Skyfall: in jedem Mann steckt ein Stück Bond.Foto © sinatSchon lange habe ich mich nicht mehr so auf einen Film gefreut, zugegeben.
Bin ich das Opfer einer internationalen Marketing-Maschinerie oder der eigenen Sentimentalität? Gleichviel.

Die Vorfreude auf den 23. Bond, Skyfall, wurde jedenfalls nicht enttäuscht.
So will man unterhalten werden!

Bond verfolgt einen Datenräuber. Die Liste der weltweit in Terrororganisationen eingeschleusten Undercover Agenten ist in falschen Händen. Spektakulär und der Ausgabe zum Jubiläum würdig jagt man mit Motorrädern über den Dächern Istanbuls, mit Baggern und auf Zugdächern.
Durch eine diskussionswürdige Entscheidung M’s wird Bond und nicht der Gejagte erschossen.
Die Liste ist weg, Bond auch, aber die Frau hat Eier, möchte man fast sagen.

Schnell wird klar, dass der Feind diesmal aus den eigenen Reihen kommt. Und zwar nicht in Form des zunehmenden Alters, das hier äußerst vielschichtig und witzig thematisiert wird. Bond pflegt sein Hobby, die Auferstehung, neben Frauen und Alkohol.
Er erscheint Monate später reichlich zerknittert wieder auf der Bildfläche als die Zentrale des MI6 und damit M empfindlich getroffen werden.

Trotz Cyberkriminalität und Generationenwechsel nicht nur in der Abteilung Q wird im neuen Bond auch sehr traditionell gekämpft. Muskelkraft, Gerhinschmalz, Mann gegen Mann, Selbstgebasteltes, ein Messer.
Die Drehbuchautoren haben alle Elemente eines klassischen 007-Abenteuers elegant untergebracht und einige Neuerungen stimmig hinzugefügt. Die brillante Regie von Sam Mendes perfektioniert den zukunftsweisenden Jubiläumsfilm zum 50iger.

Man hat es schon im Trailer erahnen können: Bond (und Daniel Craig) wird besser. Menschlicher.
Der Mann mit der Lizenz zum Töten darf müde sein und auch so aussehen. In Verlauf der Handlung und zurück im Dienst entknittert sich sein Gesicht übrigens. Aber der Zahn der Zeit nagt auch an Doppelnullagenten.
Wird uns der Held dadurch näher? Obwohl, der Weg zur großen Karriere beim Geheimdienst ist wohl nur den wenigsten von uns vorgezeichnet… Ja, die Identifikation mit 007 verstärkt sich. Eine Konstruktion, die schon bei Clooney in The American nicht unwesentlich war.

Und weil ohnehin schon viel zu diesem Film geschrieben und gesagt wurde, hier ein paar bemerkenswerte Details:
Das Product Placement ist teils stimmig, teils unglaubwürdig: Ja zu Tom Ford als Agenten Dresscode und nein zu Vaio als Ausstatter des MI6. Andererseits, ich hab‘ auch einen…
Schöne Zitate aus der Filmgeschichte entdeckte sinat: das erste Erscheinen des Bösewichts (unübertreffbar Javier Bardem) erinnert an Dr. Frank N. Furter, der auch einem Lift entsteigt. Und die rettenden Hubschrauber kreisen so schön über einer Geisterinsel wie im Apocalypse Now…

Für Menschen, die solides, sehr unterhaltsames Actionkino schätzen:
schöne Autos, scharfe Frauen, spritzige Dialoge, Bond, James Bond.

 

 

 

Skyfall

2012, GB/USA/Türkei, 143 min
Drehbuch: John Logan, Neal Purvis, Robert Wade, Ian Flemming (Figuren)
Regie: Sam Mendes
mit Daniel Craig, Judi Dench, Javier Bardem, Naomie Harries, Ben Wishaw, Ralph Fiennes, Bérénice Marlohe, Ola Papace, Albert Finney,…

FSK 12 Jahre
Originalfassung empfohlen!
Bond schießt in vielen Wiener Kinos.

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