In einer besseren Welt (2010, Regie: Susanne Bier).
Vermutlich wollten die Verleihfirmen den dänischen Originaltitel „Hævnen“ nicht wörtlich mit „Vergeltung“ oder gar „Rache“ übersetzen um die Chancen des Oskar- und Golden Globegewinners 2011 an den internationalen Kinokassen nicht zu mindern.

Susanne Bier geht dem Entstehen von zwischenmenschlicher Aggression und seinen Folgewirkungen auf den Grund.
Die Meisterin des Gesellschaftsporträts macht den Handlungsbogen an Entscheidungen im Angesicht von physischer und psychischer Gewalt fest.

Anton arbeitet als schwedischer Arzt in einem afrikanischen Flüchtlingscamp.
In seine Krankenstation werden auch Freiheitskämpfer behandelt, die mit der Zivilbevölkerung menschenverachtend verfahren. Die Herausforderung den eigenen ethischen Ansprüchen zu genügen und unparteiisch zu bleiben, wächst stetig.

Antons zweite „Front“ ist in Dänemark, wo er sich mit Marianne in Trennung befindet.
Via Skype und während gelegentlicher Besuche übt er sich eher als Kumpel denn als Vater des Sohns der beiden, Elias. Dieser wiederum findet als ständiges Opfer seiner Klassenkameraden in Christian, dem neu hinzukommenden Schüler, einen skrupellosen Beschützer.

Christians Mutter starb vor kurzem an Krebs und sein Vater Claus ist beruflich oft auf Reisen.
Claus hatte Christian im Endstadium der Krankheit von seiner Mutter ferngehalten. In blindem Unverständnis begegnet Christian seinem Vater mit kalter Aggression.

Die Gefahr eskalierender Gewalt spannt sich im Verlauf der Handlung an zwei Entwicklungen auf.

Ein Warlord, der sich an jungen Schwangeren vergeht, drängt sich Anton als Patient auf. Krankenhelfer, Mitkämpfer und Dorfbewohner bedrängen Anton daraufhin in konfliktschwangerer Nervosität. Zuhause wird Elias derweilen von Christian zur Kollaboration beim Anschlag auf den Vater eines Mitschülers angestachelt, der Anton bei der friedfertigen Beendigung eines Bubenstreits ungeahndet geschlagen hatte.

Am spannend und dramaturgisch gelungenen Höhepunkt des Films steht ein Triptychon der Entscheidung zwischen Vergeltung und Deeskalation.

Unbedingte Empfehlung.
Paarfähig – mit garantiert reichhaltigem Dialog im Anschluss!

In a Better World
2011, Schweden-Dänemark, 119 min
Drehbuch: Anders Thomas Jensen
Regie: Susanne Bier
mit: Mikael Persbrandt, Trine Dyrholm, Ulrich Thomson,..

Als DVD, Blu-ray, itunes zum Beispiel auf www.amazon.com.

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3 comments

  1. club

    so verdient, die auszeichnungen für susanne bier!
    gut geschrieben und auf den punkt gebracht der artikel.
    habe mich beim lesen wieder an alles erinnert und auch an die gefühlswelten, die dieser film mir geschenkt hat.
    kann man ein mal im jahr wiedersehen.

  2. Andrea Pickl

    susanne bier ist immer großartig! mein lieblingsfilm: nach der hochzeit mit einem ganz wunderbaren mads mikkelsen.auch sehr sehenswert!