Redet man, wenn man am Yppenplatz in der Sonne sitzt, über die Gentrifizierung?
Ich glaube, die Gespräche reichen eher vom Sinieren über den
richtigen Zeitpunkt für’s erste Bier nach der vergangenen Nacht bis zu:
wer von den Kindern mit wem am Wochenende wohin zum Spielen kommt.
Zumindest am Samstag Mittag, wenn der Yppenmarkt langsam
abgebaut wird.
Aber um den Markt kümmern sich von denen, die hier im zusammengewachsenen, besonnten Gastgarten der vielen Lokale sitzen, erstaunlich wenige. Die mit Einkaufstaschen bepackten ziehen meist gleich weiter – ob die alle aus dem Grätzl sind oder von weiter hierher kommen?

Der Yppenmarkt ist das dicke Ende des Brunnenmarkts am Samstag Vormittag.
Es ist ein Bauernmarkt mit vielen Bioangeboten.
Nach der extremen Kälte ‘wachsen’ jetzt wieder mehr und mehr Stände aus dem Boden.

 

Was bei heimischen Bauern jetzt schon wächst?
Nicht viel mehr als Spinat – aber immerhin! Der kleinblättrige ist besonders fein für Spinatsalat und den kann man bekanntlich aus Tiefkühlspinat nicht zubereiten.
Was gerade in Italien Saison hat, habe ich beim Biogroßhändler Diem gefunden: neben Artischocken auch Puntarelle und Cime di rapa – entdeckenswert! Zu finden neben dem Feinkostladen, Vinothek, Bar
‘La Salvia’.

 

 
Von der letzten Erntesaison gibt’s noch gelagerte Äpfel. Am Yppenmarkt in vielen verschiedenen Sorten, die jetzt bestens geeignet sind für Apfelkuchen, Torten und anderes Süßes: für den Apfelstrudel, den meine Mutter macht, bringe ich ihr am liebsten die angenehm säuerliche Sorte Boskop (rot oder grün) mit. Man nennt ihn ‘Lederapfel’, wenn man ein bisserl gemein ist, oder ‘Schöner aus Boskoop’, wenn man ihn bewundert. Das klingt nicht nur Holländisch, es ist auch ein veredelter Wildling von ebendort. Mit den im Supermarkt erhältlichen Sorten läßt sich lange nicht so gut kochen.

 

Apfelkompott ist die ideale Ergänzung zu Schweinsbraten, und Fleisch, davon gibt es genug am Yppenmarkt. Vieles ist recht fett,
aber muss Fleisch von einer glücklichen Sau nicht genau so aussehen?

Mir gefällt auch der kleine ‘Biofisch’ Stand vorm Restaurant ‘Wetter’ mit seinem Angebot an Süßwasser Fischen und fliegenden Fischen (= Biogeflügel).

So früh im Jahr wie jetzt bestimmt aber vor allem die große Käseauswahl das Marktbild.

 

Bei einem Blick um’s Eck in die Brunnengasse zu den Ständen türkischer und anderer Nationalitäten – die ersten Erdbeeren!
Auch wenn sie so verführerisch leuchten, dass ein Kind nicht anders kann als sich schnell eine in den Mund zu stecken, ich würde die ja eigentlich links liegen lassen. Erdbeeren, die bei uns im Mai reifen, noch halb im Winter von weit her, die schmecken nicht und sind hart wie unreife Äpfel, denke ich mir. Roh ist es wie erwartet, aber meine Mutter, die diesem Rot auch nie widersteht, hat daraus Marmelade gemacht – und die ist sogar noch besser als die köstlichen Marmeladen vom ‘Staud’ (Pavillon direkt
auf dem Yppenplatz in einem der Markthäuser). Bleibt halt die Frage, was da für Spritzmittel mit im Glas vom Selbstgemachten sind.

 

Manche bedauern, dass das Sauerkraut am Yppenplatz verschwindet. Ich denke dabei wie schade, dass es am Markt kein offenes Sauerkraut gibt. Während die anderen das immer gleiche, gern verkochte Essen in verrauchten Beisln mit Alkoholfahne zu vermissen meinen. Lokale, die meiner Meinung nach ein eingeschränktes Publikum ansprechen.
Was ich beim Samstagsspaziergang sehe, ist ‚yppiger‘ Platz für die Vielfalt – und die Entwicklung läuft (noch?) nicht in eine falsche Richtung und die, die hier wohnen können, sind hoffentlich besonders glücklich darüber.

 

 

La Salvia

Yppenplatz: Ecke Weyprechtgasse / Schellhammergasse
Tel.: 01 / 236 72 27
website: www.lasalvia.at
E-mail: negozio@lasalvia.at
Öffnungszeiten: Di 17.00-22.00 Uhr, Mi bis Fr 10.00-22.00 Uhr, Sa 9.00-17.00 Uhr, Fei geschlossen

 

Wetter

Payergasse 13, 1160 Wien
Tel.: 01/406 07 75
Öffnungszeiten: Di bis Fr 17.00-24.00 Uhr, Sa 10.00-24.00 Uhr
Küche: Mo-Fr 18.00 bis 22.30 Uhr und Sa 11.00 bis 22.30 Uhr

 

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