Brigitte Konyen und Thomas Albdorf bei der Eröffnung von "Oh Fail, You Beauty"

Brigitte Konyen und Thomas Albdorf bei der Eröffnung von „Oh Fail, You Beauty“

Oh Fail, You Beauty, Thomas Albdorf in der Fotogalerie Wien

Es ist schwer zu erkennen, wer über das Internet bescheid weiß. Oberflächliches Wissen über die Gesetzmäßigkeiten des Web wird inzwischen vorausgesetzt, aber je tiefer man in die sich verzweigende Vielfalt gelangt, desto obskurer werden die Codes, und desto unwahrscheinlicher deren Offline-Offenbarung. Doch nicht nur Umgangsformen und Inhalte werden hermetischer, je weiter man sich vorwagt, auch die dem Internet eigene Ästhetik kann befremdlich wirken.

Dabei ist es wenig überraschend, dass genau diese Internet-Ästhetik wichtige Fragen zu unserem Bildverständnis, zum Verständnis von Medien überhaupt stellt. Aus aktuellem Anlass sei als Beispiel dafür Thomas Albdorf gennant, dessen Ausstellung Oh Fail, You Beauty gerade im Zuge der Ausstellungsserie SOLO der Fotogalerie Wien eröffnet hat.

Albdorf bearbeitet erklärterweise einen „abstrakten, virtuellen Bildraum“. Der Ausstellungsort für seine Arbeiten war bisher auch primär ein virtueller: seine Website, Tumblr, Instagram. Nun widmet ihm die Fotogalerie Wien, die mit dem Format SOLO seit 2010 junge FotokünstlerInnen fördert, eine Einzelausstellung. Für jemanden, der die Bilder aus dem Internet kennt, mag ihre physische Präsenz wohl ähnlich unwirklich sein, wie für andere die Vorstellung Kunst im Internet anzusehen. So gehörte etwa auf der inzwischen ruhenden Internet-Art Plattform The Jogging, die auch Albdorf bisweilen bespielte, das Darstellen virtueller Objekte als seien sie in einer „echten“ Galerie zum guten Ton. Jetzt scheint sich das Blatt gewendet zu haben.

Study for Flower [ 1 ] (from: „A Song of Nature, Part 1“), 2014 Pigment-Print, 80 × 60 cm

image1764

„Untitled #15 (from: Former Writer: Colour on Surface)“, 2013 Pigment-Print, 80 × 80 cm

„Untitled #1 (from: Former Writer: Colour on Surface)“, 2013 Pigment-Print, 80 × 60 cm

Albdorfs Arbeiten sind aber keineswegs ein flüchtiger Internet-Trend, den der launische Hype in eine Galerie geschwemmt hat. Mittelpunkt ist ein Thema, das die Kunst seit jeher beschäftigt: Was geschieht mit dem Objekt und dem Raum, wenn sie künstlerisch verwertet werden? Die Methodiken der Wiedergabe von Umwelt und der Darstellung von Räumlichkeiten waren immer eine der großen – oft impliziten, bei Albdorf aber in den Vordergrund gebrachten – Baustellen der Kunst. Damit ist es nichts Geringeres als unser Verständnis des Bildraumes, das sich auf dem Prüfstand befindet, wenn Albdorf Ebenen verschränkt, Tiefe suggeriert und allgemein mit seinen Objekten spielt. Schließlich kommt man nicht umhin einzugestehen: Das Foto ist flach.

Dieser Konflikt zwischen Bildraum und Fläche ist so alt wie die künstlerischen Ambitionen des Menschen, eskaliert wird er aber stetig durch die Technologie. In einigen Serien exerziert Albdorf folglich auch an altehrwürdigem Material: die „Natur“, die Landschaft, die Pflanze – eigentlich natürlich ihre Dargestelltheit. Anderswo lässt er die Spuren digitaler Manipulation wie unabgearbeitete Gussnähte stehen. Es ist genau diese sich in Distanzlosigkeit ergehende Kritik des bildräumlichen Handwerks, die dort, wo der Künstler Oberflächen schachtelt, schichtet und dann wieder einebnet, das Faszinierende an Alborfs Œuvre ausmacht. Von dem unversehrten Ideal des Bildes ist man nach Oh Fail, You Beauty jedenfalls durch ein veritables ‚uncanny valley‘ getrennt.

„Diagonal (from: I‘m not yet Out of the Woods)“, 2012 Pigment-Print, 60 × 40 cm

„Untitled #4 (from: Former Writer: Colour on Surface)“, 2013 Pigment-Print, 80 × 60 cm

03_albdorf_florence

„Evelyn Shaking a Bottle of Water“, 2013 Pigment-Print, 45 x 30

 

SOLO VI: Thomas Albdorf: Oh Fail, You Beauty

Bis 21. März 2015 in der Fotogalerie Wien
Währingerstraße 59/ WUK, 1090 Wien

Dienstag und Freitag 14.00 bis 19.00 Uhr, Mittwoch und Donnerstag 12.00 bis 19.00 Uhr, Samstag 10.00 bis 14.00 Uhr.
12. März 2015, 19.00: Werkstattgespräch mit Thomas Albdorf

35sterne

Dein Kommentar

keke Spam-Abwehr: *