MIttsommernachtstango, Filmplakat
Aki Kaurismäki sagt im Vorspann, dass der Tango nicht aus Argentinien stammt, sondern aus Finnland.
Mit Inbrunst und einem hohen Maß an Glaubwürdigkeit.
So ein Schwachsinn, oder?

Der dokumentarische Roadmovie Mitsommernachtstango macht sich auf die Suche nach den Beweisen für Kaurismäkis Behauptung.

Buenos Aires, ein winziges Kaffeehaus, drei Männer, ein Auftrag: Tango.
Ein Sänger, ein Bandoneonspieler und ein Gitarrist betrachten die Landkarte von Finnland und schmunzeln: fünf Millionen Einwohner.
Das kann nicht sein. Allein Buenos Aires hat drei.
Aber es gibt über 180.000 Inseln dort! Ein anerkennender Pfiff dreht die Stimmung um.

Man diskutiert das Gerücht, dass der Tango aus Finnland stammen soll.
Man probt, tanzt, singt, philosophiert.
Und wir dürfen erste Reihe fußfrei dabei sein.
Irgendwann ist es genug und die drei Musiker machen sich tatsächlich auf die Reise, um den Dingen auf den Grund zu gehen.

Und so wie zuerst Buenos Aires im Rahmen der Handlung mit wohlwollendem Blick in ein weiches Licht getaucht wurde, darf dann Finnland glänzen:
die tiefgrünen Wälder und die schnurgeraden Straßen teilen die Leinwand vertikal oder horizontal. Die Kamera schwenkt nie.
Und ich wünsche mir schon wieder ein Google Glass auf der Nase zu haben, um die Bilder festhalten zu können, so schön.

Wir nehmen in der Mitsommernacht an einer finnischen Milonga teil, am ersten Saunabesuch der Argentinier, treffen eine musikalische Familie, kiebitzen, als die Finnin den Argentinier im Tangogesang unterrichtet und treffen einen großen Schlagerstar aus den 1960er Jahren.
Man möchte, dass es nie aufhören möge.
Denn, was all diese Menschen eint, ist neben großem Können die mitreißende, bedingungslose Liebe zur Musik.
Dieses ‚Wo man singt, da lass‘ dich ruhig nieder.‘ bekommt wieder Bedeutung.
Und plötzlich ist es gar nicht mehr so wichtig, wer ihn erfunden hat, den Tango.

Ein kleiner Film, der eine großen Kinoleinwand verdient.
Nicht nur für Tango-Afficionados.

Und dass der Wiener Walzer laut Kaursimäki auch aus Finnland stammen soll, ist eine ganz andere Geschichte …

 

 

Mittsommernachtstango

2013,  Deutschland / Argentinien / Finnland, 84min
Drehbuch und Regie: Viviane Blumenschein
mit Pablo Greco, Aki Kaurismäki, Diego Kvitko, Chino Laborde, Kari Antero Lindqvist, …
FSK jugendfrei

Der Film läuft schon eine ganze Weile, da heißt es schnell sein: derzeit im Admiral Kino!
Wen das Tangofieber gepackt hat, der findet hier viel Information.

35sterne

 

 

Dein Kommentar

keke Spam-Abwehr: *