Kunst. Die Kommune, Mogens Rukov und Thomas Vinterberg

Die Kommune

Ein dänischer Regisseur, Mitbegründer der Dogmafilmbewegung, der im Akademietheater sein neues Stück inszeniert. Kann das gut gehen? Hierauf ein klares: Ja! Nach “ Das Begräbnis“ zieht es Thomas Vinterberg zum zweiten Mal mit „Die Kommune “ nach Wien, auch die fruchtbare Zusammenarbeit mit Mogens Rukov wiederholt sich.

Der Inhalt ist schnell umrissen. Die Kommune, das sind das Ehepaar Erek und Anna und ihre Tochter Freya, das Paar Ditte und Stefan, die Singles Virgil, Mona und Ole. Ort des Geschehens: eine großbürgerliche Villa in Kopenhagen  im Jahr 1975, die Erek von seinem Vater geerbt hat. Erzählt wird der Alltag in der Kommune – diese droht nämlich plötzlich zu zerbrechen als Erek sich verliebt und Emma, seine Geliebte, auch in die Villa einziehen soll…

Wer Thomas Vinterbergs Filme kennt, wird überrascht sein: dieses Stück ist ungewohnt heiter. „Die Kommune“ strotzt vor Charme, Witz und Zwischenmenschlichem. Den Protagonisten geht es um das Aufbrechen der üblichen Konventionen und trotzdem spart Vinterberg dann doch nicht mit Klischees und wunderbaren Absurditäten so wird z.B.  in Windeseile  eine Leiter zum Weihnachtsbaum umfunktioniert und traditionell geschmückt um dann auch noch besungen zu werden. Hier sei die beeindrucken zeittreue Ausstattung erwähnt!
Vieles sieht man voraus, so unkonventionell die Hausgemeinschaft, so ehern die Gesetze, denen die Beziehungen folgen, doch bleibt man immer interessiert am Schicksal jeder einzelnen Figur.

Der Kurier schrieb zur Premiere: “ Sie, die Schauspieler, machen Vinterberg das schönste Geschenk. Sie spielen seine Figuren nicht, sie leben und atmen sie. Auf der Bühne menschelt es. Sehr sympathisch ist das.“ Die Spiellust der Darsteller kommt gut über die Rampe bis in die letzten Reihen. Das Stück war zu Probenbeginn noch nicht fertig, manches entwickelte sich in der gemeinsamen Arbeit, so wählte zum Beispiel die großartig agierende Elisa Plüss den Namen Freya für die Figur der vierzehnjährigen Tochter selbst aus. Das gemeinschaftliche Erarbeiten passt zum Stück, das Stück dem Publikum. Ein stimmiger Abend, amüsant und genug in die Tiefe gehend, dass es gerade nicht schmerzt.

Gut gemeinsam zu genießen, weil sicher im Anschluss für Diskussionsstoff gesorgt ist. Nicht so gut geeignet für Menschen jeden Alters, die mit Nacktheit auf Bühnen ein Problem haben und unbedingt eine große Pause brauchen.

Wer Lust auf mehr bekommen hat, dem möchte ich auch noch Vinterbergs Filme ans Herz legen – allen voran „das Fest“.
Eines sei hier versprochen, dieser Film  bewegt und lässt einen nicht mehr los.

Die Kommune, Mogens Rukov und Thomas Vinterberg, Akademietheater, Lisztstraße 1 1030 Wien
www.burgtheater.at
Termine: 19., 27. und 30.11.2011, ab 19.30 bzw. 19.00, Aufführungsdauer: 2 Stunden
Besetzung: Regina Fritsch, Dorothee Hartinger, Alexandra Henkel, Elisa Plüss, Adina Vetter, Dietmar König, Fabian Krüger, Joachim Meyerhoff, Tilo Nest.

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