kasushika Hokusai, 36 Ansichten des Berges Fuji: Unter der Welle bei Kanagawa, um 1830, Farbholzschnitt, 25,3 x 37,5 cm, MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst/Gegenwartskunst, Wien © MAK/Georg Mayer

Georges Lacombe Die violette Woge, 1896/97 Öl auf Leinwand, 47,5 x 62,5 cm The George Economou Collection © Odysseas Vaharides / Courtesy The George Economou Collection

Georges Lacombe, Die violette Woge, 1896/97, Öl auf Leinwand, 47,5 x 62,5 cm, The George Economou Collection © Odysseas Vaharides / Courtesy The George Economou Collection

 

Der Japan-Hype bei der Wiener Weltausstellung

Wie es dazu kam? „Von Paris aus verbreitet sich die Japomanie in ganz Europa – in Deutschland, Belgien, Ungarn, Skandinavien und Österreich. In Wien entwickelt sich, ausgehend von der Wiener Weltausstellung 1873, ein regelrechter Hype um die fernöstliche Ästhetik, an der sich auch Gustav Klimt und Josef Hoffmann inspirieren.

In der Folge führen die Anregungen aus dem fernen Osten zu einer eigenständigen Interpretation und Umsetzung in eine neue, in die aufkommenden Moderne des 20. Jahrhunderts führende Formensprache – in der die Tendenzen zur Abstraktion, zur Überwindung des konventionellen Bildraumes eigenständig weiterentwickelt werden.“ (Website des Kunstforums Bank Austria)

 

Ausstellungseinblick, Faszination Japan © Alistair fuller/www.alistairfuller.com

Ausstellungseinblick, Faszination Japan © Alistair fuller/www.alistairfuller.com

Man beachte die Japanische Vase links hinten in der Vitrine! © Alistair fuller/www.alistairfuller.com

Man beachte bitte besonders die Japanische Vase links hinten in der Vitrine! © Alistair fuller/www.alistairfuller.com

 

Historisches und Heutiges zur Faszination Japan

Für mich war diese Ausstellung einen Gelegenheit besonders die Impressionisten unter einem neuen Aspekt zu sehen. Und manche Bilder wieder zu sehen in einem anderen Kontext machte einfach uneingeschränkt Freude. Auch waren mir die historischen Zusammenhänge nicht so gegenwärtig:

„Auf Druck der Amerikaner hatte Japan nach einer jahrhundertelangen selbstgewählten Isolation 1854 seine Häfen für den Handel mit dem Westen wieder geöffnet, innere Reformer drängten zudem nach einer Präsentation des „neuen“ Japan im Westen, wofür die Weltausstellungen 1867 und 1878 in Paris und 1873 in Wien als Plattform wahrgenommen wurden. Nun eroberten die elegant-exotischen Alltagsgegenstände, die exquisiten Textilien und vor allem die phantasievollen Ukiyo-e, die Farbholzschnitte, sehr schnell den europäischen Markt und erfüllten die Sehnsüchte des Publikums nach einer unbekannten fremden Kultur und einer neuartigen Ästhetik.

Ungewöhnliche kompositorische und inhaltliche Neuigkeiten erobern die abendländische Kunst: extreme quer- oder hochrechteckige Formate, beschnittene Figuren in starker Verkürzung, die Kombination von Vogelperspektive und starker Nahsicht, dazu große leere Flächen vor einem hohen Horizont; Kompositionen, die dekorative Arrangements mit Momentaufnahmen verschmelzen, Schwarz-Silhouetten oder der subtile Gebrauch der Linie. Gemeinsam mit der Wiederentdeckung der leuchtenden Lokalfarben, der scharfsinnig-geistreichen Beobachtung von Tier- und Pflanzenwelt, von alltäglichen Verrichtungen oder Geisterszenerien bereichern sie die westliche Malerei in vielfältigster Weise.“ (Website Kunstforum“)

 

Japonismus, Emil Orlik, Japanisches Mädchen unterm Weidenbaum,1901, Farbholzschnitt auf Japanpapier, 18,5 x 35,9 cm, Sammlung Dr. Eugen Otto, Wien

Japonismus, Emil Orlik, Japanisches Mädchen unterm Weidenbaum,1901, Farbholzschnitt auf Japanpapier, 18,5 x 35,9 cm, Sammlung Dr. Eugen Otto, Wien

Franz Marc, Die weiße Katze, 1912, Öl auf Karton, 48,8 x 60 cm, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Kulturstiftung Sachsen-Anhalt © Foto: Punctum/Bertram Kober

Franz Marc, Die weiße Katze, 1912, Öl auf Karton, 48,8 x 60 cm, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Kulturstiftung Sachsen-Anhalt © Foto: Punctum/Bertram Kober

 

Das Licht der Impressionisten

Man kann sich ihm nicht entziehen, diesem Licht.
Ich war verleitet mir die Ausleuchtung der Gemälde, besonders jener von Claude Monet und Edgar Degas näher anzusehen. Aber da gab es keine Extras, keinerlei Tricks. Diese Bilder sind tatsächlich in Farbe gegossenes Licht.
Sie erhellen den Raum und das Gemüt gleichermaßen.

 

 Hilaire-Germain-Edgar Degas (French, 1834 - 1917), The Dance Class, c. 1873, oil on canvas, Corcoran Collection (William A. Clark Collection) 2014.79.710

Hilaire-Germain-Edgar Degas (French, 1834 – 1917), The Dance Class, c. 1873, oil on canvas, Corcoran Collection (William A. Clark Collection) 2014.79.710

 

Drei Mal Teehaus

Sehr ansprechend finde ich die Idee, dass drei zeitgenössische Künstlerinnen je eine Position zum Thema Japonismus beisteuern. Obwohl ich ein großer Fan von Eva Schlegel bin, hat mich die Installation von Margot Pilz am meisten angesprochen.
Die Objekte sind perfekt in die historische Ausstellung integriert!

Im letzten Raum, der den Geistern, Helden und Fabelwesen gewidmet ist, findet man ein Teehaus vor, das man nicht betreten kann:
Stephanie Pflaum reflektiert in ihrer Arbeit auf die in der Japanischen Kunst so omnipräsenten Geister. Ihr Teehaus ist ein atmender Leib. Von Dämonen bevölkert, von Geistern heimgesucht verharrt das Ich in sich selbst. Die anatomischen Zergliederungen, die Assoziationen mit Skeletten, mit Mord und Todschlag, der Sadismus, der sich über das Objekt legt, sind monströs und beschwören das Prekäre jeglicher Lebensgier.“ (Pressetext)

 

Teehäuser, Stephanie Pflaum © Alistair fuller/www.alistairfuller.com

Teehäuser, Stephanie Pflaum © Alistair fuller/www.alistairfuller.com

 

Schlegel packt das Thema ganz anders an und spielt mit dem Raum:
Eva Schlegels Pavillon ist eine Illusion. Ein schwereloses Ersatzobjekt für ein imaginäres Teehaus. Schlegels komplexes Spiel mit Fläche und Raum, mit Leichtigkeit versus Stabilität, mit Licht und Schatten und irreführenden Spiegelungen und Wegen entwickelt einen Interpretationssog, der schier unstillbar ist.“ (Pressetext)

 

Teehaus, Eva Schlegel © Alistair fuller/www.alistairfuller.com

Teehaus, Eva Schlegel © Alistair fuller/www.alistairfuller.com

 

„Das Teehaus von Margot Pilz trägt eine gesellschaftspolitische Botschaft. Ihr Beitrag verrückt gängige Bilder. Zwei alte Menschen präsentieren sich halb nackt und voller Stolz als umgedeutete Pietá und unter dem Zeichen ewiger Liebe. Die Direktheit, mit der sie zu uns sprechen, ist brutal, auch und gerade wegen der perfekten ästhetischen Inszenierung.“ (Pressetext)
Wer Keramik und Porzellan mag, dem wird das schwarze Objekt im Vordergrund nicht entgehen!

 

Teehaus, Margot Pilz, Bild (c) leisure_Oreste Schaller

Teehaus, Margot Pilz, Bild (c) leisure communications_Oreste Schaller

 

Fazit:  Dem Bank Austria Kunstforum ist mit dieser Schau wahrlich ein großer Wurf gelungen!
Für Ausstellungen dieses Formats reist man normalerweise und gern um die halbe Welt. Wir haben derzeit das Privileg, dass wir diese Schätze vor der Haustür haben und genießen können. Man darf sich ruhig zwei Stunden Zeit nehmen und vielleicht danach auch noch ein weiteres Stündchen, um so viel berührende Schönheit zum Beispiel bei einem Spaziergang oder im Kaffeehaus nachhallen zu lassen.

 

 

 

 

Faszination Japan

Monet • Van Gogh • Klimt

Dauer: 10. Oktober 2018  bis 20. Jänner 2019
Öffnungszeiten: täglich 10.00 bis 19.00 Uhr, Freitag 10.00 bis 21.00 Uhr
Adresse: 1010 Wien, Freyung 8
Website: www.kunstforumwien.at

Kuratorin: Evelyn Benesch
Kuratorische Assistenz: Marie-Therese Thier
Ausstellungsmanagement: Veronika Chambas-Wolf, Barbara Gilly
Ausstellungsdesign: deline-Rupert Müller

Eintrittspreise:

Erwachsene………………………………………..11,– Euro
Senioren……………………………………………. 8,50 Euro
Art Start Card (17 bis 27 Jahre) ……………… 6,– Euro
Kinder bis 16 Jahre………………………………..4,– Euro
Familienkarte ………………………………………22,– Euro
Gruppen (ab 10 Personen)…………………… 8,50 Euro
Kinder bis 6 Jahre…………………………………………frei
Personal Art Assistant, öffentliche Führung………. 3,50 Euro

Die Arbeiten folgender KünstlerInnen sind zu sehen:

  • Adolf Beckert …………………… 1884–1929
  • Emile Bernard …………………. 1868–1941
  • Leopold Blauensteiner ……… 1880–1947
  • Pierre Bonnard ………………… 1867–1947
  • George Hendrik Breitner …… 1857–1923
  • Mary Cassatt ………………….. 1844–1926
  • Gyosai Chikamaro ……………. 1831–1889
  • Edgar Degas …………………… 1834–1917
  • Maurice Denis …………………. 1870–1945
  • Keisai Eisen …………………….. 1790–1848
  • Ichirakutei Eisui ……………….. ca. 1775–1823
  • Kikugawa Eizan ……………….. 1787–1867
  • James Ensor …………………… 1860–1949
  • Paul Gauguin ………………….. 1848–1903
  • Vincent van Gogh ……………. 1853–1890
  • Utagawa Hiroshige …………… 1797–1858
  • Josef Hoffmann ……………….. 1870–1956
  • Totoya Hokkei …………………. 1780/81–1850
  • Katsushika Hokusai ………….. 1760–1849
  • Henri–Gabriel Ibels …………… 1867–1936
  • Ludwig Heinrich Jungnickel .. 1881–1965
  • Rudolf Kalvach ………………… 1883–1932
  • Wassily Kandinsky …………… 1866–1944
  • Maria Kirschner ……………….. 1852–1931
  • Paul Klee ……………………….. 1879–1940
  • Gustav Klimt …………………… 1862–1918
  • Oskar Kokoschka ……………. 1886–1980
  • Ohara Koshon …………………. 1877–1945
  • Alfred Kubin ……………………. 1877–1959
  • Hachisuka Kuniaki II …………. 1835–1888
  • Utagawa Kunisada I …………. 1786– 1864/65
  • Utagawa Kunisada II ………… 1823–1880
  • Utagawa Kuniyasu …………… 1794–1832
  • Utagawa Kuniyoshi ………….. 1797/98–1861
  • Georges Lacombe …………… 1868–1916
  • Oskar Laske ……………………. 1874–1951
  • Henri Lebasque ……………….. 1865–1937
  • Hans Makart …………………… 1840–1884
  • Édouard Manet ……………….. 1832–1883
  • Franz Marc ……………………… 1880–1916
  • Claude Monet …………………. 1840–1926
  • Carl Moser ……………………… 1873–1939
  • Kolo Moser …………………….. 1868–1918
  • Edvard Munch ………………… 1863–1944
  • Emil Orlik ………………………… 1870–1932
  • Odilon Redon ………………….. 1840–1916
  • Henri Rivière ……………………. 1864–1951
  • Rokubei …………………………. tätig 2. Hälfte 19. Jahrhundert
  • Yves Saint Laurent …………… 1963–2008
  • Alfred Stevens …………………. 1823–1906
  • Bertalan Székely ……………… 1835–1910
  • Henri de Toulouse-Lautrec … 1864–1901
  • Utagawa Toyokuni II …………. 1777–1835
  • Kitagawa Utamaro …………… 1753–1806
  • Félix Vallotton ………………….. 1865–1925
  • Édouard Vuillard ………………. 1868–1940
  • Anna Wagner ………………….. tätig um 1900
  • Marianne von Werefkin ……… 1860–1938
  • Tsukioka Yoshitoshi …………. 1839–1892
  • Maria Zeiller–Uchatius ………. 1882–1958
  • Franz von Zülow ………………. 1883–1963

Die zeitgenössischen Interventionen stammen von den österreichischen Künstlerinnen:

  • Stefanie Pflaum
  • Margot Pilz
  • Eva Schlegel

Keke Tipps:

  1. Wer einfach nicht genug bekommen kann von den Impressionisten, der muss derzeit nicht ins Flugzeug steigen, sondern kann sich noch bis zum 9. Jänner 2019 an einer Retrospektive zu Claude Monet in der Wiener Albertina erfreuen.
  2. Zur Ausstellung gibt es ein großartiges Begleitprogramm für Kinder und Erwachsene!
  3. Außerdem ist ein umfangreiches Buch erschienen, das sowohl im Museumsshop, als auch im gut sortierten Buchhandel erworben werden kann: „Faszination Japan. Monet · Van Gogh ·Klimt“, ISBN 978-3-86828-882-7, erhältlich um 32,- Euro.

Dieser Beitrag entstand in freundlicher Zusammenarbeit mit der UniCredit Bank Austria AG.

(Beitragsbild: Faszination Japan, Eingangshalle im Bank Austria Kunstforum Wien © Alistair fuller/www.alistairfuller.com)

 

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